Cellitinnen 2_2017_1

Glauben | Leben

wie herausfordernd die Schritte waren, die die jungen Frauen ge- hen mussten, um ihrem Herzens- wunsch und ihrer Berufung in das Ordensleben zu folgen, wie viel Kraft und Mut sie das gekostet hat. Nicht wenige haben sich der Familie bewusst entgegenstellen müssen, um dem Ruf ins Kloster zu folgen. Alle haben jahrelange Ausbildungen und Studien auf sich genommen, um gemäß der Ordensregel, Men- schen zu dienen. Und das zählt in Indien. Die Breite der folgenden beruflichen Erfahrungen ist beeindruckend: Mehrere erlernte und ausgeübte Berufe, Orts- und Klosterwechsel, um dort zu arbeiten, wo sie gerade gebraucht werden, als Seelsor- gerinnen und medizinische Fach- kräfte, als Lehrerinnen und nahe den Menschen mit HIV und Lepra. Ob sie das nicht auch überfordert habe, diese Frage stand im Raum. „Der Glaube hat mir Kraft geschenkt“, oder „die Gemeinschaft hat mich getragen“ und „es ist wichtig, dass jemand diese Aufgaben tut“ – so lauteten die Antworten. DiemeistenOrdensfrauen beschrie- ben den Schritt nach Deutschland als eines der markantesten Ereig- nisse ihres Lebens: „Es war nicht einfach, im Gehorsam heraus- zugehen aus einer Arbeit, die ich liebte, in ein fremdes Land mit einer völlig anderen Kultur“, so der all- gemeine Tenor. Die Teilnahme am Sprachkurs befähigte die indischen Frauen, sich mit den Mitarbeitern im Seniorenhaus bekannt zu machen. „Im Sprachkurs fiel die Verständi- gung leichter, weil alle langsamer

sprechen und aufeinander hören“, bekannte eine Schwester, „doch im Alltag sprechen alle so schnell, dass ich nur mit Mühe verstehe und auch nur schwer verstanden werde, weil die Kollegen kaum Zeit haben, mir zuzuhören.“ Die Verständigung ist ein noch langer Lernweg. Alle Schwestern sprechen weitere Sprachen: Neben Deutsch und Englisch beherrschen sie Hindu und Malayalam sowie mindestens einen weiteren indischen Dialekt. Dass es in Deutschland neben Deutsch auch Kölsch zu sprechen gibt, erheiterte sie ungemein. Überhaupt herrschte eine fröhliche Stimmung in dieser neuen ‚Ge- meinschaft der Gemeinschaften‘. Intensiv genossen sie die Gegen- wart der anderen Ordensfrauen und sprachen über alles, bis hin zu Kleiderfragen: „Und was tragt ihr sonntags?“ Ein Strahlen lebte in den Gesichtern auf, wenn sie Zeit zum Austausch

berichteten, dass sie zu Hause der Tradition gemäß den Sari tragen, das vielseitige bunte Wickeltuch, und ohne Schleier unterwegs sind: „Den tragen wir ja nur euch zuliebe, weil das hier so üblich ist“, erklärten sie uns. Kulturelle Besonderheiten nehmen die Schwestern gerne auf: Gemein- sam feierten sie mit Diakon Wolf- gang Allhorn die Eucharistische Andacht in der Schönstattkapelle, um ihn anderntags mit einer Pa- pierblume zum Internationalen Frauentag zu überraschen. Das regnerische Eifelwetter verkürzte den Fußweg zur Bruder-Klaus-Ka- pelle in Wachendorf, konnte aber die Freude an dem ungewöhnlichen Wallfahrtziel nicht dämpfen. Typisch deutsch – typisch indisch wird in einem der nächsten Se- minare ein wichtiges Thema sein. Die dreiteilige Seminarreihe ‚Behei- matet bei den Cellitinnen‘ wird im Sommer fortgesetzt.

CellitinnenForum 2/2017 39

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