Cellitinnen 2_2018
Lehren | Lernen
Petra Swindt stellt ihr Projekt vor
Qualitätsmanager Thomas Nauroth gratuliert den Absolventinnen
getaktet, Bewohner sind auf sich gestellt und versinken immer tiefer in ihrer kontaktarmen Welt. In vie- len Einrichtungen ist es heutzutage nicht mehr üblich, eine Biografie zu erheben. Also wissen die Mitarbei- ter eigentlich nichts darüber, was den Menschen mit seinem gelebten Leben einmal ausmachte, worauf er zurückblickt, worauf er stolz ist – und worauf man ihn ansprechen könnte. Bei einer Examensprüfung schaute die Prüferin in die Biografie einer 87-jährigen Bewohnerin mit der Diagnose senile Demenz: Da steht, dass sie ledig ist und keine Kinder hat. Sonst nichts. Die Pra- xisanleiterin meinte, dass sie ja erst zwei Jahre hier wohnen würde und man ja noch was nachtragen könne. Es geht noch weiter: Die Auszubil- dende nimmt während der Pflege keinerlei persönlichen Kontakt zu der Bewohnerin auf, sieht nicht, wie die alte Dame alles mit ihren Blicken aufmerksam aufnimmt und wie ger- ne sie mal reden würde, aber sie ist ja ‚dement‘. Als die Prüferin die alte Dame anspricht und sie fragt, ob sie gerne gearbeitet habe, erzählt sie ihr fast ihre halbe Lebensge- schichte. Das macht mich einerseits traurig und andererseits wütend“, fasst Thomas Nauroth seine Ge-
fühle zusammen. „Die Mäeutik hilft uns dabei, damit Bewohner in den Seniorenhäusern der Stiftung der Cellitinnen aktiv wahrgenommen, erlebensorientiert begleitet und mit ihrer Biografie lebendig bleiben. Das Konzept der Mäeutik ist aber nicht nur für die Pflege und die Betreuung wichtig, sondern auch der Haus- service und die Verwaltung werden darin geschult.
gen mit dem mäeutischen Ansatz: „Wenn man die Gefühle (der alten Menschen) erreicht und benennt, lügt oder täuscht man nicht. Aber wie man die Gefühle erreicht, das muss man in der Situation her- ausfinden, durch das sogenannte ‚suchende Reagieren‘. … Es geht nicht um neue Fähigkeiten, aber um eine neue Sprache. Und um die Kunst des Fragestellens. Das letzte, die Kunst des Fragestellens, habe ich Sokrates entlehnt. Dann sind Sie sozusagen der Toröffner zu den unbewussten Möglichkeiten (der Menschen).“ Das mäeutische Modell ist ein er- fahrungsbasierter Ansatz. Es geht darum, dass Pflegende und Be- treuende ihre Möglichkeiten, auf Bewohner zuzugehen, ausbauen und verfeinern. Darum arbeiten die internen Trainer vor Ort in den Seniorenhäusern, um ihren Kolle- gen im ‚training on the job‘ neue Möglichkeiten aufzuschließen und in die Arbeitsabläufe einzubauen. Neun Frauen haben in einem Jahr die Ausbildung zum Internen Trainer Mäeutik gemacht und ihren Ab- schluss im Seniorenhaus St. Josef in Meckenheimmit viel Beifall feiern können.
Dr. Cora van der Kooij
Die erkrankte und daher abwesen- de Dr. Cora van der Kooij beschrieb in einem Brief an die neuen internen Trainerinnen ihre ersten Erfahrun-
Teilnehmerin Christiane Zeus mit Seniorenhausleiter Mathias Junggeburth
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CellitinnenForum 2/2018
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