Cellitinnen 3_2015
Vorwort
Liebe Leserinnen, Liebe Leser,
der Schwerpunkt dieses CellitinnenForum liegt auf dem Thema Demenz. Erneut, muss man eigentlich sagen, denn immer wieder finden Sie Beiträge in unserer Zeitschrift, die sich mit dieser Erkrankung vorrangig älterer Menschen befassen. Das hat seinen guten Grund. Die Zahl der Krankheitsfälle steigt, bedingt durch die Überalterung der Gesellschaft, stetig. Was vor rund zehn Jahren noch eher am Rande wahrgenommen wurde, dringt zunehmend ins Bewusstsein. „Demenz: Eine große Herausforderung für die gesamte Gesell- schaft“ ist auf der Internetseite des Bundesgesundheitsministeriums zu lesen. Es ist sogar eine dreifache Herausforderung, denn von der Erforschung der Krankheit über die Behandlung bis hin zumUmgang mit demenziell erkrankten Menschen stehen wir noch ziemlich am Anfang. Als Dienstleister im Gesundheitswesen haben wir diese Entwicklung seit
etlichen Jahren im Blick. Begonnen haben wir in unseren Seniorenhäusern. Ich erinnere nur an unser Modellprojekt ‚Sicherheit und Wohlbefinden im Alter – trotz Demenz’, das von 2003 bis 2006 in den beiden Kölner Senioren- häusern St. Anna und St. Maria durchgeführt wurde. Ziel war es, individuelle Betreuungsformen für Menschen mit Demenz zu entwickeln und umzusetzen, um dadurch die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Bewohner zu steigern. Die in diesem Projekt gewonnenen Erkenntnisse werden heute in allen Cellitinnen-Senioreneinrichtungen erfolgreich angewendet und den sich wandelnden Bedürfnissen stetig angepasst. Eine geregelte Tagesstruktur, wiederkehrende Abläufe und räumliche Fixpunkte vermitteln Sicherheit. Die Mitarbeiter aller Arbeitsbereiche sind über die Situation des Bewohners informiert und können sich auf ihn und seine Bedürfnisse einstellen. Auch in unseren Krankenhäusern gehört das Thema Demenz mittlerweile zur Tagesordnung. Nur hier sind die Anforderungen anders. In der Akutsituation kann eine unbekannte Demenz fatale Folgen haben. Von Bedeutung ist es deshalb, die Sinne der Mitarbeiter für eine mögliche vorliegende Demenzerkrankung zu schärfen. Auch wenn der Patient nur wenige Tage im Krankenhaus verweilt, sollten ihm Strukturen Sicherheit vermitteln. Wir, aber auch andere Krankenhausträger, sind auf dem Weg, Lösungen zu suchen und umzusetzen. Dabei kann auch der Blick über den Tellerrand hilfreich sein; zwei Beiträge in diesem Heft befassen sich mit der Umsetzung des Themas in Großbritannien. Das ist umso erstaunlicher, ist doch das Land für seine restriktive Gesundheitspolitik und -versorgung bekannt. An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich erwähnen, dass Demenzerkrankte im ‚normalen‘ Klinikbetrieb eine hohe Anforderung an unsere Mitarbeiter darstellen. Klinikbetreiber und Kostenträger sind gleichsam in der Pflicht. Wir müssen unsere Mitarbeiter für das Thema sensibilisieren und ausbilden. Die Kostenträger müssen uns aber die Mittel und damit die personellen Ressourcen zur Verfügung stellen, um Akutpatienten mit einer zusätzlichen demenziellen Veränderung auch im Krankenhaus menschenwürdig versorgen zu können.
Hans Mauel Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria
CellitinnenForum 3/2015 3
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