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KOMPETENZ

Herr Dr. Schlesinger, ganz direkt gefragt: Ist die Schwind- sucht zurück? Im letzten Jahr ist die Tuber- kulose aufgrund der Corona- Pandemie komplett aus der öffentlichen Wahrnehmung ver- schwunden. Tatsächlich gab und gibt es aber immer wieder Fälle. In Deutschland und Euro- pa wird das kaum wahrgenom- men, weil ihrer Ausbreitung – als meldepflichtiger Erkrankung – mit strengen Richtlinien entge- gen getreten wird. Die Krankheit wird meist schnell erkannt und entsprechend behandelt. Doch sie war immer unter uns. In den Ländern, aus denen in den letz- ten Jahren sehr viele hilfebedürf- tige Menschen zu uns eingereist sind, sind die Richtlinien häufig nicht so streng, und die offene Tuberkulose ist noch stärker ver- breitet. Durch die strengen Kont- rollen bei der Einreise kam es zu einem kurzfristigen Anstieg der gemeldeten Krankheitsfälle. Mit 1.000 Fällen im Jahr sind wir jetzt wieder auf dem gleichen Stand wie vor 2015. In einer globalisier- ten Welt mit internationaler Rei- se- und Geschäftstätigkeit lässt sich keine Krankheit mehr regio- nal begrenzen, wie wir aktuell bei COVID-19 gesehen haben. Sie erwähnten das Stichwort ‚offene Tuberkulose‘, was mei- nen Sie damit? Die Tuberkulose ist als Tröpf- cheninfektion hochansteckend. Die Bakterien werden ausge- hustet und breiten sich meistens

Welche Symptome zeigt ein Mensch, wenn die Erkrankung ausbricht und wie wird er be- handelt? Die Patienten zehren regelrecht aus. Sie werden buchstäblich immer dünner und schwinden dahin. Weil die Tuberkulose in der Lunge verortet ist, geht die Erkrankung mit Husten einher. Als es noch keine medikamen- töse Behandlung gab, war die Sterblichkeitsquote hoch. Jetzt gibt es gute Antibiotika und die Patienten können behan- delt und geheilt werden. Sie müssen jedoch konsequent und über eine Zeitdauer von einem halben Jahr eine Anti- biotikakombination einnehmen. Zudem werden sie so lange isoliert, bis die Krankheit nicht mehr an andere übertragen werden kann. Wird die Tuberkulose irgend- wann ausgerottet sein wie die Pocken? Schon die alten Ägypter kann- ten die Tuberkulose. Diese Bakterien werden immer exis- tieren, zumal der eigentliche Bakterienstamm und seine Untergruppen sehr groß sind. Deswegen sind eine konse- quente Hygiene, eine sorgfäl- tige Erkennung und die gründ- liche Behandlung notwendig. Vieles läuft in Zusammenar- beit mit den Gesundheitsäm- tern, deren wichtige Arbeit uns spätestens seit COVID-19 deutlich vor Augen geführt wird. (N.H.)

Dr. Andreas Schlesinger

direkt in der Lunge aus. Viele erkranken direkt und sind anste- ckend. Das liegt häufig daran, dass ihr Gesundheitszustand bereits labil ist. Damit haben sie eine sogenannte ‚offene Tu- berkulose‘. Aber die Krankheit kann auch anders verlaufen, so- lange das Immunsystem intakt ist. Manche Betroffene merken dann gar nicht, dass sie sich angesteckt haben. Bei einem weiteren Teil der Betroffenen wiederum hält das Immunsys- tem die Krankheit in Schach, teilweise über Jahrzehnte. Ge- fährlich wird es, wenn sie dann bestimmte Medikamente be- kommen, die zum Beispiel in der Rheumatherapie eingesetzt werden. Diese bremsen den Teil des Immunsystems aus, der die Tuberkulose-Erreger in Schach hält und die Erkrankung bricht aus.

CellitinnenForum 03 | 2021

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