Cellitinnen_4_2024_final_Interaktiv
einfach
einfach persönlich
Vom Aufstieg einer Förderschülerin zur Führungskraft.
V or zehn Jahren ergriff die damals 22-jährige Förder schülerin Nadine Schmidt ihre wohl letzte Chance auf eine Ausbildung. Zu dieser Zeit arbeitete sie noch als Pflegehelferin im Cellitinnen-Krankenhaus St. Franziskus in Köln-Ehrenfeld. Doch ohne Hauptschulabschluss und Ausbil dung war an ein berufliches Weiterkommen nicht zu denken. Und so bewarb sie sich um einen der neu geschaffenen Aus bildungsplätze ‚Fachpraktiker/-in Service in sozialen Einrich tungen‘. Ihr Ausbildungsbetrieb war das Cellitinnen-Senioren haus Heilige Drei Könige in unmittelbarer Nachbarschaft des St. Franziskus. Ihre damalige Ausbilderin Petra Leinen nahm die junge Frau unter ihre Fittiche. „Es war nicht immer leicht für mich, durchzuhalten, und ohne die Beharrlichkeit und das gute Zureden von Petra Leinen hätte ich wohl so manches Mal aufgegeben. Für ihre Geduld mit mir bin ich ihr bis heu te unendlich dankbar.“ Irgendwann machte es bei der jungen Frau klick. Sie legte den inneren Schalter um, lernte für die Prüfungen und schloss die Ausbildung mit der Note zwei ab. Nach der Ausbildung gab es einen kleinen Rückschlag. Das Seniorenhaus hatte keine Stelle für sie. Aber sie gab nicht auf, arbeitete in einer anderen Einrichtung und behielt die Stellen ausschreibungen des Ehrenfelder Hauses im Auge. Schließlich wurde eine Stelle frei und sie konnte wechseln, zunächst als Vertretungskraft in Teilzeit, dann in Vollzeit und unbefristet. Schmidt legte sich mächtig ins Zeug und wurde schließlich vor zwei Jahren von ihrer damaligen Ausbilderin und heuti gen Chefin gefragt, ob sie die stellvertretende Leitung der Hauswirtschaft übernehmen wolle. „Nein, auf keinen Fall. Das kann ich nicht. - Das war meine erste Reaktion“, sagt Schmidt. Doch dann dachte sie noch einmal darüber nach, erinnerte sich daran, was sie in den vergangenen acht Jahren alles ge leistet hatte - viel mehr, als sie und ihre Familie je erwartet hätten. Sie schlief ein paar Nächte über das Angebot, beriet sich mit ihrem Mann und sagte schließlich zu. Seitdem ver tritt sie ihre Chefin, erstellt Dienstpläne, nimmt Bestellungen auf und kontrolliert die Sauberkeit im Haus. „Dabei werde ich von einem tollen Team unterstützt“, sagt sie. Ihre Ziele? „Ich bin so glücklich. Die Arbeit und der Umgang mit den al ten Menschen machen mir unglaublich viel Spaß. Zum ers ten Mal habe ich Vertrauen in meine Fähigkeiten gewonnen. Nach den langen Jahren des Scheiterns in der Schule tut das richtig gut. Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich es bis hierher geschafft habe. Im Moment habe ich das Gefühl, angekommen zu sein, deshalb denke ich gerade nicht an wei tere Ziele, sondern genieße das Erreichte“. (S.St.)
Nadine Schmidt hat es geschafft
60
61
einfach Cellitinnen 04 | 24
04 | 24 einfach Cellitinnen
Made with FlippingBook - Online Brochure Maker