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KOMPETENZ

genau an den Tag, als es passiert ist: „Es war unser Geburtstag, den wir im Phantasialand gefeiert ha ben.“ Abends war dann klar, da stimmt etwas nicht. „Ich konnte auf einem Auge nichts mehr sehen. Eine Hand zuckte unkontrolliert“, beschreibt die 45-Jährige ihre Symptome. Schon vorher sei sie wegen Ver spannungen in chiropraktischer Behandlung gewesen, aber wer rechnet mit 45 Jahren mit einem Schlaganfall? – Auch im Kran kenhaus am nächsten Tag sah es zunächst nicht schlimm aus. Eine verstopfte Vene am Hals sollte mit blutverdünnenden Medi kamenten behandelt werden. Im Bad des Krankenhauses erfolg te der nächste Schlaganfall. Eine Notoperation wurde als äußerst kritisch bewertet, aber schließlich durchgeführt. Das hieß zunächst Bangen und Warten für die Fami lie. Die Patientin überlebt. Seitdem fehlt ihr auf der rechten Seite ein Stück des Schädelknochens. Die Haare wachsen langsam nach und der Knochen wird wieder re konstruiert. Doch ein schwerer Weg liegt vor ihr. Viele Körper funktionen sind beeinträchtigt, die Sprache ist schleppend. Aber die zeifache Mutter trainiert hart mit den Therapeuten in der Frühreha bilitation und kämpft sich zurück ins Leben. NUR AUF DIE ERFOLGE GUCKEN – AUCH WENN SIE KLEIN SIND „Sie macht jeden Tag Fortschrit te“, erzählt ihr Sohn. Seine Mut ter ergänzt: „Man muss immer

weiter machen. Niemals auf geben. Die Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte machen hier einen Knochenjob, dafür bin ich so dankbar.“ Ihr ist diese Bot schaft wichtig. „Und“, ergänzt sie, „meine Familie und meine Freunde, tragen mich durch die se Zeit.“ Sie schicken Grüße und sind in Gedanken bei ihr. „Wenn ich an diese Patientin denke, bekomme ich eine Gän sehaut“, sagt Chefärztin Dr. Pan tea Pape, die in ihrem Job mit schwereren Schicksalsschlägen vertraut ist. „Sie macht so un glaublich tolle Fortschritte. Das ist eine echte Kämpferin!“, lobt sie. – „Manchmal habe ich auch keinen Bock mehr“, gibt die Pa tientin zu. „Die Frau im Spiegel erkenne ich nicht.“ Dann helfen ihr die Gespräche mit den Psy

chologen, die ebenso zur Thera pie gehören wie Physio- und Er gotherapie sowie die Logopädie. Und natürlich der Gedanke an ihre Männer zu Hause, an ihren Hund, der auf die gemeinsamen Wanderungen und Spaziergänge wartet, und der unbedingte Wille, wieder auf die Beine zu kommen. Die Behandlung im St. Marien-Hos pital ist jetzt gut ein Jahr her. Nach einigen Aufs und Abs hat sichChris tians noch einmal bei uns gemeldet und ein paar Fotos geschickt. Die Schädeldecke wurde rekonstruiert, die Haare sind nachgewachsen. Inzwischen macht sie wieder Spa ziergänge mit dem Hund und ihrer Familie und kämpft weiter. Es gab auch immer wieder Rückschläge und schwierige Zeiten, aber sie bleibt ihrem Motto treu und freut sich über jeden Fortschritt. (N.H.)

Endlich geht es mit Hund wieder in die Natur

CellitinnenForum 03 | 2022

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