Cellitinnen 3_2017
Glauben | Leben
Wegbegleiter des Lebens XXVI. Teil Die heilige Ursula
„Maria, breit den Mantel aus, mach Schirm und Schild für uns daraus, lass uns darunter sicher stehn, bis alle Stürm vorübergehn“ – dieses Lied ist eines der beliebtesten Ma- rienlieder und dem Motiv der Mut- tergottes mit einem weiten Mantel, unter dem sich Menschen schutz- suchend bergen, begegnet man in unzähligen Gemälden und Statuen, die Maria in diesem Bild zeigen. Die plastischen Darstellungen der Märtyrerin Ursula als ‚Schutzman- tel-Heilige‘ und Patronin geben im Blick auf die Bedeutung der Mutter- gottes einen guten Hinweis auf die besondere Verehrung der hl. Ursula in früherer Zeit. Die Legende von der hl. Ursula und den 11.000 Jungfrauen gehört je- doch nach wie vor zu den volkstüm- lichsten Lebensbeschreibungen von Heiligen überhaupt. Mit Köln ist die Heilige und Stadtpatronin aber in besonderer Weise verbunden. Ausgangspunkt und bleibende Kölner Stadtpatronin
Mitte ihrer Verehrung ist die Kirche St. Ursula in der Nähe des Haupt- bahnhofs. An der südlichen Wand des vomKirchenschiff aus gesehen ersten Jochs des gotischen Chores befindet sich eine unscheinbare Ta- fel mit lateinischer Inschrift. Bei der Errichtung dieses eindrucksvollen Raums im 13. Jahrhundert wurde die Tafel aus Kalksandstein dort eingemauert. Ihre Entstehungszeit geht auf die Zeit um 400 n. Chr. zurück. Im ‚feierlichen Stil‘ wird be- richtet, dass Clematius, ein Senator aus der östlichen Hälfte des Rö- mischen Reiches, die Kirche der ‚Heiligen Jungfrauen‘ auf seinem Grundbesitz an der Stelle ihres Martyriums aus eigenen Mitteln von Grund auf erneuert habe. Dies sei in Erfüllung eines Gelübdes ge- schehen, das einzuhalten ihn „gott- gesandte Flammenvisionen“ und die ihm erschienenen Jungfrauen selbst „öfters ermahnt“ hätten. Ausgrabungen während des Zwei- ten Weltkrieges und 1967 belegten nach der Clematius-Inschrift die Existenz einer Vorgängerkirche aus dem vierten Jahrhun-
dert und ebenso das nach dem Gelübde errichtete Bauwerk, datiert in das beginnende fünfte Jahrhun- dert. Diese Beschriftung ist damit der früheste Beleg und Hinweis auf die Verehrung von spätrömischen Märtyrerinnen, denen offenbar ein Memorialbau am Ort ihres Mar- tyriums geweiht war. Neben ihrer Qualität als bauhistorische Quelle gilt sie als eine der allerdings we- nigen Anhaltspunkte für das frühe Christentum in Köln. Ein Güterverzeichnis aus dem Jahr 866 erwähnt eine Stiftsgemein- schaft von Kanonikern an der Kirche der ‚Heiligen Jungfrauen‘. Erzbischof Herimann (889 – 924) stellte dann die 881/882 durch den Raubzug der Normannen zerstörte Kirche wieder her und begründete dort im Jahr 922 ein Damenstift.
Die Gefährtinnen
Der Kult der ‚Heiligen Jungfrauen‘ erhielt im frühen zehnten Jahrhun- dert Konturen. In dieser Zeit taucht
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