CellitinnenForum_3_2019

Kultur | Freizeit

Buchtipp „Frau Magnussons Kunst, die letzten Dinge des Lebens zu ordnen“

Margareta Magnusson weiß, wie es geht: Das eigene Leben und die letzten Dinge so ordnen, dass die, die sie nach meinem Tod überneh- men, nicht davon erdrückt werden. Und noch viel wichtiger: Dass auch ich nicht davon erdrückt werde, so lange ich eben noch mein irdi- sches Leben genieße. Die Kunst, das Wesentliche zu erkennen und sich von überflüssigen Dingen zu befreien sei, so Magnusson, eine, mit der Mann und Frau, Jung und Alt nicht früh genug begin- nen können. Also: Auf geht’s ans ‚döstädning‘. Das ist Schwedisch: ‚Dö‘ heißt Tod und ‚städning‘ auf- räumen oder reinemachen. Und ‚döstädning‘ bedeutet demnach,

Leben und reißt damit jede Mauer ein, die man Dank zahlreicher ‚25 Schritte-Programme‘, ‚Ausrufezei- chen-Orgien‘ und Marathon-Auf- räumaktionen bei diesem Thema hochgezogen hat. Denn schließ- lich geht es ans Eingemachte: an Statussymbole, an ‚Wert’gegen- stände, und ja, auch an Lebens- grundsätze. Einer älteren Dame, die ihr Leben gelebt hat, die aus eigenen Erfahrungen schöpft, hört man ein bisschen entspannter zu als fernöstlichen Aufräumcoaches oder amerikanischen Haushalts- feen. Magnussons leichte Art regt zum Schmunzeln an – und lässt das Nachdenken gleich viel leich- ter erscheinen. Denn das Ordnen der ‚letzten Dinge‘ ist erfreulicher- weise eher ein Sich Besinnen auf das gelebte Leben (und dies voller Dankbarkeit!) als ein Nachdenken über den Tod. Und wer die eine oder andere Sache von Wert ver- schenkt, der kann gleich eine Ge- schichte dazu verschenken, eine Erinnerung, die weitererzählt wer- den kann.

die Dinge in Ordnung zu bringen, bevor man diese Welt verlässt.

Was zunächst makaber klingt, ent- spricht voll dem Trend der Zeit: Aufräumen, Dinge ordnen, ausmis- ten, ausrangieren, minimalistisch leben – alle diese Schlagworte tref- fen den derzeitigen Zeitgeist. Was wir nicht haben, belastet uns auch nicht. Behalten wir nur die Dinge, die uns wirklich Freude schen- ken, haben wir materiell weniger und dafür mehr Zeit, eben diese Dinge zu genießen. So ist Mag- nussons Ansatz auch ein wenig Komsumkritik, eine kleine Rüge gegen gedankenloses Kaufen und die freundliche Ermahnung, mehr Verantwortung zu übernehmen. Für sich selbst, aber vor allem für die Mitmenschen und die folgende Generation. Denn warum sollten unsere Nachkommen wertvolle Zeit damit verschwenden, Dinge auszusortieren, die nutzlos für sie sind? Also kann jeder anfangen – und zwar nicht nur, wenn sich die Lebenszeit bereits dem Ende zu- neigt – zu klären, was ihm am Her- zen liegt, was wirklich notwendig für das kleine Glück, die alltägliche Zufriedenheit ist. Magnusson agiert dabei nicht mit erhobenem Zeigefinger. Die schwedische Künstlerin, die laut eigener Aussage „zwischen acht- zig und hundert Jahre alt“ ist, er- zählt freundlich, augenzwinkernd, wohlwollend aus ihrem eigenen

Preis: € 18,00 Umfang: 160 Seiten Format: 12,2 x 19,5 x 1,73 cm ISBN: 978-3-10-397323-5

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