Cellitinnen 4_2014_051114-1

Titel Thema

Ein Abschied in Würde Ein Tag im Hospiz St. Vinzenz

sind nicht Patienten, sondern Gäste im Hospiz.) ist gerade bei seiner zweiten Tasse Kaffee angelangt. Er hat heute einen ‚guten‘ Tag, denn er ist nahezu schmerzfrei. Frau S. ver- zichtet auf das Frühstück. Mittags gibt es Grünkohl, vielleicht hat sie ja dann mehr Appetit. „Wir zwingen niemanden zu irgendetwas. Unsere Aufgabe ist es, den Menschen hier ihre letzten Tage oder Wochen so angenehm wie nur möglich zu ge- stalten“, so die Pflegedienstleiterin. Nicht selten kommen Gäste in ei- nem psychisch und physisch labilen Zustand in das Hospiz. Dann sorgt das zehnköpfige Pflegeteam für Ab- hilfe. Sie nehmen sich Zeit für Pflege und Gespräche. Wenn die Men- schen merken, dass sie hier gut aufgehoben sind, öffnen sich viele. „Wir hören hier Lebensgeschichten, von denen selbst die engsten An- gehörigen nichts wissen“, erzählt Martina Mann. Mittlerweile sitzen wir mit Schwester Doris, Pfleger André, den beiden Pflegeschüle- rinnen Josi und Lena sowie Gast Jo in der Wohnküche. Sie erzählen, wie Gäste aufgrund der guten Für- sorge manchmal neuen Lebensmut fassen. Jo ist so ein Fall. Er lebte bis vor kurzem in einemWohnheim in Vingst. Krebs und Metastasen setzen dem 59-Jährigen zu und er war einsam. Sein Arzt empfahl ihm, in das Hospiz St. Vinzenz zu ziehen, und leitete alles in die Wege. „Ich Abschied nehmen

8:30 Uhr – quer durch das Köl- ner St. Vinzenz-Hospital führt der Weg zum gleichnamigen Hospiz, das sich seit 1999 auf zwei Etagen im Gebäude des Krankenhauses befindet. Was mich wohl hinter der Tür erwartet? Martina Mann, die Pflegedienstleiterin des Hos- pizes, öffnet mir und heißt mich willkommen. Schnell wird klar, hier herrscht eine andere Atmosphäre als auf den Krankenhausfluren. Es ist ruhig, ohne wirklich still zu sein. Die Pflegemitarbeiter tragen All- tagskleidung, die Räume strahlen ein wohnliches Ambiente aus.

steht ein Rundgang an. Auf zwei Etagen befinden sich neun Zim- mer. Alle sind in warmen Farb- tönen gestrichen und praktisch, aber liebevoll eingerichtet. Auf der zweiten Etage gibt es außerdem einen Raum und eine Teeküche für Angehörige. „Auch die brauchen mal eine Pause oder einfach Zeit, sich mit anderen auszutauschen; gerade wenn es auf das Ende zu- geht und sie womöglich Stunden am Bett des Sterbenden sitzen“, erklärt Martina Mann. Herzstück des Hospizes ist aber die geräumige Wohnküche. In der Mitte steht ein großer Tisch, der mindes- tens 12 Personen Platz bietet. Wer möchte, findet hier Gemeinschaft. Gast Jo (Red.: Die Schwerstkranken

Die Einrichtung

Bevor ich den Mitarbeitern bei ihrer Arbeit über die Schulter schaue,

4 CellitinnenForum 4/2014

Made with