Cellitinnen 1_2016
Glauben | Leben
ganzem Herzen“ (Joel 2,12), dann „Lasst euch mit Gott versöhnen“ (2 Kor 5,20) und schließlich „Bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist.“ (Mt 6,6). Dem ‚Umkehren‘, ‚Sich-versöhnen-lassen‘ und ‚Glau- ben‘ entspricht wiederum der Drei- klang: „Gebet“ – „Fasten“ – „Etwas Gutes für andere tun, vor allem für Notleidende“. Die Fastenzeit als Bußzeit dient der Besinnung, sowohl in der Gemein- schaft durch Gottesdienste aber auch als Ruf an jeden Einzelnen, den Stand der Dinge bei sich selbst zu überprüfen: Bin ich zu sehr in ausgetretenen Pfaden unterwegs, bin ich mit meinem Leben noch in der richtigen Spur? Habe ich mir etwa Verhaltensweisen angewöhnt, die gar keinen Sinn haben und auf die ich genauso gut verzichten könnte? Wenn ich an Gott glaube, wie ist denn meine Beziehung zu ihm, kann ich vielleicht einen neuen Zugang zu ihm finden, was sind die Angebote dazu? Kann ich mein Leben im Gebet vor Gott stellen, indem ich dankbar dafür bin, was ich kann, habe, was ich anderen verdanke? Kann ich ihn bitten, sich nicht nur meiner Wünsche, sondern auch meiner Unzulänglichkeiten an- zunehmen? Bin ich auch bereit, mir Zeit zu nehmen, um Gottesdienste zu be- suchen, um Gott zu loben, sein Wort zu hören, es zu betrachten, es zu verinnerlichen und mehr danach zu leben? Kann ich zu dem stehen, was ich falsch gemacht habe, er- kenne und bereue ich Schuld? Fasten als Besinnung
Nehme ich dann den Empfang des Bußsakraments wahr, um Versöh- nung mit Gott, mit mir selbst und meinen Mitmenschen zu erfahren? Wie lebe ich überhaupt imMoment in Bezug auf die Menschen um mich herum? Wie lebe ich in meinen Beziehungen – in der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis?
überflüssigen Dingen in seiner Zel- le zu verabschieden, auf Ordnung zu achten, der Mitschwester oder dem Kollegen wirklich zu begegnen und dabei innerlich nicht schon woanders zu sein – der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Der äußere Verzicht in kleinen Dingen ist eigentlich nur die Krücke, um bewusster den Weg nach innen zu finden und zu gehen, dahinein, wo es ,Leer-stellen‘ gibt oder wo ich sie bewusst schaffen will. Da, wo ich merke, dass ich meine Leere nicht mit mir selbst füllen kann; da, wo dann Platz ist für Gott. Wenn ich diese ,Leer-stellen‘ spüre, im Hun- ger oder der Müdigkeit, dann klingt da die Frage mit: Woran hänge ich? Woran hängt mein Leben? Fasten- zeit als Zeit der Umkehr und Buße hat für mich genau damit etwas zu tun: ,Ab-kehr‘ und ,Um-kehr‘ ist für mich eine ,Hin-kehr‘ zu Gott, zum Leben. Es dreht sich in der Fastenzeit für mich also nicht alles um die Wurst: Im kleinen Verzicht, spüren dass es mehr gibt als mich, im persönlichen Beten und in der Stille zuhören, was Jesus mir in seinem Wort sagen möchte, im wachsameren Blick für den- oder diejenige, die mir gerade gegenübersteht, offen, verletzbar und empfänglich werden für die Not und Bedrängnis wie für das Leben im Andern.“ Schon im zweiten Jahrhundert fasteten Christen vor dem Oster- fest. Die Zeitspanne wurde später auf die Karwoche, dann ab dem vierten Jahrhundert auf 40 Tage ausgedehnt. ‚40‘ Tage des Fas- tens verbrachte Jesus vor seinem
Wenn ich auf etwas verzichte, dann ist das vielleicht ein ‚WENIGER‘, aber kann es nicht auch ein ‚MEHR‘ sein? So versteht es Schwester Ka- tharina Cleff, die im Kölner Kloster der Monastischen Gemeinschaften von Jerusalem lebt: „Fasten, ist für mich mehr, als 40 Tage keine Wurst zum Frühstück zu essen. Die Fastenzeit mit ihrem Verzicht ist für mich eine Zeit des ‚MEHR‘, nicht des ,WENIGER‘. In der Tat gibt es Dinge, auf die wir alle wäh- rend der Fastenzeit als Gemein- schaft verzichten, wie Schokolade und Fleisch. Daneben hat jede in kleinen persönlichen Dingen ihr in- dividuelles ‚Fastenzeit-Programm‘, beispielsweise mal bewusster auf die Zeit zu schauen, die man am Computer verbringt oder sich von
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