Cellitinnen 1_2018

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Lebenswege Erinnerungen einer Kriminalhauptkommissarin

‚Backfischalter‘ machte sie eine verwaltungstechnische Ausbildung beim Fernmeldeamt Bonn und bil- dete sich anschließend zur Fern- meldeassistentin weiter. So wäre Bures Karriere bei der Post stetig weiter verlaufen, hätte die Abteilung ‚Weibliche Kriminalpolizei‘ Ende der sechziger Jahre nicht auch Frauen ohne Abitur und Studium für den mittleren Polizeidienst zugelassen. Mit 22 Jahren stellte die junge Frau ihre berufliche Karriere noch ein- mal auf Null und begann als ‚Krimi- nalhauptwachtmeisteranwärterin‘ die dreijährige Ausbildung bei der Dienststelle ‚Weibliche Kriminalpoli- zei‘. Wir schreiben das Jahr 1969. Die Hippiebewegung hat ihren Zenit bereits überschritten, Studenten- Als junge Kripobeamtin

proteste gegen den Vietnamkrieg und gegen das verkrustete Esta- blishment dominieren die Nach- richten. In Woodstock versammeln sich im August 400.000 Konzert- besucher und feierten Joan Baez, Jimmy Hendricks, Janis Joplin – Marihuana und LSD. Gleichzeitig rufen die Kommunarden Uschi Obermaier und Rainer Langhans in München die ‚freie Liebe‘ aus und werden zum Vorbild der so genannten ‚68er-Generation‘. Und mittendrin: ‚Kriminalhauptwacht- meisteranwärterin‘ Renate Bures. „Wenn wir Drogenrazzien in den ‚Kommunen‘ vornahmen, habe ich nicht schlecht gestaunt. Gut ka- tholisch sozialisiert, betrat ich eine mir völlig fremde Welt“, erinnert sie sich. Doch ihr eigentliches Einsatz- gebiet waren Strafdelikte von und an Kindern und Jugendlichen. Dazu

„Ich wollte schon als Kind zur Kri- po“, erzählt Renate Bures. Die pensionierte Hauptkommissarin ist seit der ersten Stunde ehren- amtlich im Herseler Seniorenhaus St. Angela tätig, also seit zehn Jah- ren. Ihr Vater war Polizist und hat seine berufliche Leidenschaft auf zwei seiner insgesamt vier Kinder übertragen. Grundvoraussetzung für die Einstellung bei der Kriminal- polizei war ein abgeschlossenes Studium. Doch in den fünfziger und sechziger Jahren kostete die Aus- bildung amGymnasium und an der Universität noch Geld. Das Gehalt eines Polizisten reichte dafür nicht und so besuchte Bures nach der Volksschule die Höhere Handels- schule. Wenn ihr schon der Dienst bei der Polizei verwehrt blieb, so wollte sie auf jeden Fall die Beam- tenlaufbahn einschlagen. Noch im

Früher Berufswunsch: Kriminalkommissarin

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