Cellitinnen 3_2015

Idee | Einsatz

‚EAR Camps‘ für Kinder in Namibia Ein Erfahrungsbericht von Prof. Dr. Götz Lehnerdt

Die medizinische Versor- gung imNorden Namibias ist mangelhaft. So gibt es für die rund 2,4 Millionen Einwohner im Südwesten Afrikas nur vier HNO-Ärzte im Staatsdienst, von de- nen drei in der Hauptstadt Windhoek arbeiten. Unter der medizinischen Unter- versorgung leiden auch Kinder mit chronischer Mittelohrentzündung. Während ihnen bei uns in solchen Fällen mit einem kleinen Eingriff imMittelohr geholfen werden kann, müssen viele namibische Kinder mit Ohrenschmer- zen und Schwerhörigkeit leben. Oft kommen sie

Unser Engagement be- schränkt sich nicht nur auf die chirurgischen Einsätze. Hauptaufgabe und Ziel jeg- licher Entwicklungshilfe ist die Hilfe zur Selbsthilfe. So ermöglichten wir einer na- mibischen Ärztin in Oshakati die Teilnahme an sechs ‚Ear Camps‘, arbeiteten sie ein und bildeten sie fort. Während unserer letzten beiden Aufenthalte nahmen wir Kontakt zu der neu ge- gründeten medizinischen Fakultät der UNAM (Uni- versity of Namibia) in Wind- hoek auf, um interessierte junge Mediziner für eine Spezialisierung in der HNO-

Prof. Lehnerdt mit einigen der jungen Patienten

fell mit einem aus dem Ohrknorpel der kleinen Patienten angefertigten Transplantat und – falls erforderlich – ersetzten wir die Gehörknöchel- chenkette für ein besseres Hör- vermögen. Hierfür ist neben dem erfahrenen Ohrchirurgen natürlich entsprechendes Instrumentarium erforderlich. Dank privater Spenden und Sponsoren aus der Industrie erhielten wir während der vergan- genen Jahre über 100.000 Euro an Geld- und Sachzuwendungen für das Projekt. Besonders dan- ken möchten wir an dieser Stelle der Firma Karl Storz, die uns ein komplettes OP-Set inklusive Bohr- maschine imWert von 23.000 Euro für unsere Arbeit in Namibia zur Verfügung stellte.

deshalb in den Schulen nicht mit, werden schlimmstenfalls als dumm abgestempelt. 2003 machten ein Kollege aus Halle und ich uns zum ersten Mal auf den Weg in den Norden Namibias zu einem so- genannten ‚Ear (Ohr) Camp‘, um den Kindern dort zu helfen. Bis heute folgten weitere sechs Hilfs- einsätze, zuletzt mit zusätzlicher Unterstützung eines Bonner Kol- legen. Wir haben mittlerweile auch einen Namen: ‚Projekt Omakutsi‘, das Oshiwambo-Wort für Ohren. Bisher können 299 Kinder dank unserer chirurgischen Eingriffe wieder richtig hören. Wir bohrten ihnen den entzündeten Knochen aus, rekonstruierten das Trommel-

Kunde zu motivieren. Bis diese Überzeugungsarbeit nachhaltig wirkt, ernten wir die ersten kleinen Früchte unserer Arbeit: So saß in unserem Vortrag an der UNAM eine Studentin, die wir 2003 in der Stadt Oshakati am Ohr operiert hatten. Hören ermöglicht Bildung an Schulen und Hochschulen – der Fall der jungen Studentin beweist, wie wichtig unser Projekt ist. Prof. Dr. Götz Lehnerdt, Klinik für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie, St. Anna Klinik

Deutsch-Namibische Gesellschaft e.V. IBAN: DE48 3008 0000 0211 3508 00 Verwendungszweck: „Omakutsi/HARK“

CellitinnenForum 3/2015 51

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