CF_01_2021_web

THEMA

Subsidiaritätsprinzip

Das lateinische Wort ‚subsidiär‘ bedeutet übersetzt ‚unterstützend‘ oder ‚ersatzweise eintretend‘. Nach dem Subsidiaritätsprinzip soll eine staatliche Aufgabe (in unserem Fall die Gesundheitsversorgung) soweit wie möglich von einer unteren Ebene, also sehr bürgernah, in Eigenregie wahrgenommen werden (Kliniken und Seniorenhäuser).

Können Sie das etwas näher erläutern? 2019 haben wir eine Stelle für Philantropie eingerichtet. Als im Frühjahr 2020 Schutzmas- ken und Desinfektionsmittel drohten auszugehen, waren wir froh und dankbar, jeman- den zu haben, der sich zu­ sätzlich um den Nachschub kümmerte. Vieles bekamen wir von angesprochenen Un- ternehmen gespendet. Doch das eigentliche Ziel der Stabs- stelle ist es, Spenden zu ge- nerieren. Zum Beispiel für be- sondere Medizintechnik, die den Therapienutzen für Pa­ tienten erhöhen, die aber nicht von den Ländern finanziert werden. Als Beispiele kann ich hier nennen: den Therapie­ roboter ‚Lokomat‘, der eine fortschrittliche Gangtherapie nach Schlaganfällen ermög- licht, oder die ‚Freifeld-Audio- metrie‘, mit deren Hilfe das Hörvermögen von Patienten besser als mit herkömmlichen Geräten untersucht werden kann. Wie sieht das Engagement des Verbundes für das Gemeinwohl, also für die Menschen aus? Können Sie uns ein paar Beispiele nennen? Unsere Häuser sind christlich geprägt. Diesem Anspruch kommen wir unseren Wurzeln gemäß nach, indem zum Bei-

holen sich Unterstützung am Ka- pitalmarkt. Sie verkaufen Aktien oder geben Unternehmensan- leihen heraus. Öffentliche Träger werden von den Städten und Gemeinden bezuschusst – so- fern deren Budgets das herge- ben. Non-Profit Organisationen wenden sich an ihre Banken und nehmen Kredite auf. Und, um das an dieser Stelle in aller Deutlichkeit zu sagen: Christlich orientierte, freigemeinnützige Unternehmen wie unsere Kran- ken- und Senioreneinrichtungen oder unser Hospiz St. Marien er- halten keine Mittel aus Kirchen- steuern. Wir haben uns zwar in unserer Satzung an die Grund- ordnung der katholischen Kirche gebunden, sind finanziell aber vollkommen unabhängig von ihr. In den Medien spricht man von der „Ökonomisierung der Medizin“, speziell der Krankenhäuser. Was bedeutet das und wie gehen gemein­ nützige Träger damit um? Seit Ende der 90er Jahre be- kommen Krankenhäuser nicht

mehr die tatsächlich anfallen- den Kosten von den Kassen und Ländern erstattet. Sie sind seitdem gezwungen, noch viel stärker betriebswirtschaftlich zu denken. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, allerdings geht die Schere zwischen den Kosten und den Vergütungen für die erbrachten Leistungen seit Jahren weiter auseinander. Für uns als freigemeinnützige Organisation wächst damit die Herausforderung, unseren Auf- trag zu erfüllen, nämlich an unseren Werten ausgerichtet dem Gemeinwohl weiterhin zu dienen und den Menschen die bestmögliche Versorgung, und nicht nur die notwendige, zu- gutekommen zu lassen. So ist es auch im Gesetz formuliert. Damit uns dies trotz knapper werdender Mittel gelingt, ha- ben wir uns dazu entschlossen, das Thema Philantropie aktiv anzugehen. In Zukunft wollen wir auch auf Spenden bauen, um unseren hohen Anspruch in den Krankenhäusern einzu- lösen.

18 CellitinnenForum 01 | 2021

Made with FlippingBook Online newsletter