Cellitinnen 1_2020

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Zwischen Beruf und Berufung Menschen in der Pflege gestern und heute

mit Fachweiterbildungen, einem Bachelor im Pflegemanagement oder einem Medizinstudium weiter zu qualifizieren.

Pflegeberuf und soziale Not

Doch wie gestaltete sich die Pflege älterer und kranker Menschen frü- her? Dreht man das Rad der Zeit gut 150 Jahre zurück, landet man in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Damals gab es weder eine gesetz- liche Krankenversicherung noch galten Ausbildungsverordnungen oder Tarifverträge für Pflegekräfte. Sehr real aber waren Krankheit, Seuchen wie Tuberkulose oder Cholera und Epidemien, unter denen die Menschen litten. Das moderne Krankenhaus, wie wir es heute kennen, wurde gerade erst erfunden. In Deutschland waren es vorrangig christliche Gemein- schaften und Privatinitiativen, wie beispielsweise Bürgerstiftungen, die aus christlicher Nächstenliebe und sozialer Not die Versorgung von Kranken und Pflegebedürfti- gen übernahmen. Etwa zur glei- chen Zeit kümmerte sich Florence Nightingale in Großbritannien um die Pflege verwundeter Soldaten und kranker Zivilisten. Sie gilt als eine Begründerin der modernen Krankenpflege. Das Beispiel machte Schule. Die Armen-Schwestern vom Heiligen Franziskus, die 1868 das St. Fran- ziskus-Hospital gründeten, richteten

Junge Krankenschwestern in den 1950ern

Warum entscheidet sich ein junger Mensch heute für den Pflegeberuf? Fragt man die ganz Jungen, die ge- rade ihre dreijährige Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpfleger begonnen haben, kommen unter- schiedliche Antworten: Anderen Menschen helfen, Kranken beiste- hen, Gutes tun und Leben retten werden als idealistische Motive genannt. Aber auch die Sicher- heit, einen Beruf mit Zukunft zu er- greifen, spielt für die pragmatische ‚Generation Z‘ eine große Rolle. Pflegekräfte sind auf dem Arbeits- markt gefragt wie nie – Tendenz steigend. Auch mit gutem mittle- ren Bildungsabschluss kann man in der Pflege Karriere machen, was

mittlerweile auch für viele Männer interessant ist. Den Schritt in den anstrengenden und anspruchs- vollen Pflegeberuf haben sich die Nachwuchskräfte meist gut über- legt. Manche kennen die Arbeit im Krankenhaus oder Seniorenheim schon über Familienmitglieder, weil schon Mutter oder Onkel als Schwester oder Pfleger gearbeitet haben. Wieder andere haben ein Praktikum oder ein Freiwilliges So- ziales Jahr in einer Einrichtung der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria absolviert und so den Pflegeberuf für sich entdeckt. Für Abiturienten ist die Ausbildung in der Pflege mitunter auch ein Einstieg in den medizinischen Bereich – mit der Aussicht, sich nach dem Examen

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