Cellitinnen 1_2017
Glauben | Leben
mit der Suppenschüssel über die Straße zu gehen. So schickten sie oft ihre Mägde, was begreif- licherweise zu Nachlässigkeiten führte. So tauchte der Gedanke auf, ihnen für diesen Zweck ei- gens ausgebildete Mädchen zur Verfügung zu stellen. Die erste, die sich dazu anbot, war ein Bauern- mädchen, Marguerite Naseau. Sie lebte sich schnell ein und machte ihre Sache ganz geschickt. Bald darauf wünschten sich die Damen anderer Pfarreien ebensolche Ge- hilfinnen und baten mich darum. Es fanden sich immer mehr Mädchen ein. Frau le Gras bat ich, ihre Lei- tung zu übernehmen und sie in der 1871 kamen die Vinzentinerinnen in den damals noch nicht zur Stadt Köln gehörigen Vorort Nippes, der in dieser Zeit mehr und mehr von den Lebens- und Arbeitsbedin- gungen der aufkommenden Indus- trialisierung geprägt wurde. Bis zur Übersiedlung der Schwestern gab es in Nippes keine angemessene Gesundheitsfürsorge für die da- mals 4.600 Einwohner. Unter diesen Umständen setzte die Tätigkeit der Vinzentinerinnen ein: An der Merheimer Straße erwarben sie ein Grundstück zum Bau eines Klosters, das auch als Mutterhaus eingerichtet wurde. Sie betrieben ambulante Krankenpflege, nahmen Waisenkinder auf und eröffneten eine Elementar- und Nähschule Die Vinzentinerinnen
Frömmigkeit und im Krankendienst zu unterweisen.“
musste sozusagen frei sein, um dorthin zu gehen, wo die Not am größten war. „Seien sie vor allem freundlich und mitfühlend mit den Armen, und wir sollen sie herzlich lieben, sie aus allen Kräften ehren“, das gab Louise von Marillac als eine Devise den Töchtern mit auf den Weg. Die Lebensweise wurde erprobt und von Vinzenz und Louise zu einer Regel zusammengefasst. Bis zu ihrem Tode am 15. März 1660 lei- tete Louise die Kongregation. Sie wurde 1920 selig- und schließlich 1934 heiliggesprochen. Wolfgang Allhorn den Schulbetrieb zur Verfügung. 5,5 Millionen Euro wurden für den Um- und Neubau aufgewendet. Die gemeinsame Trägerschaft der größten Schule dieser Zielrichtung in Köln liegt bei der Hospitalver- einigung St. Marien GmbH als Ein- richtung der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria, dem Stiftung der Cellitinnen e.V. und der Malteser Rhein-Sieg gGmbH. Die Bildungs- stätte besteht seit 2002 als Zusam- menschluss der bis dahin bereits bestehenden kleineren Kranken- pflegeschulen der beteiligten Träger. Heute stehen 375 Plätze für angehende Gesundheits- und Krankenpfleger zur Verfügung. Dazu kommen 75 Auszubildende in der Altenpflege.
‚Filles de la Charité‘
Ende 1633 nahm Louise einige der Mädchen in ihr Haus auf. Im Grunde war dies der Anfang jener ‚Filles de la Charité‘, der ‚Töchter der christlichen Liebe‘, die heute im Allgemeinen Vinzentinerinnen genannt werden. Eine neue Form religiöser Lebensgemeinschaft von Frauen, ohne Klausur und einheitli- cher Ordenstracht entstand – man trug die Tracht bretonischer Land- mädchen samt der lange kenn- zeichnenden Flügelhaube. Man für Mädchen. 1874 erhielt die Gemeinschaft die Genehmigung zur stationären Krankenpflege als ‚Privat-Krankenanstalt‘ – die Vor- läuferin des heutigen St. Vinzenz- Hospitals. Die Louise von Marillac-Schule – Katholische Bildungsstätte für Berufe im Gesundheitswesen – befindet sich seit Ende 2014 in ihrem neuen Schulhaus an der Simon-Meister-Straße in Köln- Nippes. Nach dem ersten Domizil im ehemaligen Provinzialmutter- haus der Vinzentinerinnen wurde nebenan das denkmalgerecht sanierte Schulhaus der ehema- ligen Mädchen-Volksschule samt einem Neubau bezogen. Ins- gesamt stehen nun 2.500 qm für
30 CellitinnenForum 1/2017
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