CellitinnenForum 1_2019
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Schmerz bis zum Ende begleiten Erfahrungen aus dem Kölner Hospiz St. Marien
Er sagte: „Es begann in meinem Rücken, Doktor, und nun fühlt es sich an, als sei alles in mir kaputt. Ich könnte nach Tabletten oder Spritzen rufen, aber ich weiß, dass es nicht das ist, was ich brauchte. Es ist, als ob niemand verstehen würde, was ich wirklich fühle; es ist, als ob die ganze Welt gegen mich wäre.“ Viele Menschen denken linear über Schmerz: Da entsteht eine Verlet- zung, die Schmerz bereitet, also muss es etwas geben, zumBeispiel ein Medikament, das den Schmerz wegnimmt Und dann muss alles wieder wie vorher sein, also gut. Die Schmerzarbeit von Hospizmit- arbeitern und ihren Gästen – so werden die Patienten im Hospiz genannt – beginnt im Grunde da, wo der Schmerz weg ist, der Krank- heitsweg aber unumkehrbare Ver- änderung in der Psyche, im sozialen und spirituellen Leben eines Men- schen bewirkt hat. Das Versagen der Therapie ist die Chance für das Sich-Mitteilen über das neue Stück des Weges. Oder wie es der Sänger Leonard Cohen ausgedrückt hat: „Alles hat einen Riss. So fällt Licht hinein.“
Schmerz ist etwas zutiefst Indivi- duelles. Was dem einen Menschen weh tut, kann höchst unterschied- liche Ursachen haben, einen sehr eigenen Verlauf undmuss eineman- deren Menschen überhaupt nichts ausmachen. Ein Schmerzmittel für alle gibt es nicht, schon gar nicht, wenn ein Mensch am Lebensen- de verschiedenen Schmerzantei- len begegnet, die über das kör- perliche Empfinden hinausgehen. Cicely Saunders, die Begründerin der Hospizbewegung, beschreibt aus ihrer Arbeit mit Krebspatien-
ten, das Phänomen des ‚totalen Schmerzes‘, der sich aus weit mehr Komponenten als den körperlichen und seelischen zusammensetzt. Schmerzerleichterung, so sieht sie den Weg, ist dann spürbar, wenn alle Aspekte des Schmerzes be- rücksichtigt werden: der körper- liche, der seelische, der soziale und der spirituelle Schmerz. Dieses ‚to- tal pain-Konzept‘ beschreibt das Erleben ganzheitlich und wurde zumMarkenzeichen palliativer Me- dizin in der Sterbebegleitung. Cicely Saunders zitiert einen Patienten.
Erfahrungen aus dem Hospizalltag
Seit nunmehr zwanzig Jahren be- steht das Hospiz St. Marien in Nip- pes. Zunächst war es als Hospiz St. Vinzenz in Räumen der gleich-
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