Cellitinnen 4_2014_051114-1

Cellitinnen Forum

04/2014 Zeitschrift der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria

■ Titel/Thema Leben mit dem Sterben verbinden S.4

■ Glauben/Leben

■ Idee/Einsatz

Sternwallfahrt S. 28

Vertrauliche Geburt S. 46

Inhaltsverzeichnis

2 3

Vorwort

Leben mit dem Sterben verbinden Ein Abschied in Würde

Titel Thema

4-7 8-9

Sterbende begleiten

Förderverein sichert Existenzgrundlage

10-12

Warten auf den Spatenstich

13

Klein, aber fein

14-15 16-17

Medizin Betreuung

Onkologisches Zentrum gegründet Gynäkologische Laparoskopie „Tragt das Licht in die Welt“ Gemeinsam geht auch Samba Neuer Chefarzt für Innere Medizin Stelle besetzt aus eigenen Reihen St. Anna Klinik mit neuem Chefarzt Neurologie unter neuer Leitung Position neu besetzt

18 19

Profile Personen

20-22

23 23 24 24 25 25

50 Jahre vor Ort

„Alles was atmet, lobe den Herrn!“

26-27 28-30 31-33 34-35

Glauben Leben

Segen und guter Geist

Wegbegleiter des Lebens XVII. Teil

Orden vor Ort, Teil III

Abschied vom Petrus-Krankenhaus Unsere Pilgerreise endet im Tod

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Toben, Spielen, Basteln Burg Ranzow feiert!

Feste Feiern Lehren Lernen Idee Einsatz

„Wir gehören nicht an den sozialen Rand!“

40-41

Herzlichen Glückwunsch Abenteuer Drillinge Vertrauliche Geburt „Türen auf für die Maus“

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43-45 46-47

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Spaziergang durch Gehirn und Darm Ökumenische Krankenhaushilfe Bis in den letzten Winkel erkunden Veronika will hoch hinaus! Perspektiven neu gestalten Gesundheitsmagazin Wuppertal Bewerber im Minutentakt Ausgezeichnete Architektur Deutschland ist Weltmeister Münzsammlung abzugeben? Sklerose-Expertenzentrum in Wuppertal Visitation im St. Adelheidis-Stift Was macht eigentlich…? Abenteuer Senegal, Teil II

54-58

Kultur Freizeit Kurz Kompakt

Herzlich willkommen! Veranstaltungen

Behandlungsschwerpunkte

64-65

Impressum

65

Kontakte/Angebote

66-67

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Vorwort

Liebe Leserinnen, Liebe Leser,

die sieben Werke der Barmherzigkeit: Hungrige speisen, Durstige tränken, Fremde beherbergen, Nackte kleiden, Kranke pflegen, Gefangene besuchen, Tote bestatten. Ist nicht gerade die Weihnachtszeit mit ihrem blinkenden und grellen Glanz und mit ihrem übersteigerten Konsumrausch eine gute Gelegenheit, an diese ‚gelebte Nächstenliebe‘ zu erinnern? Ich habe es an dieser Stelle schon mehrfach getan und ich bin der Meinung, dass man es gar nicht oft genug tun kann. Lassen Sie mich diesen sieben Werken der Barmherzigkeit hier und jetzt ein weiteres hinzufügen, nämlich Sterbende begleiten, und damit ganz bewusst auf unser Titelthema hinweisen. Was vor zwei, drei Generationen noch eine Selbstverständlichkeit war, das Sterben zu Hause, im Kreise der Familie,

wird zur Ausnahme. Dabei wünschen sich zwei Drittel der Bevölkerung gerade dies. Die Realität sieht anders aus: Die meisten Menschen, nämlich über 40 Prozent, sterben im Krankenhaus, etwa 30 Prozent in einer stationären Pflegeeinrichtung und nur 25 Prozent in der häuslichen Umgebung. In einer Gesellschaft, die das Sterben und den Tod immer mehr in den Hintergrund drängt, die wegen der familiären Situation und der sozialen Struktur nicht mehr lernt, mit dem Sterben, mit Tod und Trauer umzugehen, ist es wichtig, Möglichkeiten und Orte zu schaffen, wo Menschen im Sterben begleitet werden. Orte, an denen mit den Worten von Cicely Saunders, der Begründerin der modernen Hospizbewegung, dem Leben nicht mehr Tage gegeben werden, sondern den Tagen mehr Leben; wo der körperliche Schmerz genommen, Pflege ohne Hast geleistet, gemeinsam gelacht, geweint und auch gebetet wird. Wir sind froh und dankbar, von Trägerseite einen solchen Ort mit dem Hospiz St. Vinzenz anbieten zu können. Wir möchten Ihnen in unserem Titelthema diesen Ort vorstellen und Ihnen einen Einblick in den Hospizalltag geben. Wir möchten Ihnen zeigen, mit welcher Hingabe und welchem Engagement unsere haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter ihre Aufgaben erfüllen. Hinweisen möchten wir Sie aber auch auf die Kraftakte, die dem Förderverein und dem Träger abverlangt werden, um den zehnprozentigen Eigenanteil am Betrieb des Hospizes zu finanzieren. Wir hoffen und wünschen, dass sich im Jahr 2015 endlich die Pläne zum Hospizneubau mit ansprechender Architektur und einem angeschlossenen Garten verwirklichen lassen, denn wir möchten den Tagen mehr Leben und den Sterbenden einen würdigen Abschied schenken.

Hans Mauel Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria

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Titel Thema

Ein Abschied in Würde Ein Tag im Hospiz St. Vinzenz

sind nicht Patienten, sondern Gäste im Hospiz.) ist gerade bei seiner zweiten Tasse Kaffee angelangt. Er hat heute einen ‚guten‘ Tag, denn er ist nahezu schmerzfrei. Frau S. ver- zichtet auf das Frühstück. Mittags gibt es Grünkohl, vielleicht hat sie ja dann mehr Appetit. „Wir zwingen niemanden zu irgendetwas. Unsere Aufgabe ist es, den Menschen hier ihre letzten Tage oder Wochen so angenehm wie nur möglich zu ge- stalten“, so die Pflegedienstleiterin. Nicht selten kommen Gäste in ei- nem psychisch und physisch labilen Zustand in das Hospiz. Dann sorgt das zehnköpfige Pflegeteam für Ab- hilfe. Sie nehmen sich Zeit für Pflege und Gespräche. Wenn die Men- schen merken, dass sie hier gut aufgehoben sind, öffnen sich viele. „Wir hören hier Lebensgeschichten, von denen selbst die engsten An- gehörigen nichts wissen“, erzählt Martina Mann. Mittlerweile sitzen wir mit Schwester Doris, Pfleger André, den beiden Pflegeschüle- rinnen Josi und Lena sowie Gast Jo in der Wohnküche. Sie erzählen, wie Gäste aufgrund der guten Für- sorge manchmal neuen Lebensmut fassen. Jo ist so ein Fall. Er lebte bis vor kurzem in einemWohnheim in Vingst. Krebs und Metastasen setzen dem 59-Jährigen zu und er war einsam. Sein Arzt empfahl ihm, in das Hospiz St. Vinzenz zu ziehen, und leitete alles in die Wege. „Ich Abschied nehmen

8:30 Uhr – quer durch das Köl- ner St. Vinzenz-Hospital führt der Weg zum gleichnamigen Hospiz, das sich seit 1999 auf zwei Etagen im Gebäude des Krankenhauses befindet. Was mich wohl hinter der Tür erwartet? Martina Mann, die Pflegedienstleiterin des Hos- pizes, öffnet mir und heißt mich willkommen. Schnell wird klar, hier herrscht eine andere Atmosphäre als auf den Krankenhausfluren. Es ist ruhig, ohne wirklich still zu sein. Die Pflegemitarbeiter tragen All- tagskleidung, die Räume strahlen ein wohnliches Ambiente aus.

steht ein Rundgang an. Auf zwei Etagen befinden sich neun Zim- mer. Alle sind in warmen Farb- tönen gestrichen und praktisch, aber liebevoll eingerichtet. Auf der zweiten Etage gibt es außerdem einen Raum und eine Teeküche für Angehörige. „Auch die brauchen mal eine Pause oder einfach Zeit, sich mit anderen auszutauschen; gerade wenn es auf das Ende zu- geht und sie womöglich Stunden am Bett des Sterbenden sitzen“, erklärt Martina Mann. Herzstück des Hospizes ist aber die geräumige Wohnküche. In der Mitte steht ein großer Tisch, der mindes- tens 12 Personen Platz bietet. Wer möchte, findet hier Gemeinschaft. Gast Jo (Red.: Die Schwerstkranken

Die Einrichtung

Bevor ich den Mitarbeitern bei ihrer Arbeit über die Schulter schaue,

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war erleichtert, den Platz zu be- kommen, als aber dann der Tag des Umzugs nahte und ich schließlich ein letztes Mal meine Wohnungstür abschloss, da wurde mir doch flau“, erinnert sich Jo. Der erste Schritt ins Hospiz fällt schwer, das bestätigt auch Frau K., die vor einigen Tagen ihr Patien- tenzimmer im St. Vinzenz-Hospital gegen ein geräumiges Zimmer im Hospiz tauschte. Vor drei Jahren diagnostizierten die Ärzte Brust- krebs. Eigentlich wollte sie nach dem letzten Krankenhausaufenthalt nach Hause. „Das hätte ich aber gar nicht mehr geschafft.“ Das Zimmer- angebot im Hospiz war für sie auf der einen Seite Erlösung, anderer- seits wurde ihr aber auch deutlich, nun tatsächlich nicht mehr viel Zeit zu haben. „Die Erkenntnis nahm mir kurz die Luft weg“, so Frau K. Wie ihr undJogeheesvielenGästen, bestätigt Schwester Doris, doch die meisten fänden sehr schnell ihr in- neres Gleichgewicht und ihren Frie-

den wieder. Jo beispiels- weise sei anfangs sehr verschlossen gewesen. „Er hat viel Gutes, aber auch viel Sch l echtes

Jo mit Schwester Doris (li.) und Martina Mann

erlebt“, erzählt sie und Jo nickt zu- stimmend. „Es hat etwas gedauert, ihn davon zu überzeugen, Frieden mit seinem Leben zu schließen, sich selbst die schlechten Dinge zu vergeben, bevor er geht. Und dann wollte er keine Schmerzmittel nehmen. Nach durchwachten und durchlittenen Nächten haben wir zwei dann mal Hochdeutsch mit- einander gesprochen, nicht wahr, Jo?“ Jo lacht und gibt zu, dass es ihmmit den Medikamenten wesent- lich besser gehe und er sich jetzt hier richtig wohlfühle. „In Köln ge- boren und bald in Köln begraben“, scherzt er. Seinen sechzigsten Ge- burtstag im nächsten April würde er gerne noch feiern. Ob er das

noch schafft, Jo ist da skeptisch. Doch morgen in der Wohnküche ein Stück Käsekuchen ausgeben, mit Schwester Doris in der kom- menden Woche noch ein Feier- abendbier trinken, das sollte drin sein. Und irgendwie muss er noch an eine CD der deutschen Rock- Band Rammstein kommen. Das ist nämlich seine Lieblingsgruppe. Und dann hat er eine Bitte: „Schrei- ben Sie ruhig, dass das Essen hier richtig lecker ist – ja, richtig lecker.“ So, jetzt sei aber wieder Zeit für eine Zigarette, meint er, und fährt mit seinem Rollator Richtung Raucher- zimmer. Martina Mann und Schwester Doris haben das Hospiz 1999 mit auf- gebaut. Auch andere Mitarbeiter sind seit Jahren hier tätig. Wie hält man es aus, tagtäglich Abschied zu nehmen, sich mit dem Tod und den Lebensbeichten auseinanderzuset- zen? Immerhin sterben im Hospiz St. Vinzenz jährlich 130 bis 140 Menschen. Die Pflegedienstleiterin und ihre Kollegin geben zu, dass es Fälle gibt, die ‚unter die Haut‘ gehen; wenn beispielsweise junge Menschen sterben und kleine Kin- der hinterlassen. Doch die Regel sei Aushalten

Hospiz-Gedenkfeier: Der Zug des Lebens

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Titel Thema

das nicht. In Supervisionen lernen die Mitarbeiter, eine gesunde Dis- tanz zu den vielen Schicksalen zu wahren, ohne teilnahmslos zu sein. Viele haben Hobbys, bei denen sie gut abschalten können. Und sich auszutauschen hilft. Da sie ein ein- geschworenes Team bilden, fällt das nicht schwer. Viel anstrengender als die Pflege der Gäste sei die Auseinandersetzung mit deren Angehörigen. „Von laut ausgetragenen Erbstreitigkeiten, von Menschen, die ihre Ohnmacht kaum aushalten, der Mutter oder dem Partner nicht mehr helfen zu können, von Kindern und Eltern, die nicht gelernt haben, miteinander zu reden und die jetzt reden müssen, können wir viele Geschichten er- zählen“, seufzt Schwester Doris. „Die Angehörigen dazu zu bringen, loszulassen, Abschied zu nehmen erfordert viel Geduld und Finger- spitzengefühl. Unsere Gäste haben sich bereits mit ihrer Situation sehr intensiv auseinandergesetzt und sind ihren Familien da weit voraus. Manchmal sind sie es, die ihre An- gehörigen trösten“, ergänzt Martina Mann. Die Begleitung der Angehörigen hört mit dem Tod des Partners oder des Elternteils nicht auf. Re- gelmäßig treffen sich rund zehn bis zwölf Hinterbliebene zum Trauer- café. Schwester Doris betreut die Runde und hilft, einen neuen Ein- stieg in den Alltag zu finden. Dabei darf gelacht und geweint werden. Manchmal entstehen aus dieser Runde feste Freundschaften. Sogar

Christian Fiege und Ingried Wies, Ehrenamtler im Hospiz

ein Liebespaar habe hier zueinan- der gefunden.

Flügel für mich mit, die sie mir an- klebten, und schon flogen wir los.“ Es folgt ein Gespräch über Schutz- engel. Dabei wird in aller Ruhe weiter gewaschen, gekämmt und die Wunde neu verbunden. „Ich bin sehr zufrieden“, versichert mir Frau S. zum Abschied. Ingrid Wies und Christian Fiege engagieren sich im Hospiz ehren- amtlich. Christian Fiege hat im Le- ben viel Positives empfangen und möchte dafür etwas zurückgeben. Privat meditiert er regelmäßig und setzt sich intensiv mit dem Sein und dem Thema Loslassen aus- einander. Die examinierte Kran- kenpflegerin Ingrid Wies arbeitet Teilzeit in einem Seniorenhaus. An ihrem freien Tag engagiert sie sich im Hospiz. Menschen in Krisen zu begleiten, diese Stärke hat sie für sich entdeckt. Die tiefgründigen Gespräche mit Gästen, anderen Ehrenamtlern und Mitarbeitern sind es, die diesen Einsatz für die beiden so wertvoll machen. „Hier haben wir noch die Zeit, uns wirklich um die Menschen zu kümmern“, meint IngridWies. Ehrenamtler erfüllen die großen und kleinen Wünsche der Hospizgäste. Sie erledigen Einkäufe für sie, gehen mit ihnen spazieren oder sind einfach für sie da. Der Trä- Ehrenamtler

Fürsorge

Im Hospiz wird nichts mehr ge- macht, umdas Sterben aufzuhalten. Erleichtern möchten die Pflegemit- arbeiter den letzten Weg der ihnen Anvertrauten. Bei Frau S. steht wie jeden Tag Verbandswechsel und Körperhygiene auf dem Plan. Die alte Dame ist krebskrank, bett- lägerig und leidet an einer Form von Alzheimer im Frühstadium. „Nein, sehen Sie wieder gut aus“, begrüßt sie Martina Mann, als diese zusammen mit Pflegeschülerin Josi das große Zimmer betritt. Rund eine Stunde nehmen sich die Mitarbeiterinnen Zeit, um Frau S. behutsam frisch zu machen. Dabei kommen die Frauen ins Klönen. Über die Familie von Frau S. und die beiden Enkelkinder, die ihr gestern die Stofftierelefanten mitgebracht haben, und über ihr Lieblingsstoff- tier ‚Schatzi‘, das Frau S. mehrfach herzt. In Sichtweite stehen Fotos der Kinder und Enkelkinder. Behut- samwird Frau S. eingecremt, denn angenehm zu duften ist ihr wichtig. Sehr gut geschlafen habe sie und einen schönen Traum gehabt. „Fünf Schutzengel sind gekommen, um mich zu holen. Sie hatten extra

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Titel Thema

ger lässt sie nicht unvorbereitet auf die Schwerstkranken los. Sofern sie nicht wie Ingrid Wies schon in einem Pflegeberuf arbeiten, absol- vieren sie die 160-stündige Aus- bildung ‚Palliative Care‘. Einmal im Monat treffen sich alle Ehrenamtlichen und tauschen sich aus. „Das ist gut, denn so lernen wir uns untereinander kennen“, meint Ingrid Wies. Im Bekannten- kreis stoßen sie nicht immer auf Ver- ständnis. „Nein, imHospiz arbeiten, das könnte ich ja nicht“ – der Kom- mentar ist ihnen geläufig. „Seltsam, jeden Sonntag schauen wir uns im Tatort an, wie Menschen mitten aus dem Leben gerissen werden. Hier geht das Leben seinen natürlichen Gang, und die Gesellschaft kann es kaum ertragen. So als wüsste niemand, dass wir alle mal sterben“, sinniert Christian Fiege. Den Tod zurückzuholen in die Gesellschaft, das wünschen sich beide. Einige Bewohner richten ihr Zimmer nach persönlichen Vorlieben ein, anderen reichen ein paar Familien- fotos auf dem Nachttisch. Frau K. hat sich von ihren Freunden vie- le persönliche Gegenstände ins Hospiz bringen lassen. Die Klang- schalen-Therapeutin hat sich zwi- schen Bildern, Büchern, Laptop und fernöstlicher Deko fast häuslich eingerichtet. Mit dem Tod, der für die 51-Jährige viel zu früh kommt, setzt sie sich sehr rational aus- einander. Sie will alles planen und auch das letzte Stück des Weges Freiräume

nicht dem Zufall überlassen. Vor diesemHintergrund ist es für sie nur konsequent, ihren Sarg im Zimmer zu haben. Ein guter Freund hat ihn für sie gezimmert. Gestern wurde der Sarg spätabends noch geliefert. Die zarte, hübsche Frau ist dankbar dafür, imHospiz ihre Eigenarten bis zum Schluss beibehalten zu dürfen. Sie wirkt sehr aufgeräumt, wenn sie vom Leben nach dem Tod spricht. Denn dass es ein solches gibt und es überdies viel besser sein wird als das jetzige, davon ist sie über- zeugt. Und wenn sich herausstellt, dass der Tod doch nicht rational zu erfassen und zu planen ist, und sie an ihren Erwartungen scheitern sollte? Dann ist das Team um Mar- tina Mann zur Stelle und wird sie auffangen, trösten, den Sarg aus dem Zimmer schaffen lassen, sie beruhigen und ihre Hand halten. Mit dem Tod hört die Beschäfti- gung mit dem Gast nicht auf. In seinem Zimmer wird er gewaschen und würdig hergerichtet, bevor Familienmitglieder, Freunde und Hospizmitarbeiter sich von ihm verabschieden. Die Würde des Menschen bleibt so über den Tod hinaus gewahrt. Sobald ein Gast stirbt, wird vor seinem Zimmer eine Kerze aufgestellt und eine weiße Rose niedergelegt. Zweimal im Jahr finden Gedenkfei- ern statt, zu denen die Angehörigen eingeladen werden. Mitarbeiter und Ehrenamtler bereiten diese Feiern liebevoll vor, geben den Hinterblie- Der Übergang

benen die Gelegenheit, das Hospiz mit etwas zeitlichem Abstand zu besuchen und sich mit anderen Betroffenen und dem Team aus- zutauschen. Bei der Gedenkfeier Anfang No- vember wurde auch Jos Name verlesen. Er starb einen Tag, nach dem es ihm so gut ging. Er wachte einfach amMorgen nicht mehr auf. Er schlief abends ein und der Tod nahm ihn am Vormittag mit, ohne dass er noch einmal zu Bewusst- sein kam. Ein Abschied, wie wir ihn uns alle wünschen, selbst wenn Einiges unerledigt bleibt, wie das Spendieren des Käsekuchens oder das Bierchen mit Schwester Doris. Die Rammstein-CD zu Hause wird mich immer an ihn erinnern. Ich wollte sie ihm am Tag nach meinem Besuch im Hospiz vorbeibringen. Die Kerze und die Rose waren an seiner Zimmertür.

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Titel Thema

Sterbende begleiten Interview mit Martina Mann, Pflegedienstleiterin des Hospiz St. Vinzenz, und Dr. Jochen Stolz, Leiter der Palliativstation am St. Vinzenz-Hospital in Köln

Pflegeheim oder Hospiz – wo ge- nau besteht für den Kranken der Unterschied? Martina Mann: Im Hospiz sorgen sich zehn Betreuer im Schichtdienst um neun Gäste. In Pflegeheimen stehen per Gesetz nur halb so viele Mitarbeiter zur Verfügung. Wir haben daher mehr Zeit für die individuelle Pflege und Begleitung, wobei Pflegeheime und Hospize einen anderen Ansatz haben. Ein Platz in einem Hospiz kostet die Kassen mehr, insofern prüfen sie sehr genau, ob die Indikatoren für den beantragten Hospizplatz wirk- lich zutreffen. Dr. Stolz: Und ist man erst einmal im Pflegeheim, ist der Weg von dort in ein Hospiz fast ausgeschlossen. Es sei denn, das Pflegeheim kann die benötigten Maßnahmen wie häu- figes Absaugen in der Nacht oder das Versorgen von ulzerierenden (Red: übel riechenden) Tumoren nicht gewährleisten. Martina Mann: Ja, dann braucht man gute Begleiter, die die Aus- einandersetzung mit den Kassen aufnehmen.

Martina Mann und Dr. Jochen Stolz

Palliativstationen, Hospize, Pfle- geheime – welche Versorgungs- möglichkeiten sieht der Gesetz- geber für Schwerstkranke vor? Dr. Stolz: Palliativstationen sind Abteilungen in Krankenhäusern, die sich um die bestmögliche me- dizinische Versorgung und Ster- bebegleitung unheilbar Kranker kümmern. Bei uns geht es nicht mehr um die Krankheit als solche, sondern um die Linderung der Symptome. Wir haben, wie andere Abteilungen auch, eine 24-stündi- ge Notfallversorgung, in der Regel werden die Patienten von ihren Hausärzten eingewiesen. Dann klären wir mit den anderen Abtei- lungen der Klinik ab, ob der Patient tatsächlich unheilbar krank und in der letzten Lebensphase angelangt

ist. Sind die Patienten optimal ein- gestellt, entlassen wir sie nach Hause, in ein Hospiz oder in ein Pflegeheim. In Zweifelsfällen berät die Patienten der Sozialdienst, der auch weitere Schritte in die Wege leitet. Martina Mann: Wir nehmen nur Menschen auf, die pflegebedürftig sind und ‚in absehbarer Zeit‘ sterben werden. Unter ,absehbar‘ versteht der Gesetzgeber einige Wochen bis wenige Monate. Kranken- und Pflegekasse müssen der Aufnahme eines Gastes zustimmen. Folgen sie der Empfehlung des Arztes nicht und ist die Pflege zu Hause nicht gewährleistet, sucht der Sozialdienst einen Platz in ei- nem Pflegeheim.

Wie kommen die Patienten oder die Gäste bei Ihnen an?

Dr. Stolz: Nach eingehender Un- tersuchung klären wir mit den Pa-

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Titel Thema

tienten ab, ob sie sich über ihre Situation, unheilbar krank zu sein, im Klaren sind. Einige Hausärzte meiden es, Hiobsbotschaften zu überbringen, und so liegt es dann an uns, den Patienten über seinen Zustand zu informieren. Das und die entsprechenden Aufklärungs- gespräche mit den Angehörigen nehmen viel Zeit und Kraft in An- spruch. Martina Mann: Unsere Gäste wis- sen um ihre sehr begrenzte Lebens- erwartung. Darauf legen wir Wert und besprechen das im Vorfeld auch mit den Angehörigen. Viele sind letztendlich erleichtert, wobei der Schritt über unsere Schwelle noch mal sehr schwerfällt, denn es ist ein endgültiger. Wir sprechen im Hospiz offen über Sterben und Tod. Das sind sehr gehaltvolle Ge- spräche, dabei wird geweint und getröstet, aber genauso gelacht. Dr. Stolz: Wer Angst vor Krankheit und Tod hat, wird dieses Thema immer meiden. Nach Dienstschluss ziehe ich den weißen Kittel aus und setze mich zu den Patienten. Dann reden wir Tacheles. Ich frage sie, ob sie Angst vor dem Tod oder dem Sterben haben. Solche Gespräche können etwas sehr Befreiendes haben.

kümmern und uns Zeit für intensive Gespräche nehmen, dann sind sie auch wieder bereit, ihr Leben zu Ende zu leben. Dr. Stolz: Die Erfahrung haben wir auch gemacht. Viele unserer Pa- tienten fassen wieder Mut, wenn wir sie schmerztherapeutisch ein- gestellt haben. Daran sieht man, wie schnell Menschen ihre Meinung ändern können. Sie möchten mit den Schmerzen nicht mehr wei- terleben, mit Alternativen schon. In extremen Fällen bieten wir den Pa- tienten an, sie palliativ zu sedieren, das heißt in einen tiefen Schlaf zu schicken. So gönnen wir ihnen eine Pause. Ich bin der Meinung, jeder Mensch braucht die Zeit, die ihm bleibt, um sich zu verabschieden. Martina Mann: Wir arbeiten völlig getrennt voneinander. Die Ärzte, die unsere Gäste betreuen, sind Hausärzte mit der Zusatzqualifikati- on Palliativmedizin, keine Kranken- hausärzte. Im Notfall, den es bei uns allerdings so gut wie nie gibt, wäre Dr. Stolz unser Ansprech- partner. Dr. Stolz: Wir sind froh, dass der Neubau des Hospizes auf dem Krankenhausgelände stehen wird. Oft schicken wir Patienten auf einen Besuchstermin zu Frau Mann, da- mit sie ihre Angst verlieren. Das wird nun auch weiterhin möglich sein. Haben die Palliativstation und das Hospiz viele Berührungspunkte?

das Lebensende waren in meiner Familie normal. Die Mitarbeiter des Hospizes nehmen regelmäßig an Supervisionen teil. Sie haben ge- lernt, durch einen Ausgleich Kraft- quellen zu nutzen. Außerdem sind wir ein eingespieltes Team, das sich untereinander gut versteht. Das hilft. Dr. Stolz: An Supervisionen nehmen wir auch teil. Was aber noch viel wichtiger ist: Auf der Palliativstation im St. Vinzenz-Hospital arbeiten hervorragende Pflegekräfte, die genau dort arbeiten möchten. Wir sind ein gutes Team und können uns so gegenseitig stützen. Sie arbeiten bei einem katholischen Träger. Wo spürt man das Christ- liche? Dr. Stolz: Wir stehen in engem Kon- takt zum Ethikteam und zu unse- rem Krankenhausseelsorger Georg Menne. Diese Möglichkeiten haben andere Häuser vielleicht nicht in diesem Maße. Martina Mann: Das Ethikteam bietet gute Hilfen bei der Positionierung von Themen, wie beispielsweise der Sterbehilfe. Gutes Stichwort: Was halten Sie von der Forderung „das Recht ha- ben zu sterben, wann ich es will“? Martina Mann: Einige kommen zu uns und der Lebensmut hat sie verlassen. Sie wollen niemandem mehr zur Last fallen. Wenn sie dann merken, wie wir uns um sie

Sterben und Tod täglich vor Augen. Wie kommen Sie damit klar?

Martina Mann: Das Thema Tod war für mich nie ein Tabu. Mein Vater war Tischler, hat also auch als Be- statter gearbeitet. Gespräche über

Vielen Dank für das Gespräch.

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Titel Thema

Förderverein sichert Existenzgrundlage Über eine Million Euro Spendengelder gesammelt

Förderer des Hospizes zu einer Feier in den Mariensaal des St. Vinzenz-Hospitals ein. Rund 100 Gäste waren gekommen, unter ihnen die Kölner Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes sowie Anke Brunn, ehemalige Ministerin für Wissenschaft und Forschung des Landes NRW. Nach einer sehr persönlichen Be- grüßung ließ Heinz-Theo Lercher beeindruckende Zahlen sprechen: In seiner zehnjährigen Geschichte konnte der Förderverein, der mitt- lerweile 341 Mitglieder zählt, über eine Million Euro sammeln. „Da- von zahlten wir 470.000 Euro als Betriebsmittelzuschuss an das Hospiz. Außerdem schafften wir Therapiestühle und elektrisch ver- stellbare Betten an, statteten die Wohnküche neu aus und richteten einen Rückzugsraum mit Küchen- zeile für Angehörige und einen Rau- cherraum ein. Über 500.000 Euro haben wir in die Baurücklage ein- gestellt. Dieses Geld ist als Inves- titionszuschuss für den geplanten Neubau des Hospizes gedacht.“ Neben der Akquisition von Klein- und Großspendern veranstalten die Mitglieder des Fördervereins Fuß- ballturniere, Jazz-Frühschoppen und Benefizkonzerte, sie nehmen regelmäßig mit einem Stand am Spendeneinnahmen

Elfi Scho-Antwerpes

Ministerin a.D. Anke Brunn

Die meisten Fördervereine haben ihren Sinn und Zweck im Erfüllen finanziell überschaubarer Zusatz- wünsche. Sie bezuschussen eine Klassenfahrt oder unterstützen Kultureinrichtungen ideell und ma- teriell. Fördervereine sind in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens anzutreffen. Ohne sie wären beispielsweise Schulen oder Kran- kenhäuser schlechter ausgestattet, kämen aber ihren ursächlichen Auf- gaben durchaus nach. Beim Förderverein Hospiz St. Vin- zenz ist die Ausgangslage eine an- dere. Er sichert die Existenz der Ein- richtung und das seit zehn Jahren. Die Pflegekassen sind nach § 39a des Sozialgesetzbuches VI lediglich dazu verpflichtet, 90 Prozent der Betriebsmittel für Hospize bzw. 95 Prozent der Betriebsmittel für

Kinderhospize zu tragen. Bringen die Träger diese Eigenleistung nicht auf, ist das Hospiz in seinem Be- stand gefährdet und muss letztend- lich schließen. Um den Träger des Hospizes, die in der Hospitalvereinigung St. Marien GmbH zusammengefassten vier Kölner Cellitinnen-Krankenhäuser, zu entlasten und den Bestand der Einrichtung auf Dauer zu sichern, haben sich vor zehn Jahren 26 engagierte und vorausschauende Mitarbeiter und Privatleute zusam- mengefunden, um den Förderver- ein Hospiz St. Vinzenz zu gründen. Dieses Jubiläum war nun ein guter Zeitpunkt, Bilanz zu ziehen. So lud der Vorstand des Fördervereins, an seiner Spitze Heinz-Theo Lercher, Mitglieder, Spender, Freunde und

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Titel Thema

Stadtteilfest teil und gehen mit der Sammelbüchse herum. „Mit unseren Anschaffungen möchten wir auch dafür sorgen, dass die Mitarbeiter in der Pflege Zeit und Kraft sparen.“

politisch für eine Hundertprozent- Finanzierung einzusetzen.

der 26 Gründungsmitglieder des Fördervereins durch den zweiten Vorsitzenden, Holger Renz, ging es zum gemütlichen Teil mit ‚kölschem Imbiss‘ und angeregten Gesprä- chen über. Interview mit Heinz-Theo Lercher, Vorstandsvorsitzender des Förder- vereins Hospiz St. Vinzenz

Dank an Mitarbeiter

Eine Hundertprozentfinanzierung von Hospizen forderte auch Hans Mauel, Vorsitzender des Vorstands der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria. „Zehn Prozent des laufenden Budgets, das sind jährlich rund 60 bis 70 Tausend Euro, die durch Spenden und Zuschüsse finanziert werden müssen, eine enorme Sum- me. Außerdem muss der Träger das Grundstück unentgeltlich zur Verfügung stellen.“ Mauel nutzte das Jubiläum vor allem, um den haupt- und ehrenamtlichen Hos- pizmitarbeitern, Geschäftsführer André Meiser und dem Vorstand des Fördervereins für den un- ermüdlichen Einsatz zu danken. Ein besonderes Dankeschön galt Heinz-Theo Lercher, der in seiner Zeit als Geschäftsführer des St. Vinzenz-Hospitals das Hospiz ins Leben rief. „Kaum ein Kranken- haus-Geschäftsführer hätte an die Gründung eines Hospizes gedacht, zumal der zehnprozentige Eigen- anteil für das Krankenhaus als ursprünglichen Träger eine hohe Belastung darstellte.“ Begleitet wurde das Programm nostalgisch oder beschwingt und fröhlich vom Kölner Salonorches- ter ‚Salonistas‘ und dem Nippeser Chor ‚Canta Banda‘. Beide Ensem- bles treten bei Veranstaltungen des Fördervereins regelmäßig auf und verzichten für den guten Zweck auf ihre Gagen. Nach der Ehrung

Politik setzt sich für Hospiz ein

Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwer- pes dankte dem Hospiz und dem Förderverein für seine Bemühung, das Thema Tod aus der Tabuzone zu holen. Sie wünschte viel Glück beimBau des neuen Hospizgebäu- des und versprach, sich einzuset- zen, sollte der Bauantrag für den Neubau an der Kempener Straße nicht zügig bearbeitet werden. „Ich bin zäh“, betonte sie. Die Gäste nahmen das Versprechen dankend an und wer Lercher kennt, der weiß, dass er, notfalls ebenso zäh, auf das Angebot zurückkommen wird. Ministerin a.D. Anke Brunn bedank- te sich bei den anwesenden Or- densfrauen, den Vinzentinerinnen und den Cellitinnen, für ihre groß- artige Leistung im Dienst der Ar- men, Kranken und Sterbenden. In ihrer Tradition stünden die heutigen Hospize, ihre Mitarbeiter und ehren- amtlich Tätigen. Seit sechs Jahren gehöre sie dem Förderverein nun an und sie wisse, dass Gesellschaft und Politik das Thema ‚gut sterben können‘ bis heute nicht hinreichend beachteten. Dies zeige sich bei- spielsweise in dem zehnprozenti- gen Eigenmittelanteil, der für die Träger der Hospize eine Zumutung sei. Sie versprach, sich weiterhin

Herr Lercher, was bewog Sie sei- nerzeit, ein Hospiz zu gründen? Damals gab es in den Krankenhäu- sern größtenteils Mehrbettzimmer. An den Krankenbetten Schwerst- kranker spielten sich oftmals sehr unschöne Szenen ab. Wohin mit demSterbenskranken? Angehörige und Pflegeeinrichtungen wollten sie nicht übernehmen. ImHaus gab es keinen separaten, ruhigen Raum. Und dann drängten die Kassen auch noch wegen der Kürzungen in der Verweildauer darauf, diese schwerstkranken, austherapierten Menschen nach Hause zu schi- cken. Wir sind ein katholisches Haus, auf die Straße setzen woll- ten wir die Menschen nicht. Des- halb versorgten wir sie unentgeltlich

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Titel Thema

weiter in unserem Haus. Das kos- tete uns damals jährlich zusätzli- che 150.000 DM. Deshalb wollte ich etwas finanziell Abgesichertes schaffen, wo Sterbende würdevoll ihren letzten Weg gehen konnten. Das Schlüsselerlebnis war für mich letztendlich, als ich in einem ehe- maligen Badezimmer eine in Tränen aufgelöste Schwesternschülerin vorfand, die eine sterbende alte Dame betreuen sollte. Was musste unternommen wer- den, bis das Hospiz 1999 öffnen konnte? Die Räume der ehemaligen Ge- burtshilfe im St. Vinzenz-Kranken- haus standen leer und waren für unsere Zwecke nach Umbau und Renovierung gut geeignet. Hans Mauel und die Ordensschwestern unterstützten das Vorhaben von der ersten Minute an. Wir führten Verhandlungen mit der Stadt Köln, dem Land NRW, dem Caritasver- band und dem Erzbistum. Von der Stiftung Wohlfahrtspflege des Land NRW erhielten wir 875.000 DM als Anschubfinanzierung, vom Erzbis- tum 300.000 DM. Benötigt wurden aber 1,5 Millionen DM; den Rest erhielten wir schließlich von den Cellitinnen zur hl. Maria. Im Herbst 1999 wurde im Sozialgesetzbuch festgelegt, dass Hospize bis auf die besagten zehn Prozent von den

Pflegekassen zu finanzieren seien. Wir handelten die Pflegesätze aus, was recht schwierig war, und nahmen im Dezember 1999 die ersten Gäste auf. Die Unterdeckung wurde in den ersten fünf Jahren vom St. Vinzenz-Hospital getragen. Heute stehen die vier Kölner Celli- tinnen-Krankenhäuser in Form der Hospitalvereinigung St. Marien für den Eigenmittelzuschuss von zehn Prozent gerade, sollte der Förder- verein die Mittel nicht aufbringen. Herr Lercher, wie kamen Sie auf die Idee, die Eigenmittel über einen Förderverein aufzubringen? Ich wollte, dass das Hospiz nicht unmittelbar von der Ertragslage der Krankenhäuser abhängt. Der Unterhalt eines Hospizes gehört ja nicht zu den eigentlichen Aufgaben von Kliniken. Es sind zwei völlig un- abhängige Bereiche, da das Hospiz zum Heimbereich gehört. Woher kommen die Mittel? Rund ein Drittel des Geldes erhalten wir über sogenannte Kondolenz- spenden bei Sterbefällen, ein weite- res Drittel kommt von Unternehmen und Stiftungen und das letzte Drittel erwirtschaften wir über Benefiz- konzerte, Flohmärkte und andere Aktionen. Zu diesem Drittel zählen auch die Bußgeldzuweisungen der Gerichte.

Mit dem geplanten Neubau können zwölf Gäste aufgenommen werden. Damit steigen auch die Mittel, die der Förderverein aufbringen muss. Das ist richtig. Deshalb müssen wir unsere Bemühungen, Spenden zu akquirieren, noch intensivieren. Darauf zu hoffen, dass die Politik den Trägern die Bürde der zehn- prozentigen Eigenmittel über ein entsprechendes Gesetz abnimmt, das wäre fahrlässig. Eine hundertprozentige Finanzie- rung von Hospizen durch die Pfle- gekassen würde uns das Leben sehr erleichtern. Was könnten wir als Förderverein dann zusätzliche Wünsche erfüllen, ohne den Druck zu haben, für die Existenzsicherung der Einrichtung sorgen zu müssen. Außerdem wünsche ich mir, dass der Neubau bald beginnen kann. Große Zimmer mit Balkon und eine herrliche Sonnenterrasse – welch ein Mehrwert für unsere Gäste. Was wünschen Sie sich für die Zu- kunft?

Engagieren Sie sich! Förderverein Hospiz St. Vinzenz e. V. Merheimer Str. 221 – 223 · 50733 Köln-Nippes Rufnummer: 0221 7712-208 · Mail hospiz.kh-vinzenz@cellitinnen.de Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE96 3702 0500 0001 0623 00 · BIC: BFSWDE33XXX

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Titel Thema

Warten auf den Spatenstich Hospizneubau entsteht in Köln-Nippes

Neben der Finanzierung von An- schaffungen stellt der Förderver- ein die finanziellen Mittel für den gesetzlich vorgeschriebenen zehn- prozentigen Träger- bzw. Eigen- anteil an den Betriebskosten des Hospizes zur Verfügung. Diesen Ei- genanteil hält Meiser für ein Unding. „Die Unterstützung der Hospize ist sogar im Koalitionsvertrag fest- geschrieben. Allerdings kommen die Pflege- und Krankenkasse für die Kosten auf. Die haben natürlich kein Interesse an einer Hundert- prozent-Finanzierung. Ist es der Politik wirklich ernst, den Men- schen ein Sterben in Hospizen zu sichern, muss sie den entsprechen- den Paragrafen im Sozialgesetz- buch ändern“, erklärt Meiser die Sachlage. Ein weiteres Risiko sind die Be- legungsschwankungen, denn nur belegte Betten werden auch be- zahlt. Momentan sei das noch kein Problem, denn der Bedarf an Hospizbetten entspreche in Köln der Nachfrage. Vor diesem Hin- tergrund, so Meiser, könne man die Leistungen der Mitarbeiter im Hospiz und auch auf der Palliativ- station im St. Vinzenz-Hospital nicht hoch genug anrechnen. Täg- lich setzen sie sich für Schwerst- kranke über Gebühr ein und sind dann noch gezwungen, bündel- weise Formulare auszufüllen, um die immer weiter steigenden Do- kumentationsanforderungen zu erfüllen.

Das Hospiz St. Vinzenz bekommt einen Neubau, direkt an der Kem- pener Straße, mitten im Leben. Die Planungen sind weitestgehend abgeschlossen und zurzeit wird der Bauantrag vorbereitet. Die Politik hat ihre Hilfe angeboten, sollte es Probleme bei der Bearbeitungs- zeit geben. „Mit der Lösung eines eigenen Gebäudes auf dem Kran- kenhausgelände sind wir sehr zu- frieden. Die Klinik und das Hospiz arbeiten sehr eng zusammen, beide gehören zu einer Familie und auch wenn die Hilfe der Klinik selten in Anspruch genommen werden muss, so gibt es dennoch ein gutes Gefühl, Ärzte in unmittelbarer Nähe zu wissen“, meint André Meiser, Geschäftsführer des Kranken- hauses und Einrichtungsleiter des Hospizes. Über fünf Millionen Euro wird der Neubau kosten. Auf rund 900 qm entstehen geräumige Zimmer mit Balkon für maximal 12 Gäste. Kern- bereich des Hauses wird nach wie

vor die große Wohnküche sein. Das Besondere an dem neuen Gebäude sind die große Dachterrasse und ein Mehrzweckraum. Er bietet Rück- zugsmöglichkeiten für Angehörige, kann als Seminarraum für Weiterbil- dungen, Supervisionen oder für Fa- milienfeiern genutzt werden. Schu- lungs- und Ausbildungsangebote für Mitarbeiter und Ehrenamtler sind für das ISO-zertifizierte Haus ob- ligatorisch. „Und selbstverständlich erhält das Hospiz auch eine eigene Kapelle“, ergänzt Meiser. Alle freuen sich sehr auf die neue ‚Heimat‘ und sind mit sehr viel En- gagement mit den weiteren Planun- gen beschäftigt. Doch ohne den un- ermüdlichen Einsatz der Mitglieder und des Vorstandes des Förder- vereines wäre dieser Neubau und überhaupt der laufende Betrieb des Hospizes nicht möglich. Die ehren- amtliche Arbeit des Fördervereins verdient die größte Anerkennung und den Dank aller Mitarbeiter und Gäste unseres Hospizes.

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Medizin Betreuung

Klein, aber fein Spitzenmedizin im Wuppertaler Krankenhaus St. Josef

Bewegungsapparates zu verbes- sern. So hat sich das Krankenhaus unter anderem darauf spezialisiert, alle derzeit möglichen Arten des Gelenkersatzes durchzuführen.

Breites Spektrum für Kunstgelenke

Als einziges Krankenhaus in der Region ist es als EndoProthetik- Zentrum der Maximalversorgung (EPZmax) zertifiziert. Damit wurde die Qualität der medizinischen Ver- sorgung durch eine neutrale Stelle bestätigt. Die Spezialisierung er- möglicht hohe Behandlungszahlen des einzelnen Krankheitsbildes und stellt umfassende Erfahrungen in Diagnostik und Therapie sicher. Kunstgelenke sind nahezu für alle Gelenke des menschlichen Körpers verfügbar. Das Spektrum reicht von Hüft-, Knie- und Schultergelenk über Ellbogen- und Handgelenk bis hin zu Finger- und Großzehen- grundgelenk. Um Beweglichkeit und Schmerzfreiheit herzustellen, ist aber nicht immer eine Operation erforderlich. In der Klinik für Wirbel- säulenchirurgie des Krankenhauses St. Josef stehen sowohl operative als auch konservative Verfahren zur Behandlung des Rückgrates zur Verfügung. Durch eine stufendiag- nostische Abklärung richtet sich der weitere Behandlungsweg nach den individuellen Erfordernissen des Pa- tienten. Dabei hält die Klinik Know- how und Ausstattung bereit, um beiden Anforderungen gerecht zu

Nach der aktuellen FOCUS Klinik- liste 2015 zählt das Wuppertaler Krankenhaus St. Josef nicht nur zu den ‚TOP Regionalen Kranken- häusern 2015‘, sondern im Be- reich der Orthopädie sogar zu den ‚TOP Nationalen Krankenhäusern 2015‘. Das Magazin hat Daten zu 1.061 Krankenhäusern mit ihren insgesamt 3.022 Fachabteilungen ausgewertet. Dazu wurden mehr als 15.000 Haus- und Fachärzte sowie Chefärzte befragt, welche Krankenhäuser sie empfehlen würden. Erstmals eingeflossen ist eine Krankenkassen-Befragung unter 231.000 Versicherten, die eine persönliche Einschätzung zur medizinisch-pflegerischen Ver- sorgung, Kommunikation, Unter-

bringung und Organisation der Häuser abgaben. Ein wichtiger Teil der Bewertung basiert auf dem Hygienestandard der einzelnen Häuser. Spätestens mit der Aufnahme in das TOP-Ranking des Nachrich- tenmagazins FOCUS ist bewiesen, dass imWuppertaler Krankenhaus St. Josef Spitzenmedizin praktiziert wird. Unter dem Motto ‚klein, aber fein‘ hat sich hier ein Fachkranken- haus von überregionaler Bedeutung etabliert. Sieben Fachabteilungen arbeiten unter dem Dach ‚Zentrum für den Bewegungsapparat‘ mit dem Ziel zusammen, die Lebens- qualität von Menschen mit Verlet- zungen oder Erkrankungen des

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Medizin Betreuung

werden: Der unmittelbaren opera- tiven Hilfe – etwa bei einem akuten Bandscheibenvorfall – genauso wie der längerfristigen Begleitung eines chronisch an Rückenerkrankungen leidenden Patienten.

niskusoperationen sind Kreuzband- operationen fester Bestandteil des operativen Spektrums. Darüber hinaus nimmt die Klinik am berufs- genossenschaftlichen Heilverfahren (D-Arzt) teil.

Hilfe – etwa bei einem Rheuma­ schub – als auch in der langfristigen Begleitung von Patienten durch in- dividuelle Therapiekonzepte. Dabei wird großen Wert gelegt auf eine enge Kooperation mit den Haus- und Fachärzten. Die Klinik wurde als einzige Rheumaklinik in NRW als ‚Klinisches Osteologisches Schwerpunktzentrum‘ zertifiziert. Aufgrund der qualitätsorientierten Versorgung von Rheumapatienten wurde ihr das Gütesiegel des Ver- bandes Rheumatologischer Akut- kliniken verliehen. Der Erhalt der Lebensqualität bis ins hohe Alter ist ein wichtiges Anliegen im Krankenhaus St. Josef. In der Klinik für Geriatrie, einer Spezial- abteilung für Altersmedizin, werden Patienten behandelt, bei denen eine Erkrankung neu auftritt oder sich bereits bekannte chronische Erkrankungen akut verschlimmert haben. Als wesentlicher Stützpfei- ler dient hier die Vorbeugung und Frührehabilitation zur Vermeidung anhaltender Bewegungseinschrän- kungen. Dabei arbeitet ein Team aus Physio- und Ergotherapeuten, Sprachtherapeuten, Ernährungs- beratern, Neuropsychologen und Sozialarbeitern eng zusammen. Die Abteilung für Altersmedizin ist die jüngste Klinik im Krankenhaus St. Josef und ergänzt das Behand- lungsspektrum der Erkrankungen des Bewegungsapparates auch für die Patienten im fortgeschrittenen Alter. Lebensqualität bis ins hohe Alter

Hochspezialisierte Sportmedizin

Patientensiegel für Schmerztherapie

Die Klinik für Arthroskopische Chi- rurgie und Sporttraumatologie hat sich durch ihre hoch spezialisierte Sportorthopädie einen guten Ruf unter Profisportlern erarbeitet. Aber auch Überlastungsschäden oder verschleißbedingte Schäden werden hier behandelt. Die am häufigsten angewandte Methode ist die Arthroskopie, auch bekannt als Gelenkspiegelung. Neben Me-

Hier werden dann gezielt auch die nicht-operativen Bereiche ein- gebunden, wie etwa die Schmerz- klinik. Diese bildet einen zentralen Baustein im Versorgungskonzept des Krankenhauses St. Josef. Viele Erkrankungen des Bewegungs- apparates haben chronischen Cha- rakter und sind dabei auch und vor allem von chronischem Schmerz geprägt. Die Hauptaufgabe liegt deshalb imAngebot gezielter, nach- haltiger schmerztherapeutischer Konzepte. Sie beziehen andere behandelnde Fächer mit ein und nutzen unterschiedliche therapeu- tische Verfahren. Für ihre hervor- ragenden Leistungen und aus- gezeichneten Ergebnisse erhielt die Schmerzklinik das ‚PatientenSiegel Schmerztherapie‘. Eine weitere Einrichtung mit über- regionaler Bedeutung ist die Klinik für Rheumatologie, Immunologie und Osteologie. Als ‚Bergisches Rheuma-Zentrum‘ ist sie eine spezialisierte Einrichtung, in der rheumatische Erkrankungen diag- nostiziert und optimal behandelt werden können. Die besondere Stärke liegt sowohl in der akuten Überregionale Rheumaklinik

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Medizin Betreuung Onkologisches Zentrum gegründet Kliniken im Kölner Nord-Westen vernetzen ihre Kompetenzen

Die Mitglieder des Gründungsausschusses v.li., vorne.: Priv.-Doz. Dr. Andreas Draube, Prof. Dr. Ernst Eypasch, Priv.-Doz. Dr. Moritz Braun, Dr. Wencke Ruhwedel, Priv.-Doz. Dr. Henryk Pilch, Sabine Scholtyssek, Stefan Dombert; hinten: Dr. Guido Lerzynski, Dr. Elmar Kleimann, Prof. Dr. Claus Doberauer, Priv.-Doz. Dr. Marcel Reiser, Dr. Thomas Wilhelm, Dr. Kai Severin, Dr. Helmut Buscham, Dr. Jan Alex Sauer; nicht auf dem Bild: Dr. Jürgen Tudyka, Dr. Edmund Waizner, Univ.-Prof. Dr. Ralf Joachim Schulz, Dr. Ulrich Laskowski, Dr. Holger Schulz

Nach über einem Jahr intensiver Vorbereitung war es nach den Sommerferien so weit: Das On- kologische Zentrum der Kölner Krankenhäuser der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria hat mit ei- ner Gründungsveranstaltung aller Mitglieder offiziell seine Arbeit auf- genommen. Wie bereits im Cellitin- nenForum 1/2014 angekündigt mit dem Ziel, die Versorgung an Krebs erkrankter Menschen im Kölner Nordwesten weiter nachhaltig zu verbessern und kontinuierlich aus- zubauen. Dazu Stefan Dombert, Geschäftsführer der Hospitalver- einigung St. Marien GmbH: „Der

Mehrwert für unsere Patienten steht für uns an erster Stelle – immer. So auch bei der Entwicklung des Onkologischen Zentrums. Natürlich ist der Aufwand für eine derart um- fassende und komplexe Zentrums- bildung sehr hoch. Aber so stellen wir gemeinsam im Verbund sicher, dass die Qualität unserer Leistun- gen auch weiterhin den steigenden Anforderungen an die medizinische Versorgung gerecht wird.“ Die vier Standorte des Zentrums sind das Heilig Geist-Krankenhaus, das St. Franziskus-Hospital, das St. Marien- und das St. Vinzenz-Hospi-

tal. Einige Fachabteilungen der vier Häuser sind bereits als sogenann- te Organzentren für Krebserkran- kungen organisiert und zertifiziert. Damit verpflichten sie sich zu einer interdisziplinären Zusammenarbeit mit allen an der Behandlung betei- ligten Abteilungen und den externen Fachärzten und Therapeuten sowie zur Einhaltung vorgegebener Be- handlungsstandards.

Intensive Zusammenarbeit

Mit dem gemeinsamen Onkologi- schen Zentrum gehen die Gründer noch einen Schritt weiter. Künftig

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Medizin Betreuung

werden nun alle onkologischen Patienten nach den hohen Quali- tätsanforderungen eines solchen Zentrums behandelt, interdiszipli- när, standort- und sektorenüber- greifend. Dazu Priv.-Doz. Dr. Andreas Drau- be, Chefarzt der Onkologie am St. Vinzenz-Hospital und Leiter des Zentrums: „Krebserkrankungen sind hochkomplex. Eine erfolg- reiche Therapie hängt daher von vielen, individuellen Faktoren ab. Um diese auch wirklich ausreichend zu berücksichtigen, müssen alle Beteiligten intensiv zusammen- arbeiten. Auch die niedergelasse- nen Fachärzte und Therapeuten werden durchgängig eingebunden, um reibungslose Übergänge von der stationären zur ambulanten Ver- sorgung sicherzustellen. Gerade bei langfristigen Erkrankungen ist diese enge Verzahnung sehr wich- tig.“ Und so sind unter den Grün- dungsmitgliedern des Zentrums auch nicht nur die Fachabteilungen der Krankenhäuser, sondern direkt auch zwei niedergelassene onko- logische Praxen vertreten. Diese direkte und sehr enge Einbindung externer Partner unterscheidet das Onkologische Zentrum der Hos- pitalvereinigung auch von bereits bestehenden Zentren.

und den Leitlinien der Fachgesell- schaften zu arbeiten. Die Vorteile für die Patienten sind offenkundig. Dazu Dr. Elmar Kleimann, Chef- arzt des zertifizierten Darmkrebs- zentrums am Ehrenfelder St. Franziskus-Hospital und stellver- tretender Leiter des Onkologischen Zentrums: „Zum Beispiel schreibt eine Leitlinie für Patienten mit ei- nem fortgeschrittenen Darmkrebs eine sogenannte adjuvante – also unterstützende – Chemotherapie nach der operativen Entfernung des Tumors vor. Diese Vorgabe hat einen ganz entscheidenden Einfluss auf die Fünf-Jahres-Überlebensrate der Patienten. Trotzdem erhalten nicht alle Patienten überall diese Chemotherapie. ImOnkologischen Zentrum kommt sie selbstverständ- lich zum Einsatz.“ Die Einhaltung dieser Leitlinien unterstützt einer der sechs Aus- schüsse, die sich aus der Grün- dungsveranstaltung konstituiert haben, und die für die zentralen Aufgabenbereiche zuständig sind.

■■ Studien ■■ Öffentlichkeitsarbeit ■■ Dokumentation, Tumorboard und Krebsregister ■■ Fort- und Weiterbildungen ■■ Verwaltung Die Ausschüsse unterstützen die operative Umsetzung aller not- wendigen Maßnahmen, die zum jeweiligen Arbeitsbereich gehö- ren. Zusätzlich trifft sich einmal im Quartal der Qualitätszirkel des Zentrums und zweimal jährlich der Lenkungsausschuss, der sich aus den Gründungsmitgliedern und den Chefärzten aller beteiligten Fach- abteilungen zusammensetzt. Was auf den ersten Blick wie ein sehr theoretisches Verwaltungs- konstrukt erscheint, sichert in der Praxis die reibungslose und effi- ziente Zusammenarbeit auf den verschiedenen Ebenen des Onko- logischen Zentrums: Innerhalb einer Fachabteilung genauso wie zwi- schen den Fachabteilungen eines Hauses. Darüber hinaus aber auch zwischen den Fachabteilungen an allen vier Standorten und außerhalb des Krankhausverbundes mit den externen Partnern.

Dazu gehören: ■■ Leitlinien und

Behandlungsstandards

Haben Sie weitere Fragen? Bitte wenden Sie sich an: Sabine Kettermann, QMB und Zentrumskoordination Tel 0221 7491-8664, Mail sabine.kettermann@cellitinnen.de Priv.-Doz. Dr. Andreas Draube, Zentrumsleitung Tel 0221 7712-309, Mail andreas.draube@cellitinnen.de Dr. Elmar Kleimann, stv. Zentrumsleitung Tel 0221 5591-1031, Mail elmar.kleimann@cellitinnen.de

Leitlinien

Um die Qualität dieser Zusammen- arbeit sicherzustellen, verpflichtet sich das Zentrum unter anderem auch, nach den strengen Vorgaben der Deutschen Krebsgesellschaft

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Medizin Betreuung

Gynäkologische Laparoskopie Richtungweisende Operationstechnik hat Wurzeln in Wuppertal

Technik ins Bergische Land, wo sich das erste deutsche Zentrum für gynäkologische Laparoskopie etablierte und von wo sich diese OP-Technik in die Welt verbreitete. Heute sind mittlerweile laparosko- pische Operationen mit Roboter- Unterstützung und therapeutische Eingriffe an retroperitonealen Ner- ven im Becken oder bei Karzino- men im Bauch möglich.

v.li. Dr. Frank Spickhoff, Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe der St. Anna-Klinik; Dr. Mathias Hesseling, Chefarzt minimal-invasive Gynäkologie am Petrus-Krankenhaus; Prof. Dr. Werner Mendling, Deutsches Zentrum für Infektionen in Gynäkologie und Geburtshilfe an der St. Anna-Klinik; Dr. Thomas Frangenheim, Urologe in Bruchsal und Nachfahre von Prof. Hans Frangenheim; Dr. Bernd Holthaus, Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe am St. Elisabeth-Krankenhaus in Damme; Dr. Dieter Radloff-Abeler, Oberarzt der Frauenklinik des Marienkrankenhaus in Hamburg.

Professor Dr. Werner Mend- ling hat in der

Übergangsphase des Füh- rungswechsels die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der St. Anna-Klinik als Chefarzt geleitet. Er ist mit dem Kranken- haus sehr vertraut: Von 1976 bis 1995 arbeitete er als Assistenz- und Oberarzt an der damaligen Landesfrauenklinik bevor er als Chefarzt an das Klinikum Frank- furt/Oder und danach zu den Frauenkliniken im Friedrichshain und Am Urban der Vivantes- Netzwerk für Gesundheit GmbH in Berlin wechselte. Seit 2012 ist er wieder in Wuppertal und führt das Deutsche Zentrum für Infektionen in Gynäkologie und Geburtshilfe an der St. Anna- Klinik.

Die Laparoskopie als Teil der mi- nimal-invasiven Chirurgie gehört heute zum Standardangebot vie- ler deutscher Krankenhäuser. Ihre Wurzeln hat sie in der ehemaligen Landesfrauenklinik in Wuppertal. Dort begann nämlich vor 60 Jahren die Geschichte der laparoskopi- schen Operationen im Bereich der Gynäkologie. Diesem Themenfeld widmete sich eine Fortbildung der Klinik für Gynäkologie und Geburts- hilfe der St. Anna-Klinik, die von Professor Dr. Werner Mendling im September veranstaltet wurde und zu der namhafte Referenten

aus dem ganzen Bundesgebiet anreisten.

Motor der Entwicklung der gynä- kologischen Laparoskopie war Professor Hans Frangenheim, der in den 1950-60er Jahren als gynäkologischer Oberarzt in der Landesfrauenklinik in Wuppertal tä- tig war. Er hospitierte 1955 in Paris bei Raoul Palmer, der bereits 1944 in Paris die erste Bauchspiegelung in Trendelenburg-Lagerung sowie die erste Sterilisation durch Bauch- spiegelung durchgeführt hatte. Frangenheim brachte diese neue

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