Cellitinnen 1_2020
Medizin | Betreuung
Alternative zur Vollnarkose Eingriff an der Lunge in Spontanatmung vermeidet Komplikationen
Mit steigendem Alter sind große operative Eingriffe – zumBeispiel an der Lunge – mit einem hohen Risiko behaftet. Dabei kann die Vollnarko- se zu Komplikationen und Neben- wirkungen auch nach der Operation führen und eine besondere Belas- tung für den Patienten darstellen. Im Kölner St. Vinzenz-Hospital können Patienten, die bestimmte Kriterien erfüllen, jetzt auch ohne Vollnarkose an der Lunge operiert werden. Ein klassischer Fall aus der Pra- xis: Eine über 80-jährige Patientin mit einem bösartigen Pleuraerguss muss operiert werden. Hierbei hat sich zwischen Rippenfell und Lunge
Flüssigkeit angesammelt, die Lun- ge wird zusammengedrückt, die Atmung der Patientin zunehmend erschwert. Es muss operiert wer- den – und das mit allen Risiken, die eine solche Operation unter Vollnar- kose und Beatmung mit sich bringt. Am St. Vinzenz-Hospital sind die Thoraxchirurgen und Anästhesis- ten jedoch seit gut einem Jahr ein Stück weiter: Sie operieren unter Beachtung wichtiger Ausschluss- kriterien ohne das Einführen eines Beatmungsschlauches und ohne die klassische Vollnarkose, also ohne völliges Ausschalten des Be- wusstseins und medikamentöser Muskelentspanung.
„Thoraxchirurgische Eingriffe in Spontanatmung (NI-VATS – non intubated video-assisted thoracic surgery) gewinnen seit einigen Jah- ren an Popularität“, erklärt Frank Beckers, Chefarzt der Thoraxchir- urgie. „So können wir den Patienten das Risiko und die Belastung einer künstlichen Beatmung ersparen ebenso wie die Nachwirkungen einer medikamentösen Muskel- entspannung und Vollnarkose“, ergänzt Prof. Dr. Jürgen Lutz, Chefarzt der Anästhesie, Inten- sivmedizin und Schmerztherapie. Die Vorteile sind beachtlich: Die Patienten sind deutlich schneller fit und mobil. Besonders im Hin- blick auf eine Delir- und Demenz-
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