Cellitinnen 2_2017_1

Blick vom Entoto auf Addis Abeba

Markt in Bahir Dar

die Felder. Wenn die Ochsen stehen bleiben, werden sie mit einer Peit- sche zumWeiterpflügen ‚motiviert‘. Hauptmerkmal Äthiopiens ist sei- ne immense Bevölkerungsdichte. Überall, aber auch wirklich überall, befinden sich Menschen. Hielten wir irgendwo an, wo wir dachten, dass hier weit und breit kein Mensch sei, tauchten wenige Sekunden nach unserem Erscheinen Kinder und bald auch Erwachsene auf. Vor allem die Kinder riefen laut „Jujuju“ und hießen uns auf Amharisch will- kommen. Ende Oktober landeten wir in der Hauptstadt Addis Abeba (‚Neue Blume‘), die in 2.450 Metern Höhe am Fuße des Berges Entoto liegt. Hier leben rund fünf Millionen Men- schen. Bei einer Rundfahrt zeigte sich die Stadt zwischen Mittel- alter und Moderne: Prachtstraßen wechseln mit ärmlichen Behausun- gen. Einige junge Frauen trugen Flip-Flops und ärmliche Kleider,

andere Schuhe mit hohem Absatz und enge Jeans. Auf den größten Markt Afrikas, den Mercato, warfen wir nur einen Blick aus dem Auto. Er hätte uns erschlagen. Durch viele Eukalyptuswälder ging es zum 3.000 Meter hohen Plateau des Entoto. Hier überblickt man die gesamte Stadt und das Umland. Auf demWeg nach oben sahen wir viele Frauen, die riesige Eukalyptusreisige auf ihren Rücken schleppten. Dieses Reisig wird zumKochen auf offenem Feuer gebraucht. Anders als in vie- len anderen afrikanischen Ländern tragen die Frauen die von ihnen zu transportierenden Lasten nicht auf demKopf, sondern auf demRücken oder den Schultern. Oben auf dem Entoto liegen die Maryam-Kirche und der Palast des Kaisers Menelik II. Natürlich stand auch der Besuch des Nationalmuseums auf dem Programm. Schließlich mussten wir Lucy, den ältesten aufrecht ge- henden, etwa 3,5 Mio. Jahre alten Menschen sehen!

Klosterinseln

Gleich am folgenden Tag flogen wir nach Bahir Dar am Tana-See, der siebenmal so groß wie der Boden- see ist. Die Stadt liegt am südlichen Ende des Sees. Über eine papyrus- bestandene Uferpromenade mit Blick auf den mit vielen Inseln über- säten See gelangten wir zumMarkt. Hier wurden Dinge des täglichen Bedarfs, aber auch Matratzen, Töpfe und vieles mehr angeboten. Am Nachmittag machten wir eine Bootstour auf dem See, sahen Fischer im Papyrusboot ihre Netze einholen und erreichten schließlich eine der vielen Halb- bzw. Inseln, auf denen sich berühmte Klöster befinden und immer noch Mönche wohnen. Die Inselklöster wurden einst von den ersten Missionaren der Christenheit gegründet. Eine Legende besagt, dass die von Me- nelik, dem Sohn Salomons und der Königin von Saba, in Jerusalem ge- stohlene Bundeslade zunächst auf

Finger Gottes

Im Palastbezirk von Gondar

52 CellitinnenForum 2/2017

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