Cellitinnen_4_2015_final

Glauben | Leben

Ein Kind ist uns geboren Meditation zur Weihnachtszeit

Seit Jahrtausenden – so sagen Re- ligionswissenschaftler – sehnt sich die Menschheit nach dem Heiligen. In der Mythologie, den Erzählungen Ägyptens ist die Rede von einem Kind, das kommen wird. Etwa 700 v.Chr. hatte der Prophet Jesaja eine Vision: „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht“ (Jes 9,1). Und „ … die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn ge- bären und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben“ (Jes 7,14). Als die Zeit erfüllt war, so berichtet der Evangelist Lukas (Lk 1,31) brachte der Engel Gabriel Maria eine göttliche Botschaft: Kraft des Heiligen Geistes werde sie ein Kind in ihrem Schoß empfangen. Sein Name ist Jesus, Gott rettet. Die Weihnachtsgeschichte, die Ge- schehnisse um die Geburt des Kin- des, werden von den Evangelisten im Licht von Ostern, in ihrem Jubel, in ihrer Begeisterung gesehen. Da liegt in dunkler Nacht das kleine Kind im Stall von Bethlehem in einer Fut- terkrippe. Engel singen über den Fluren von Bethlehem ihr ‚Ehre sei Gott und Friede den Menschen auf Erden‘. Hirten kommen und beten an. Weise aus fernen Ländern, ge- führt von einem Stern, bringen ihre Gaben. Jesus wurde geboren zur Zeit des römischen Kaisers Augustus. Die Volkszählung, zu der die schwan- gere Maria und Josef gingen, ist historisch. „Die Menschwerdung

Jesu“, so Papst Benedikt XVI, „ist kein Mythos, sie ist Realität.“

gelist Johannes, ist Mensch gewor- den. Gott tritt aus seiner Ewigkeit in unsere Zeit. Mit der Geburt dieses Kindes ist eine große Hoffnung verbunden. Es hat eine weltver- ändernde Botschaft. Es wird, heran- gewachsen, die Menschen lehren, dass sie einen ‚Vater‘ im Himmel haben. In Gleichnissen wird Jesus erklären, dass Gott den Menschen sucht, ihn unendlich liebt. In diesem Kind ist Gott den Menschen sehr nahe. Dieser Jesus wird durch Kreuz und Auferstehen die Menschen von Schuld und vom Tod erlösen. Manche sagen: „Musste Gott denn Mensch werden?“ Der Versuch einer Antwort lautet: Durch die Mensch- werdung Jesu wurde Gott anfass- bar. Liebe wurde am Kreuz getan, nicht nur von dieser gesprochen. Jesus hat die Menschheit erlöst. Er hat eine Botschaft für sie: „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben“ (Joh 13,34). So können wir in der Weihnachts- messe voller Dankbarkeit beten: Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt, auf seinen Schultern ruhet Herrschermacht (vgl. Jes 9,5) und singen „in seine Lieb versenken will ich mich ganz hinab.“

Was macht Weihnachten so bedeu- tend? Was rührt Menschen unserer Tage am Weihnachtsfest an? Für eine Reihe von ihnen, die in der westlichen Kultur leben, ist es heute ein Fest mit Licht und Dunkelheit, mit Kerzen und Tannen. Das kleine Kind in der Krippe ruft Emotionen

hervor. Man trifft sich mit der Familie und Freunden zu einem köstlichen Mahl. Vielleicht noch die Christmette mit jubelnder Musik. Was sagt der christliche Glaube zum Weihnachtsfest? Er verinnerlicht, was die Evangelisten sagen, sieht alte Bräuche und den Glauben des Herzens. Im Mittelpunkt steht das göttliche Kind. Die zweite Person Gottes, der ‚Logos‘, so der Evan-

Das ist christliche Weihnacht. So lasst uns Weihnachten feiern!

Dr. Marianne Breuer

28 CellitinnenForum 4/2015

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