Cellitinnen 3_2015
v.li. Bettina Kittelmann und Giovanna Giorgio
Medikamente und vereinbarte Arzt- termine, bestellte den Friseur für die Kinder und tätigte weitere dringend benötigte Anschaffungen
Teamwork vor Ort
Weiter ging es in das Dorf Dulag. Die dortige Klinik, die rund um die Uhr geöffnet hat, besteht aus einer Ambulanz und einem Kreißsaal mit einem Raum für die Wöchnerinnen. Behandlungen und Medikamente sind kostenlos. In der Klinik ar- beiten zwei Krankenschwestern, vier Hebammen, eine Köchin und zwei Hilfskräfte. Die philippinische ‚Bumi Wadah-Stiftung‘ finanzierte den Wiederaufbau und trägt die Ar- beit des Hauses. Als wir ankamen, fanden gerade die letzten Reno- vierungsarbeiten statt. Einige Tage später konnte die Klinik eingeweiht werden. Alle Dorfbewohner waren dazu eingeladen und erhielten Sand- wiches und Getränke. Der Bürger- meister und die Stiftungsgründer und -mitglieder waren anwesend und dankten Gott mit Gebeten und Gesang. Nicht nur das Wohl der Patienten liegt der Stiftung sehr am Herzen, ebenso das ihrer Mit- arbeiter, „denn nur ein Mitarbeiter, dem es selbst gut geht, kann gute Arbeit amNächsten verrichten“ lau- tet das Motto. Tatsächlich erhalten die Angestellten drei warme Mahl- zeiten am Tag, bei Müdigkeit oder Erschöpfung darf man sich zurück- ziehen und die Bezahlung ist gut. Während unseres Aufenthaltes halfen wir in der Ambulanz, in der Schwangerenvorsorge und bei normalen Geburten. Die Geburts- hilfe unterscheidet sich immens
von unseren geburtshilflichen Leit- linien. CTG-Geräte für fetale Herz- tonüberwachung gibt es nicht, ge- burtsbeschleunigende Eingriffe wie die Fruchtblaseneröffnungen sind verboten, die Frauen müssen ohne Schmerzmittel oder Periduralanäs- thesie entbinden. Wir bewunderten die Geduld der Kreißenden und ihren Umgang mit dem Geburts- schmerz; niemand schrie, schimpfte oder jammerte. Der tiefe christliche Glaube gab ihnen das Vertrauen und die Kraft für die Entbindung. Die Zusammenarbeit mit den philippinischen Kolleginnen verlief optimal. Wir lernten von und mit- einander. Wir konnten sie beispiels- weise vom Gebrauch manueller Saugglocken überzeugen. Sie hatten diese als Spende aus Neu- seeland erhalten, aber ihnen war die Anwendung nicht vertraut. Mit viel Gelächter beimRollenspiel erklärten wir Funktion und Gebrauch. Man dankte uns ‚Volunteers‘ (Freiwil- ligen) über alle Maßen und beim Abschiednehmen nach vier Wochen flossen reichlich Tränen. Auf den Camotes Islands besichtig- ten wir einige Geburtshäuser, die in einem katastrophalen Zustand sind. Auf den Inseln gibt es keinen Arzt, der einen Kaiserschnitt durchführen
kann. Frauen, die diesen Eingriff benötigen, müssen eine Stunde Bootsfahrt auf sich nehmen und zur Nachbarinsel Cebu transpor- tiert werden. Jeder kann sich vor- stellen, dass in einer Notsituation unter der Geburt dies der Tod für Mutter und Kind bedeuten kann. Die Hebammen hoffen sehr auf baldige Hilfe durch die Regierung und Hilfs- organisationen. Nach sieben Wochen kehrten wir mit vielen Eindrücken, Erfahrungen und der Einsicht zurück, dass viele Menschen dort weiterhin auf unsere Unterstützung angewiesen sind. Auf diesem Wege möchten wir der Geschäfts- und Pflegedienstleitung danken, die unser Vorhaben von Anfang an unterstützt haben. Ein großes Dankeschön geht auch an unsere Kolleginnen, die so lange ohne uns auskommen mussten. Und danke an unsere Ärzte aus dem Kreißsaalteam, Freunde, Eltern aus unserer Elternschule und an alle, die durch ihre Spenden den Menschen vor Ort helfen konnten. Ohne Eure wundervolle Unterstützung hätten wir diese spannende Reise nicht antreten können. Bettina Kittelmann und Giovanna Giorgio Hebammen, Heilig Geist-Krankenhaus
CellitinnenForum 3/2015 53
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