Cellitinnen 3_2016
Lehren | Lernen
Reise in die Erinnerung Seniorenhausbewohner nehmen an einem Forschungsprojekt teil
Wie sehen die aktuellen Reise- trends aus? Fahren die Deutschen in den kommenden Sommerferien lieber an die Nordsee oder nach Mallorca? Welche Hotelkategorien bevorzugen Geschäftsreisende? Wie viel Geld wird im Durchschnitt in eine Urlaubs- oder Geschäfts- reise investiert? Diese Fragen stel- len sich Touristiker Jahr für Jahr. Ebenso zuverlässig veröffentlichen sie turnusgemäß ihre Recherchen in Studien und Pressemeldungen. All diese Statistiken und Publikatio- nen sagen allerdings nichts darüber aus, welche Bedeutung Reisen für einen Lebensweg haben können, welchen Stellenwert die Erinnerun- gen an sie einnehmen. Reist man in den Urlaub, ist man geschäftlich unterwegs, verreist man aus freien Stücken oder gezwungenermaßen, steht am Ende der Reise gar eine Mission, ein Pilgerziel oder eine Aufgabe? Häufig steckt hinter dem Wort ‚reisen‘ mehr als ‚nur‘ ein Ur- laub oder ein sich einfach nur jähr- lich wiederholendes Ritual mit der Familie. Der Forschungsfrage, was Reisen für Lebenswege bedeutet und wel- chen Erinnerungswert sie im Laufe der Zeit gewinnen, haben sich vor kurzem Touristikwissenschaftler verschiedener Hochschulen an- genommen. Ihnen ist es wichtig, die Erlebniswelten des Reisens zu erforschen und zu systematisie- ren. Zum einen wollen sie zeigen,
v. li. Prof. Dr. Kerstin Heuwinkel, Seniorenhausleiter Marc Stutenbäumer, Seniorenhausbewohner Hermann Thelen
welchen Wert das Reisen an sich haben kann. Es geht ihnen aber auch darum zu entdecken, wie Reiseangebote für die kommende Generation der älteren Menschen aussehen sollten. Professor Kerstin Heuwinkel un- terrichtet an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saar- landes Tourismusmanagement. Im März lud sie Kollegen nach Köln ein, um über die Vorgehensweise des Forschungsprojekts zu dis- kutieren. Gleichzeitig führte sie Ge-
Stellenwert des Reisens zu bekom- men und sich der Frage „Warum reisen Menschen?“ anzunähern. In der zweiten Jahreshälfte soll die Forschungsfrage konkret gefasst werden, gleichzeitig sind weitere Gespräche mit den Seniorenhaus- bewohnern geplant. Daran haben übrigens beide Seiten viel Spaß. Die zumeist jungen Wis- senschaftler dürfen an einem längst gelebten Leben teilnehmen und die Seniorenhausbewohner holen ihre Fotoalben aus den Regalen und schwelgen in Erinnerungen.
spräche mit Bewohnern des Seniorenhauses Heilige Drei Könige in
Köln-Ehren- feld, um ein Gefühl für den
CellitinnenForum 3/2016 41
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