Cellitinnen 4_2016

Titel | Thema

weiteren, noch nicht berücksichtig- ten Gast bereit. Das kann ein allein- stehender Arbeitskollege, Nachbar oder Fremder sein. Auf jedem Teller liegt eine Oblate. Diese wird, bevor man zu Messer und Gabel greift, in Erinnerung an das Letzte Abend- mahl gemeinsam gebrochen. Das Weihnachtsessen, bei dem noch auf Fleisch verzichtet wird, kann gut und gerne drei bis vier Stunden dauern. Es beginnt, sobald sich am Himmel der erste Stern zeigt. Nach dem Essen werden die Geschenke verteilt, dann bricht man zur Christ- mette auf. In den Dörfern fährt man mit dem Schlitten zur nächsten Kir- che. Das Fastenbrechen beginnt noch in der Nacht, spätestens aber am ersten Weihnachtsfeiertag mit einem Festtagsbraten nach dem Gottesdienst. Ab dem Kaffee- trinken wird die Gesellschaft um Freunde und entferntere Verwandte erweitert. Der Besuch der heiligen Messe am zweiten Weihnachtstag ist für die Polen ebenfalls selbst- verständlich. In Indien leben rund 30 Millionen Christen. Gemessen an der Ein- wohnerzahl sind das nur 2,5 Prozent. Viele von ihnen leben im südlichen Bundesstaat Kerala oder im Nordosten des Subkontinents. Katholiken aller Riten nutzen die Adventszeit, um sich auf das Weih- nachtsfest vorzubereiten. Im Dezember verzichten indische Christen auf Fisch und Fleisch. Das Fasten wird erst amHeiligen Abend nach der Mitternachtsmesse mit ei- nem großen Festessen gebrochen. Natal Mubarak!

Vor Weihnachten gehört tägliches Beten zum Alltag; viele besuchen auch täglich die Heilige Messe. In den christlichen Schulen erhalten die Schüler statt eines Advents- kalenders 25 kleine Aufgaben und werden aufgefordert, täglich zu beten. Advents- und Weihnachts- lieder werden in den Schulen ein- geübt und regelrecht im Wettstreit vorgetragen. Gewichtelt wird in In- dien auch, allerdings unter anderem Vorzeichen als bei uns: Am ersten Dezember werden die Namen der Kinder einer Gemeinde auf Zettel geschrieben, die in einen großen Sack kommen. Die Erwachsenen ziehen blind einen Zettel und beten

ein Baum im Garten mit Luftbal- lons und bunten Papierschnipseln geschmückt; das kann auch ein Bananen- oder Mangobaum sein. Zwei Tage vor dem Fest geht der Pfarrer mit einigen Jugendlichen von Haus zu Haus und bittet nach einem gemeinsamen Gebet um Geld- und Blumenspenden oder um Süßigkeiten. Begleitet wird die Prozession von Sängern und Musikern. Schon eine Woche vor Weihnachten befestigt jede Familie einen Stern auf dem Hausdach. Diese Tradition wird nicht nur von christlichen, sondern auch von Hindufamilien gepflegt. Am 6. Januar, am Fest der Heiligen Drei

bis zum 24. De- zember jeden Tag für das ih- nen anvertraute Kind. An Heilig- abend übergibt der bis dahin unbekannte ‚Wichtel‘ ‚seinem‘ Kind ein kleines Geschenk.

Könige, ist der Besuch der Heiligen Messe für alle christlichen Inder selbst- verständlich.

Merry Christmas, Joyeux Noël

In Kanada wird das Weihnachts- fest ähnlich wie in Deutschland oder den USA

In den Famili- en wer- den auch

Geschenke aus- getauscht. Das Schenken hat je-

doch nicht annähernd den Stellenwert, den es bei uns einnimmt. In den meisten Päckchen befindet sich Kleidung. Krippen schmücken nicht nur die Kirchen,

gefeiert. Advents- kranz, Adventskalender für die Kinder, wahlweise gekauft oder selbst gebastelt und bestückt, Ge- schenke unter dem Weihnachts- baum, der ab Mitte Dezember aufgestellt wird, Weihnachtsfeiern

sondern auch das Zuhause vie- ler Christen. Nachbarn wetteifern darum, wer die schönste Krippe hat. Statt eines Tannenbaums wird

6 CellitinnenForum 4/2016

Made with