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Dr. Rana Kruse ist als Psychoonkologin und Psychologische Psychotherapeutin im Cellitinnen-Krankenhaus St. Hildegardis tätig.
Palliativversorgung im Krankenhaus Menschen begleiten, bei denen keine Chance auf Heilung mehr besteht.
zudrücken und das eigene Leben und Sterben mit bildnerischen Mitteln zu re flektieren. Zudem ermöglicht sie Ablen kung, Abstand und Raum für Erholung. Die Kunsttherapie wird über ein Spen denprojekt finanziert.
D ie Diagnose Krebs markiert eine tiefgreifen de Veränderung in der Welt eines jeden be troffenen Menschen.
chologin. Eine tragende Säule dieser gemeinsa men Analyse ist eine ver trauensvolle Beziehung zwischen der Psychoon kologin und dem Patien
S eit 15 Jahren gibt es die Palliativ station im Cellitinnen-Kranken haus St. Vinzenz - seit 15 Jahren wird hier das Leiden von Patienten, die als ‚austherapiert‘ gelten, mit unter schiedlichsten Behandlungs- und The rapieoptionen gemindert. ‚einfach Celli tinnen‘ sprach mit Oliver Blaurock, dem Leitenden Oberarzt der Palliativstation. Was bieten Sie im medizinisch-thera peutischen Bereich in der Palliativver sorgung an? Der Schwerpunkt unserer Arbeit im multiprofessionellen Team liegt in der Symptomkontrolle, das bedeutet, in der Behandlung jedweder Beschwer den sowie der Begleitung im Bewäl tigungsprozess von Krankheit und Prognose. Gemeinsam planen wir die weitere Versorgung – zu Hause mit entsprechender Unterstützung, in einer Pflegeeinrichtung oder in einem Hos piz. Im Gegensatz zum Hospiz als Ver sorgungseinrichtung, in der Menschen mit einer entsprechenden Erkrankung am Ende ihres Lebens ankommen und bleiben können, steht die Palliativstati
on zumeist davor: Hier helfen wir, den weiteren Weg zu erkennen und zu pla nen, je nachdem, welche Möglichkeiten in Bezug auf Behandlung, Prognose und Versorgungsbedingungen beste hen. Wenn dies nicht mehr gelingt, so begleiten wir unsere Patientinnen und Patienten im Sterbeprozess. Dabei be ziehen wir ihre An- und Zugehörigen ein und stützen sie in der Zeit des Ab schieds. Wir sind ein sehr motiviertes Team, das multiprofessionell und multinatio nal aufgestellt ist. So können wir vielen Patienten in ihrer letzten Lebenspha se in deren Muttersprache begegnen, was sehr gern angenommen wird. Unsere Mitarbeiter werden durch eine spezialisierte Fortbildung für Palliative Care qualifiziert. Besonders stolz sind wir auf das Angebot der Kunstthera pie: Seit diesem Sommer kommt eine Kunsttherapeutin auf unsere Station. Sie regt an, Emotionen, Erinnerungen, Wünsche, Hoffnungen kreativ aus Was ist das Besondere an der Palliativ station im St. Vinzenz?
Außerdem bieten wir im Rahmen der Ethik-Arbeit im Hause ‚Letzte-Hilfe'-Kur se zur Begleitung Sterbender durch ihre An- und Zugehörigen an. Wie sieht die Vernetzung innerhalb des Krankenhauses, im Verbund und darü ber hinaus aus? Mit den Kolleginnen und Kollegen aus al len Kliniken unseres Hauses arbeiten wir eng interdisziplinär zusammen und ver sorgen im Rahmen konsiliarischer Mit behandlung Patientinnen und Patienten auch in den anderen Fachabteilungen. Aus der palliativen Perspektive haben wir häufig eine etwas andere Sicht auf die Behandlungssituation – dies wird von unseren Kolleginnen und Kollegen sehr geschätzt. Ebenso ist uns die Zu sammenarbeit mit unserem Hospiz und den Schwesterkrankenhäusern, insbe sondere auch deren Palliativstationen, wichtig und wird vorangetrieben. In der ambulanten Palliativversorgung (AAPV, SAPV) sind wir über langjährige Koope rationen wie auch gemeinsame Quali tätszirkel sehr gut vernetzt. (K.M.)
ten. Diese wird bereits frühzeitig aufgebaut – so ist die Psychologin oft schon Teil des Teams, wenn Patienten zur Abklärung eines Verdachts auf Lungenkrebs ins Krankenhaus kommen, und sie nimmt auf Wunsch auch an der Befundbesprechung teil. Auf diese Weise ist die psychoonkologische Begleitung von Anfang an ein integrierter Bestandteil der Behandlung. „Unser Ansatz basiert auf einem biopsychosozialen Modell, das Kör per, Geist, zwischenmenschliche Beziehun gen und das soziale Umfeld als gleichwertige Dimensionen von Gesundheit, Wohlbefin den und Lebensqualität betrachtet“, erklärt Kruse. Eine Krebstherapie, die sich aus schließlich auf die körperlichen Aspekte der Erkrankung konzentriert, wäre unter diesem Ansatz undenkbar. Während des Kranken hausaufenthalts fördert die Psychoonko login das Bewusstsein für den Umgang mit der Erkrankung, identifiziert, was fehlt, und sucht nach Möglichkeiten, diese Lücken zu schließen. Ihr Ziel ist es, das Bewusstsein für die eigene Situation zu stärken und daraus Strategien abzuleiten, mit denen das Leben trotz der Diagnose Krebs bewältigt werden kann. (E.L.)
Um mit dieser Herausforderung umzuge hen und das Leben danach zu gestalten, spielt die psychoonkologische Betreuung eine entscheidende Rolle im Gesamtkon zept der onkologischen Versorgung. Im Cellitinnen-Krankenhaus St. Hildegardis ist Dr. Rana Kruse ein festes Mitglied des Be handlungsteams für Patienten des Lungen krebszentrums. Ihre Aufgabe besteht darin, gemeinsam mit den Betroffenen herauszu finden, welche individuellen Belastungen auftreten – seien es finanzielle Sorgen, Ein flüsse des familiären oder sozialen Umfelds, physische Symptome oder auch belastende Ereignisse aus der Vergangenheit. In halb strukturierten Interviews analysiert sie zu sammen mit den Betroffenen auch deren vorhandene Ressourcen, die helfen können, mit der Diagnose Krebs und dem weiteren Lebensweg umzugehen. „Wenn Belastun gen und Ressourcen nicht im Gleichgewicht sind, arbeiten wir gemeinsam daran, zu er kennen, ob der Patient oder die Patientin dies alleine bewältigen kann oder zusätz liche Unterstützung notwendig ist. Falls ja, wird gemeinsam überlegt, wer diese Un terstützung bieten könnte“, erklärt die Psy
Grafik: Getty Images
Foto: Thomas Geisel
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