Cellitinnen 2_2016-3
Glauben | Leben
scheidenen Klosterzelle starb. „Ich schaue meinen Herrn“, so lauteten seine letzten Worte. Das erste Grab war in der Kirche Santa Maria in Pa- dua. Wunder ereigneten sich dort und ein unaufhaltsamer Zustrom von Pilgern kam zu diesem Ver- ehrungsort. Nicht einmal ein Jahr nach seinem Tod wurde Antonius von Papst Gregor IX. heiliggespro- chen. Mittel zum Bau einer großen Grabeskirche flossen. 1263 wurden seine sterblichen Überreste feierlich erhoben und in die neue Basilica di Sant‘ Antonio übertragen, die mit ihren prächtigen Türmen und Kup- peln um 1310 fertiggestellt wurde. Bis heute ist sein Grab das Ziel von Pilgern. Antonius ist unter anderem der Patron der Liebenden, der Ehe und der Entbindung, Helfer gegen Unfruchtbarkeit und gegen Vieh- krankheiten, bei Schiffsbruch und in der Not von Kriegen – sowie eben auch der Wiederbringer verlorener Gegenstände. Letzteres soll damit zu tun haben, dass ein jüngerer Mit- bruder das Brevier des Heiligen ent- wendet habe. Dieser Mönch wurde dann aber von dunklen Erscheinun- gen heimgesucht, was ihn das Buch reumütig zurückbringen ließ. Verlorenes wiederfinden – nicht nur den verlegten Schlüsselbund. Denn tiefer gehend ist doch ge- meint, was unzählige Menschen durch die Seelsorge und die Predigt zu Lebzeiten des heiligen Antonius und später durch seine Fürsprache wiedergefunden haben: Den ver- loren gegangenen Glauben und das Wissen, geliebtes Kind Gottes zu sein. Wolfgang Allhorn
Die Basilica di Sant‘ Antonio in Padua
Frühjahr vor seinem Tod in Padua hielt, mussten aufgrund des starken Zulaufs außerhalb der Stadt, auf freiem Feld stattfinden. ImMai 1231 zog sich Antonius nach Camposampiero bei Padua zurück. Ein dort begüterter Adliger hatte den Franziskanern eine Einsiedelei geschenkt. In seiner Zelle wollte der Heilige in Abgeschiedenheit beten und betrachten. Nach der Legen- de habe der Graf an einem Abend hinter Antonius‘ nur angelehnter Zellentür ein überaus helles Licht gesehen und schon einen Brand befürchtet. Als er voller Aufregung die Tür aufstieß, erblickte er den Heiligen mit dem lächelnden Jesus- kind, das er in seinen Armen hielt. Vor allem dieses Bild prägte die Darstellung des heiligen Antonius in der Kunst seit dem 16. Jahr- hundert. Sei es gemalt oder als Skulptur: Häufig sitzt der Jesus- knabe auf einem aufgeschlagenen Buch, womit die Verbindung und Beziehung des geschriebenen und
des fleischgewordenen Gottes- worts symbolisiert ist.
In einem Text über die Spiritualität des Heiligen heißt es dazu: „Anto- nius liebt Jesus Christus und wie Franziskus ist er vor allem von dem Mysterium von Weihnachten und der Passion fasziniert. Im Kind von Bethlehem schaut Antonius die Weisheit, die stottert, die Macht, die schwach wird, die Erhabenheit, die nachsichtig wird, den Unermess- lichen, der Kind wird, den Reichen, der arm wird, den König der Engel, der sich in eine Krippe hinablässt. Im Mysterium von Weihnachten, schreibt der Heilige, zeigen sich ‚die Demut und die Armut des Herrn‘.“
Verehrung
Seinen Tod vor Augen, hatte An- tonius sich am 13. Juni 1231 auf einem Ochsenkarren nach Padua zurückfahren lassen wollen. Mit seinen Begleitern erreichte er noch den Vorort Arcella, wo er in einer be-
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