Cellitinnen 4_2014_051114-1

Glauben Leben Wegbegleiter des Lebens XVII. Teil Die Heilige Elisabeth vom Thüringen

Leben und Zeugnis der Heiligen Elisabeth sind auch in unserer Zeit und gesellschaftlichen Entwick- lung von geradezu frappierender Aktualität. Drei Gesichtspunkte mögen dazu hervorgehoben sein: Zum einen nutzte Elisabeth gegen alle Widerstände ihre privilegierte Stellung, um sich den Ärmsten der Armen zuzuwenden. Sie war laut Walter Nigg „jener Mensch, der mit gewaltiger Gebärde wider seine Zeit aufgestanden ist, die im Begriffe war, ins Nichtige abzugleiten.“ Ganz in der Liebe zu Gott hat sie sich dem

Nächsten zugewandt, ihm Liebe und Aufmerksamkeit, Pflege und Nahrung geschenkt. Christliche Caritas erwächst aus der Gottes- verehrung, „und es gibt keine re- ligiöse Innerlichkeit, die nicht auch das Heil des anderen mit im Blick hat, und nicht nur sein ‚Seelenheil’. Ein Glaube, der nicht liebt, führt sich selbst ad absurdum“ (Bischof JoachimWanke). Zum anderen hat Elisabeth vor allem etwas getan, wozu heute vielfach Einstellung und Bewusstsein fehlen: Hinschauen, Erkennen, Helfen, eine zwischen-

dem Hinschauen auch immer ein Handeln werden muss.

Wir brauchen neben allen Bemü- hungen zur sozialen Gerechtigkeit eine Kultur der Barmherzigkeit. Warum sollten nicht auch über die ‚klassischen‘ Werke der Barmher- zigkeit hinaus, entsprechend dem, was heute notwendig ist, ‚ak- tuelle‘ Werke der Barmherzigkeit in den Blick genommen werden? Katholiken aus dem Bistum Erfurt haben aus Anlass des Elisabeth- Gedenkjahres 2007 Mitmenschen in verschiedenen Notlagen befragt, welche Werke der Barmherzig- keit sie in der Gegenwart erfahren wollen. Genannt wurden: ■■ Du gehörst dazu. Menschen, die am Rand stehen, ein- beziehen – Behinderte, sozial Schwächere, Ausländer… ■■ Ich höre dir zu. Zeit und per- sönliches Interesse für die auf- bringen, denen keiner zuhört, an deren Leben niemand Anteil nimmt. ■■ Ich rede gut über dich. Denen Ansehen geben, die über- sehen, abgeschrieben oder verurteilt werden. ■■ Ich gehe ein Stück mit dir. Orientierungslosen Rat und Hilfe anbieten, einen schweren Weg mitgehen. ■■ Ich teile mit dir. Jene nicht leer ausgehen lassen, denen das Nötigste zum Leben fehlt.

menschliche Be- ziehung aufbau- en und dabei die eigene Person zurücknehmen. Elisabeth ist Vor- bild und Ansporn in einem an sich reichen Land, in dem immer mehr Menschen, be- sonders Kinder und alte Men- schen, immer ärmer werden, nicht nur an Be- sitz, sondern auch an Liebe. Und zum dritten lehrt Elisabeth uns, dass aus

Hl. Elisabeth (re.) mit der hl. Klara

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