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Der enge Zusammenhang zwischen Diabetes und Erkrankungen wie Depressionen oder Demenz ist belegt. «

‚Diabetes & Psyche‘ erarbeitet wird, mit dem Ziel, die Erkennung, Diagnostik und Behandlung von diabetesbezogenen Belastungen und begleiten den psychischen Störungen zu verbessern. Diabetes und seine psychischen Folgen Die Diagnose Diabetes bringt oft erhebliche Ver änderungen im Lebensstil mit sich. Die Notwen digkeit, Blutzuckerwerte regelmäßig zu überwa chen, Medikamente exakt einzunehmen und die Ernährung anzupassen, kann zu einer erhebli chen Belastung führen. Betroffene fühlen sich folglich durch die chronische Krankheit überfor dert. Gefühle wie Hilflosigkeit und Frustration machen sich breit. Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte DAD-Studie zeigt, dass Menschen mit Diabetes etwa doppelt so häufig an Depressionen leiden wie gesunde Menschen. Ein Viertel der Patienten sind laut Studie betrof fen. Depressionen bleiben in dem Zusammenhang oft unbehandelt, da ihre Symptome wie Müdig keit oder Konzentrationsprobleme auch als Fol ge von Diabetes interpretiert werden können. Das führt dazu, dass depressive Verstimmungen die Motivation zur Selbstfürsorge verringern, was zu einer schlechteren Blutzuckerkontrolle führt, die wiederum körperliche Symptome ver schlimmert, chronischen Stress verursacht und zur weiteren Verschlechterung der psychischen Gesundheit beiträgt. Eine Folge, die auch zum sogenannten Diabetes-Burnout führen kann, einem Zustand, in dem Menschen mit Diabetes sich von der Krankheit überwältigt fühlen und die Motivation zur Selbstpflege verlieren. Dr. Hans-Christian Schilling, Ärztlicher Direktor der Cellitinnen-Marienborn Fachklinik für See lische Gesundheit in Köln, weist zusätzlich auf weitere Studien von Kollegen hin, die besagten, dass - im Vergleich zur Normalbevölkerung – Demenzerkrankungen bei Menschen mit Diabe tes gehäuft auftreten und durchaus als typische Begleiterkrankung des Diabetes zu charakteri sieren seien und bei etwa einem von zehn bis 15 Demenzfällen dem Diabetes zugesprochen wer den könnten.

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Auch Angststörungen sowie Panikattacken treten bei Menschen mit Diabetes gehäuft auf. Diese stehen zumeist im Zusammenhang mit der konstanten Überwachung des Blutzuckers und der Gefahr von Hypo- oder Hyperglykämie (Unter- oder Überzuckerung). Häufig betrifft es die sogenannte ‚Hypoglykämie-Angst‘, also die Angst vor einem gefährlichen Abfall des Blut zuckerspiegels. Diese Angst kann dazu führen, dass Betroffene zu hohe Zuckerwerte akzeptie ren, um Hypoglykämie zu vermeiden. Langfristig erhöht dieses Verhalten jedoch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wie eingangs erwähnt, können auch psychische Erkrankungen das Risiko erhöhen, an Diabetes zu erkranken. Metaanalysen weisen auf, dass die Prävalenz für einen Typ-2-Diabetes bei psy chisch erkrankten Menschen bis zu 20 Prozent beträgt und im Durchschnitt psychisch erkrank te Menschen ein früheres Erkrankungsalter für einen Typ-2-Diabetes aufweisen. Ein Grund da für ist, dass Menschen mit Depressionen häufi ger zu ungesundem Verhalten wie Bewegungs mangel, Rauchen oder übermäßigem Konsum von kalorienreichen Lebensmitteln und Alkohol neigen. Diese Faktoren erhöhen nicht nur das Risiko für Übergewicht, sondern auch für Typ 2-Diabetes. Während der Behandlung in der Fachklinik stünden Themen wie Medikamen teneinnahme und deren Nebenwirkungen, Ge Psychische Erkrankungen erhöhen das Risiko für Diabetes

Diabetes und Psyche Haben Sie sich schon mal gefragt, ob Diabetes in einem Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen steht?

Tatsächlich ist Diabetes mellitus eine der welt weit häufigsten chronischen Erkrankungen, die nicht nur körperliche, sondern auch psychische Auswirkungen hat. Der enge Zusammenhang zwischen Diabetes und psychischen Erkrankun gen wie Depressionen oder Demenz, aber auch Angststörungen ist wissenschaftlich belegt, jedoch gesellschaftlich wenig bekannt. Diese Wechselwirkungen sind komplex. Sie können in beide Richtungen wirken, denn Diabetes kann die Entwicklung psychischer Erkrankungen för dern, während psychische Störungen das Risiko für Diabetes erhöhen oder dessen Verlauf nega tiv beeinflussen. Wie wichtig dieser Zusammen hang ist, verdeutlicht die Tatsache, dass aktuell zu diesem Thema eine S3-Behandlungsleitlinie

Grafik: Getty Images

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