Cellitinnen 1_2016

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Wie halten Sie es mit dem Schlaf? Unsere Kultur bestimmt das Schlafverhalten

Wir alle brauchen ihn, nachts kommt er uns gelegen, tagsüber vertreiben wir ihn mit einer Tasse Kaffee. Die alten Griechen stellten ihm mit Hypnos und Morpheus Gottheiten zur Seite, Napoleon hielt ihn für ein unnützes Übel, dem er nachts nicht mehr als vier Stunden seiner Zeit einzuräumen gedachte. Dorn- röschen über-

längere Schlafpausen ein. Bis zur Industrialisierung war es auch in Europa üblich, in zwei Schichten zu schlafen, also auch tagsüber. Die calvinistische Arbeitsethik, Koffein und schließlich die Erfindung der Glühbirne bestimm- ten unseren Alltag

sonderen Grund tagsüber schläft, faulenzt. 24 Stunden erreichbar zu sein und seine Zeit komplett dem beruflichen Fortkommen zu widmen, gilt in einigen Branchen und Unternehmen sogar als schick. Doch unter welchen Umständen auch immer: Die westlich orientierte Welt schläft nachts einen längeren Schlaf und wacht und arbeitet tags- über. In den Einrichtungen des Cellitin- nenverbundes ist der Schlaf ebenfalls Thema. Mit- arbeiter, die im

stand ihn 100 Jahre lang jung und schön, ähn- lich erging es ihrer Mär- chenko l l eg i n Schneewittchen. Van Gogh malte

Schicht- oder Nachtdienst ar- beiten, müssen sehen, wie sie ihr Leben so einstellen, dass sie die unregel- mäßigen Arbeitszeiten,

ihn, Sigmund Freud analysierte ihn und Theodor Fontane schrieb ein Gedicht über ihn. Einige Menschen as-

Familie, Freunde und Freizeitaktivi- täten unter einen Hut bekommen. Demenziell Erkrankte kommen mit dem Tag-Nacht-Rhythmus nicht mehr zurecht und Seniorenhäuser und Kliniken stellen sich auf die Be- dürfnisse dieser größer werdenden Gruppe ein. In den Schlaflaboren des Verbundes untersuchen und behandeln Ärzte die Folgen eines gestörten Schlafverhaltens. In den folgenden Artikeln erfahren Sie mehr zu diesen Themen und wir geben Ihnen einen Überblick, wo und wie uns der Schlaf im Ver- bund beschäftigt.

soziieren mit ihm Stille und Frieden, andere den Tod. Die Rede ist vom Schlaf. Ob Fluch oder Segen, er kommt meist leise daher und gönnt Körper und Geist eine wohltuende Pause. Nehmen wir seine Bedürf- nisse nicht ernst, werden wir krank. In unserem Kulturkreis entspricht das Schlafverhalten dem Tag- Nachtrhythmus. Das war nicht immer so. Im antiken Griechen- land besuchte man nachts gerne Freunde, ging seiner Arbeit oder religiösen Diensten nach. Dafür legte man tagsüber ein bis zwei

und die Schlafenszeit neu. Diese Regeln gelten bis heute. Wir stellen unsere Arbeit nicht mehr bei Däm- merung ein, sondern betätigen den Lichtschalter – und weiter geht‘s. Eine Tasse Kaffee ersetzt nach- mittags die spanische ‚Siesta‘. In vielen Gesellschaften geriet der Schlaf in Verruf. Er gilt in unserer Welt als unproduktiv und ist damit ein eigentlich überflüssiges, aber notwendiges Übel. Wer ohne be-

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