Cellitinnen 1_2020

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Orthopädie, und Dr. Tugba Goe- nen, Assistenzärztin in der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie an der St. Anna-Klinik. Herr Professor Pennig, wie lange arbeiten Sie schon als Chirurg? Und was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Veränderungen, die Sie miterlebt haben? Nach dem Studium hatte ich den ersten Kontakt zur Chirurgie und Or- thopädie an den Universitäten Basel und Bern. Im Jahre 1983 begann dann die Weiterbildung zum Arzt für Chirurgie und im Schwerpunkt Unfallchirurgie an der Universitäts- klinik Münster. Wir sprechen also über weit mehr als 40 Jahre, eine lange Zeit. Ganz allgemein betrachtet ist die Chirurgie viel ‚technologischer‘ ge- worden. Was sich aber trotzdem nicht verändert hat, ist die Konzent- ration auf jeden einzelnen Patienten und seine spezifischen Probleme. Zugenommen hat in den letzten Jahren auf jeden Fall der Doku- mentationsaufwand, der heute viel stärker auch unter wirtschaftlichen und juristischen Aspekten erfolgen muss. Hat sich das Arzt-Patienten-Verhält- nis in all diesen Jahren verändert? Der heutige Patient ist dank dem Internet sicherlich viel informierter. Ob ‚Doktor Google‘ aber auch in je- dem Fall die richtigen Fakten liefert, ist jedoch fraglich. Nach wie vor ist das direkte Verhältnis zwischen Arzt und Patient für den Behandlungs- erfolg von erheblicher Bedeutung. Da ist zu viel unsortierte Internet-

Operation in den 1950er Jahren im Marienheim

recherche auf eigene Faust häufig eher hinderlich und belastend für die Patienten. Die Medizin, besonders die Chirur- gie, galt lange als eher konservativ und sehr wettbewerbsorientiert. Für Familienplanung und ein demokra- tisches Miteinander schien wenig Raum zu sein. Wie ist das heute? Ja, die Chirurgie gilt einerseits als konservativ. Auf der anderen Seite ist sie aufgrund der sich entwickeln- den Technologien aber auch aus- gesprochen innovativ und sehr, sehr spannend. Ein Wettbewerbsdenken mag vorhanden sein, ist aus meiner Sicht aber nicht vorrangig. Hinsichtlich der Familienplanung und des Umganges mit Hierarchien hat sicherlich ein Wandel eingesetzt, aus meiner Sicht eindeutig hin zum Besseren. Die Rolle des unnahba- ren und über allem schwebenden Chefarztes hat ausgedient. Die Mit- arbeiter und Patienten gleicherma- ßen erwarten zu Recht von der ärzt- lichen Leitung ein vorbildhaftes und

korrektes Verhalten. Dazu gehört auch die Bereitschaft, sich mit allen Dienstarten innerhalb des eigenen Fachgebietes auszutauschen. Pfle- ge, Ärzte und Therapeuten sowie auch alle anderen Mitarbeitenden können nur gemeinsam erfolgreich sein. Das gilt für die Behandlung jedes einzelnen Patienten genauso wie für die Weiterentwicklung des ganzen Hauses. Frau Dr. Goenen, wie lange arbeiten Sie schon als Ärztin? Und was hat Sie zu dieser Berufswahl motiviert? Ich bin jetzt seit fast zwei Jahren Ärztin und mein Beruf macht mir sehr viel Freude – auch wenn es kein Kindheitstraum gewesen ist. Ich habe mich erst recht spät für diesen Berufsweg entschieden, da war ich schon in der gymnasialen Oberstufe. Ausschlaggebend war die Krebserkrankung meiner Groß- mutter.

Ist der Arztberuf dank ‚Hightech‘ heute leichter? Und wie beeinflusst

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