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FUNDAMENT
DER SONNTAG MEINER KINDHEIT
der 1960er eine Sonntagsmesse, heute sind es im Durchschnitt un- ter zehn Prozent.
Wer vor 50 oder mehr Jahren in Deutschland aufgewachsen ist, hat noch eine komplett andere Sonntagskultur erfahren als die- jenigen, die nach der Jahrtau- sendwende ihre Kindheit erlebt haben. Viele Bilder von damals kommen in den Sinn oder werden dann wieder wach, wenn in alten Fotoalben geblättert wird. „Das war doch in… als wir den Ausflug nach…gemacht haben“. Vor dem Aufkommen der Digitalkameras wurde eher selten und wenn, dann zu nicht alltäglichen Anlässen fo- tografiert – Sonntagsnachmittags eben, auf der Promenade am Rhein, im Tierpark oder im Aus- flugslokal oder auf dem Sonnen- deck eines Dampfers. Als Kind der 1960er-Jahre habe ich sehr leb- hafte Erinnerungen an den hohen Stellenwert der Sonntagskleidung. In den ‚guten Sachen‘, die nur an Sonn- und Feiertagen getragen wurden, hatte man beim Spielen vorsichtig zu sein, was die Mög- lichkeiten ungemein einschränkte. Männer trugen am Sonntag einen Anzug mit Krawatte, zum Früh- schoppen und auch nachmittags als Zuschauer auf dem örtlichen Fußballplatz. Gut die Hälfte der Katholiken besuchte bis Anfang
SONNTAG HEUTE
Allein mit Wehklagen angesichts weiter rückläufiger Zahlen bei sonntäglichen Gottesdiensten ist niemand gedient, die Angebote werden sich ohnehin durch den Zu- schnitt der zukünftigen pastoralen Großräume inhaltlich und struktu- rell verändern. An manchen Orten wird die Mess- feier am Sonntagabend recht gut besucht oder regelmäßig als Ju- gendgottesdienst gefeiert. Nach meiner Einschätzung kommt damit der Charakter des Sonntags als ‚erstem Tag der Woche‘ gut zum Ausdruck, auch als Sammlung und geistliche Stärkung für die bald da- nach wiedereinsetzende Alltags- wirklichkeit. Sonntagskultur ist nicht statisch, sondern Ausdruck von Wandel in Kirche und Gesellschaft, wobei zu wünschen ist, dass der innere Kern bewahrt bleiben kann: Möglichst als Tag der Ruhe und Besinnung sowie die Pflege der Gemeinschaft in Fa- milie und Freundeskreis. Möglichst als Tag, der den Rhythmus der Wo- che bestimmt, auf den man sich freut, der Tag, der für den Menschen da ist (vgl. Mk 2, 23-28). (W.A.)
das Erleben des Sonntags und den Besonderheiten an diesem Tag, die gut und gerne im Ge- dächtnis bleiben.Häufig helfen die Erinnerungen an die verbrachten Sonntage zu verstehen, wie sich die gesellschaftlichen Verhältnis- se verändert haben, wie schnell und auch grundlegend kultureller Wandel geschieht.
Foto: Alarmy Stock
CellitinnenForum 03 | 2021
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