Cellitinnen_4_2015_final

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oder andere Probleme haben, die ihnen das Leben schwer machen.

eine Fortbildung oder ein Oasentag, als Entlastung auch die Moderation einer Teamsitzung oder Teamcoa- ching. Ich bin da durch meine TZI- Ausbildung gut aufgestellt. Aber es rufen auch Mitarbeiter an, die um ein Einzelgespräch bitten. Wir machen dann einen Termin aus. Manchmal ist nach dem ersten Gespräch schon Entlastung oder Erleichterung spürbar. Andere Mit- arbeiter begleite ich auch über ei- nen längeren Zeitraum, gerade bei schweren Krisen oder Sterbefällen in der Familie. Zum Glück lässt mir die Geschäftsführung dabei völlig freie Hand. Es gibt auch keinerlei zeitliche Vorgaben. Zu welchen Themen müssen Sie besonders viele Ratschläge er- teilen? Die Frage ist schon falsch gestellt – ich erteile keine Ratschläge. Wichtig ist mir, gemeinsam herauszufinden, was dem Menschen in dieser Si- tuation guttut und ihn wieder hand- lungsfähig macht. Ich glaube fest daran, dass es in jedemMenschen Ressourcen gibt, das Leben selbst in die Hand zu nehmen. Manchmal sind sie verschüttet und dann helfe ich dabei, wieder an diese Quellen zu kommen. Sie sehen, es geht mehr um Leben als um Problem- lösungen. Im Übrigen fällt alles mir Anvertraute unter die dienstliche Schweigepflicht, das ist das ‚seel- sorgliche Beichtgeheimnis‘. Und das ist mir bitter ernst. Nur so viel: Die Themen, mit denen die Mit- arbeiter sich an mich wenden, sind so bunt wie das Leben. Ich werde in sehr persönlichen Dingen um Unterstützung gefragt, dabei kann es um die Arbeit, um Glaubens-

fragen oder um Familiäres gehen. Manchmal sind es einfache Anfra- gen, beispielsweise, wenn jemand passende Gebete sucht, um einen Wortgottesdienst auszurichten. Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit besonders gut? Da möchte ich zwei Punkte erwäh- nen. Zum einen bin ich inhaltlich nicht weisungsgebunden. Niemand schickt mich in Teams oder zu Mit- arbeitern, um ‚nach dem Rechten zu schauen‘. Es geht mir um das menschliche Leben, das gelingen soll, wobei Religion oder Konfession der Mitarbeiter keine Rolle spielen. Zum anderen darf ich in unseren Häusern täglich vielen wundervollen Menschen begegnen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, rund- um für andere da zu sein. Gerne möchte ich die Kollegen noch mehr miteinander vernetzen. Ich glaube, dass wir durch Austausch und Be- gegnungen sehr viel bewegen kön- nen. Das trifft auch mein Naturell: Stillstand liegt mir nicht. Insofern ist mein Beruf als Seelsorgerin mir seit über 27 Jahren nicht ein Job, sondern Aufgabe und Berufung!

Sie können ja nicht täglich in 18 Einrichtungen und der Zentral- verwaltung unterwegs sein. Wie erreicht man Sie? Für mich ist jeder Tag eine Wunder- tüte, von der ich selten weiß, was noch alles kommt. Ich bin mobil jederzeit zu erreichen. Und das wissen die Mitarbeiter inzwischen. Meine Kontaktdaten sind bekannt, auf E-Mail, SMS, WhatsApp und sogar über Facebook reagiere ich so schnell es möglich ist. Die ersten Wünsche und Nachrichten erreichen mich morgens ab 7:00 Uhr, pünktlich zur ersten Tasse Tee. Wird dieses Angebot von den Kollegen auch wahrgenommen? Ja, das ist erstaunlich, wie gut es angenommen wird! Vermutlich liegt es auch daran, dass ich Laien- theologin und Frau bin, da ist die Hemmschwelle geringer als einen Geistlichen um Unterstützung zu fragen. Das hört sich an, als hätten unse- re Mitarbeiter sehr viele Probleme. Sie haben so viele Probleme wie andere arbeitende Menschen auch. Die meisten von ihnen geben un- glaublich viel! Wir haben tolle Mit- arbeiter! Für die Kollegen in der Pfle- ge endet das Tun für Andere nicht an der Seniorenhaustür, sondern geht zu Hause weiter: Versorgung der Familie, der Eltern etc.. Und immer heißt es: Du kannst das doch so gut! Deshalb brauchen die Mit- arbeiter Kraftquellen. Das kann ein besonders gestalteter Wortgottes- dienst sein, ein Exerzitienangebot,

10 CellitinnenForum 4/2015

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