Cellitinnen 3_2017
Medizin | Betreuung
übernehmen weitere vielfältige Auf- gaben wie die Aufstellung eines Trainingsplans für das Atmen, der jeden Tag mehrfach im Team der In- tensiv- undWeaningstation bespro- chen wird. Dabei wird entschieden, bei welchen Patienten ein erneuter Versuch der spontanen Atmung gestartet werden kann. Begonnen wird mit einer Dauer von maximal zwei bis fünf Minuten alle zwei bis drei Stunden. Ist dieser erste Ver- such erfolgreich, so wird nach und nach unter fachlicher Aufsicht die maschinelle Beatmung ausgesetzt. Dabei werden die Zeiten ohne Be- atmung entsprechend ausgedehnt. Oberstes Ziel des Weaning Zen- trums ist eine höhere Lebensqualität der Patienten durch selbstständi- ges Atmen. Dazu gehört die Kom- munikation. Sich endlich wieder verständlich machen zu können, bedeutet viel. Dieses unterstützen die Logopäden, indem sie den Um- gang mit Sprechkanülen und Buch- stabenzeigetafeln mit den Patienten üben. Außerdem prüfen sie, ob er- folgreich spontan atmende Patien- ten wieder Nahrung zu sich nehmen können oder Schluckprobleme eine Entwöhnung erschweren. Zudem bieten Physiotherapeuten den zum Teil übergewichtigen Patienten spe- zielle Atemgymnastik oder wichtige Mobilisation aus dem Bett an. Im Bereich der Pflege kümmert sich jeweils eine der umfassend weiter- gebildeten Pflegekräfte intensiv um drei Patienten. Dabei sind für Be- reiche wie beispielsweise Schmerz-, Medikamenten- undNotfallmanage- ment oder Hygiene feste Experten zuständig, die innerhalb des Teams ihr Wissen weitergeben.
erfolglos. An ein normales Leben wie vor der Operation war kaum zu denken. Der Patient musste weiter beatmet werden. Auf der Intensivstation des St. Ma- rien-Hospitals gelang dem Team des Weaning Zentrums unter der ärztlichen Leitung des Chefarztes Dr. Andreas Schlesinger und des zuständigen Oberarztes Dr. Peter Liesegang schließlich die komplet- te Entwöhnung vom Beatmungs-
Fallbeispiel
2016 wurden mehr als 120 Pa- tienten im Weaning Zentrums am St. Marien-Hospital behandelt. Ein Großteil der Patienten konnte erfolg- reich von der Beatmung entwöhnt werden und führt wieder ein eigen- ständiges Leben, wie beispielswei- se Franz-Josef Heisterkamp. Der 84-Jährige wurde Ende Juli 2016 aus einem anderen Krankenhaus in
Franz-Josef Heisterkamp mit dem Pflegeteam
das Weaning Zentrum der Lungen- klinik Köln-Nord verlegt. Nach einer gefäßchirurgischen Operation eines Aneurysmas musste Heisterkamp wiederbelebt werden. Zwischen Rippenfell und Lungen hatte sich zusätzlich Luft angesammelt, die die Lunge an der kompletten Aus- dehnung hinderte. Außerdem kam es zu einer Blutung in die Brust- höhle, verkompliziert durch eine schwere beidseitige Lungenent- zündung. Die ersten Versuche, die Beatmung auszusetzen, waren
gerät. Mittlerweile atmet Franz-Jo- sef Heisterkamp wieder ganz ohne Unterstützung. Er ist gut zu Fuß und genießt die Zeit mit seiner Familie. Einen Einkaufsbummel mit seiner Frau in der Kölner Innenstadt nutze er, um sich beim Team der Intensiv- station zu bedanken. Von seinem Aufenthalt und dem Weaning sind ihm außer dem Piepsen der Über- wachungsmonitore besonders die Freundlichkeit und Ruhe des ge- samten Teams in Erinnerung ge- blieben.
24 CellitinnenForum 3/2017
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