Cellitinnen 4_2014_051114-1

Lehren Lernen

rufliches Fortkommen nicht möglich gewesen. Doch mit einem Ausbil- dungsvertrag in der Tasche und der gleichzeitigen Chance, den Haupt- schulabschluss nachzuholen, sieht die Welt nun anders aus. Das sieht auch Marc Stutenbäumer, Leiter des Seniorenhauses Heilige Drei Könige, so. „Frau Wywrodt hat sich bei uns schon gut eingelebt. In der Pflege kannte sie sich ja be- reits aus, jetzt lernt sie alles rund um den Hausservice kennen“. Ihre Ausbilderin im Haus, Petra Leinen, und die anderen Kollegen schätzen ihren Lernwillen und ihre Einsatz- bereitschaft. „So eine Riesenchan- ce bekommt man nur einmal im Leben“, ergänzt Nadine Wywrodt. Auf das Angebot war ihre Schwester in einem Zeitungsartikel gestoßen. Sie rief sofort bei der Kontaktadres- se an. Nach einem Vorstellungs- gespräch und einem Probetag hielt Nadine Wywrodt zwei Wochen spä- ter dann den Ausbildungsvertrag in der Hand. Der neue Ausbildungsgang wäre ohne die Hartnäckigkeit und Aus- dauer von Pfarrer Franz Meurer und seinem Mitstreiter Alexianer-Chef- arzt Dr. Manfred Lütz nicht denkbar. Sie überzeugten NRWMinisterprä- sidentin Hannelore Kraft von der Notwendigkeit, eine auf die Bedürf- nisse von Förderschülern mit hoher sozialer Kompetenz zugeschnittene Ausbildung zu genehmigen. Der Weg bis dahin war steinig: NRW- Gesundheitsministerin Barbara Kooperationspartner

Maria Spicuzza und Roland Greisner

Nadine Wywrodt und Marc Stutenbäumer

unseren Häusern gefragt. Daher war es für uns selbstverständlich, zwei Auszubildende unter Vertrag zu nehmen. Wie ich gehört habe, integrieren sie sich hervorragend in den Ablauf der Häuser und machen ihre Arbeit mit viel Elan und Spaß. “ Für Roland Greisner und das Seniorenhaus St. Maria kam die IHK-Nachricht gerade richtig. Jetzt musste es schnell gehen, denn die Ausbildung startete zum 1. Sep- tember. Für Maria ging ein Traum in Erfüllung: „Ich kann mir gar keinen anderen Job vorstellen“, schwärmt sie. Auch Nadine Wywrodt, 22 Jah- re alt, griff bei dem neuen Aus- bildungsangebot sofort zu. Die Cellitinnen-Einrichtungen waren ihr gut bekannt, denn sie arbeitete als Pflegehelferin im St. Franzis- kus-Hospital. Angefangen hatte sie in der Klinik als FSJlerin, schließ- lich blieb Nadine drei Jahre. Ohne Schulabschluss und ohne eine richtige Ausbildung wäre ein be-

Steffens stempelte die Pläne zu- nächst als ‚Billigpflege‘ ab. Gewerk- schaften witterten die Gefahr, das Berufsbild könne klassische Berufe wie die Altenpflege verdrängen und das Lohnniveau drücken. So zo- gen sich die Verhandlungen über zwei Jahre hin. Die Zweifler galt es zu überzeugen, denn der neue Ausbildungsgang ersetzt andere Pflegeberufe mitnichten und der Verdienst richtet sich nach den üb- lichen Lohnmodellen. Keiner hatte mehr damit gerech- net, dass die Genehmigung noch vor den Sommerferien 2014 erteilt werden könnte. So sprach Weih- bischof Ansgar Puff angesichts der politischen Hürden der letzten Jahre gar von einemWunder, als er die Nachricht bekam. Koordination, Organisation und Betreuung der Auszubildenden liegt in den Hän- den des katholischen Verbands ‚In Via‘, der beste Erfahrungen in der Arbeit mit sozial benachteiligten Jugendlichen hat.

CellitinnenForum 4/2014 41

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