Cellitinnen 2_2019

Kultur | Freizeit

Ob er immer noch Treibholz sam- melt? Nein, er verwendet Eichen- holz, ein unglaublich hartes und schönes Material. „Vor ein paar Jahren habe ich eine alte Scheu- ne aus Thüringen aufgekauft“, be- richtet er, „da war beim Abbruch des Gebäudes ein Berg Eichen- holz zusammen gekommen, teil- weise fantastisches Holz mit einer sehr alten Geschichte, mit Spu- ren der Bearbeitung. Zum Teil war auch Schrott dabei, aus dem ich mir die besten Stücke für meine Könige geschnitten habe. Bei der Auswahl bewunderte ich die alte Handwerkskunst meiner Kollegen.“ Wundern sich die Kinder nicht über das seltsame Hobby des Vaters? Knoblauch lacht: „Die sind damit großgeworden. Solange ich nicht im Wohnzimmer arbeite… Inzwi- schen fragen viele Interessierte nach den Königen, um sie zu zei- gen, für Aktionen zu nutzen, mit Intentionen zu versehen. Da habe ich lange mitgemacht, bis es mir vor drei oder vier Jahren zu viel wurde. Die Auswahl und das Auf- stellen der Objekte, die Logistik, die Flyer – alles machte ich selbst. Und da traf ich eine Entscheidung: Ich muss meine Könige ihre Wege allein gehen lassen. Sprich, ich leihe sie weiterhin aus, aber der Leihende muss alles selbst machen. Seitdem geht es wieder. Natürlich arbeite ich auch in den Gemeinden selbst mit den Königen: Diakon und Könige beeinflussen, beflügeln einander.“ So geht der Diakon und Künstler Knoblauch mit seinen Königen in Bonn auf die Straße, umMenschen zu ihnen einzuladen, damit sie sich auch wie ein König fühlen und vor

allem: ihre eigene Würde wieder spüren lernen. „Du bist wertvoll. Auch du bist ein König, eine Kö- nigin.“ Das sind Botschaften, die Knoblauch seinen Figuren mitgibt: „Es hat mit Respekt zu tun, mit Würde, mit allen Ecken und Kan- ten, die ein Mensch an sich sieht, würdig und wertvoll zu sein.“ Er erzählt, dass der Caritasverband Bonn einen König von ihm aufstell- te, mitten ins Foyer. „Der stand so, dass man direkt auf ihn zulief. Die Botschaft hieß: Jeder Besucher, jede Besucherin soll königlich emp- fangen werden!“ Vier Könige haben sich im Februar 2019 auf den Weg in den Orient gemacht. Doch anstelle von Gold, Weihrauch und Myrrhe hatten die Holzfiguren etwas anderes im Ge- päck. Die wichtige Botschaft, dass jeder Mensch wertvoll, ein König ist. „Eigentlich wollte ich vier Könige Die Könige im Orient

zur katechetischen Konferenz der Christian Formation nach Dubai und Oman schicken. Man hatte dort von ihnen gehört.“ Aber kurz vorher kam die Nachricht, dass man ihn selbst und seine Könige im Workshop erleben wolle, also brach Knoblauch mit seinem Schwager zu seiner besonderen Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate und nach Oman auf. „Das war eine gro- ße Erfahrung von Weltkirche, nicht nur weil der Papst zeitgleich dort weilte, auch weil die Menschen so hautnah Glauben leben, so berühr- bar und musikalisch lebendig unter- wegs sind.“ Insbesondere Inder und Philippinos leben als Dienstleis- ter in den arabischen Staaten und pflegen ihre christlichen Wurzeln in großen Personalgemeinden. „Es gibt eine große Toleranz der ein- heimischen Muslime für den Glau- ben der Christen, aber dennoch leben diese ihr Christsein eher im Ghetto. Hier verbindet sie der ge- meinsame Glaube“, erzählt Knob-

Ralf Knoblauch gestaltet einen König

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