Vitamin K 2-2021

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Das Gesundheitsmagazin für Köln und Umgebung

Ausgabe 02.2021

Persönliche Zuwendung trägt

Alternativlos Impfen bleibt der beste Schutz Faszinierend Roboter im Operationssaal Erholsam Prozessor sorgt für guten Schlaf 18 8 14

Editorial

In dieser Ausgabe

Liebe Leserinnen und Leser,

Titelthema 4 „Als ganzer Mensch wahrgenommen und betreut“ – Krebsbehandlung in der Pandemiezeit 7 Psychoonkologin Larissa Bartsch hilft Frauen nach einer Krebsdiagnose Treffpunkt Gesundheit 8 Keine Alternative zum Impfen 10 Futter für die Abwehrzellen 12 Bewegung tut gut – kostenloses Präventionsprogramm Neues aus der Medizin 14 Faszination Robotik im Operationssaal 16 Neues Phänomen Morbus Homeoffice 18 Kleiner Prozessor für guten Schlaf 20 Wenn das Becken einen Knacks bekommt 22 Schilddrüse: Schrumpfen statt Schneiden

wir alle wissen, wie wichtig Mitgefühl und Verständnis für uns Menschen ist. Besonders in schwierigen Lebensphasen, wie z.B. im Fall einer schweren Erkrankung, brauchen wir ein Umfeld, das uns unterstützt. Daher gibt es auch in unseren Krankenhäusern Profis in Medizin und Pflege, die unsere Patienten nicht nur fachlich, sondern auch mensch- lich begleiten. Diese Erfahrung machte auch eine Patientin, von der wir in unserer Titelgeschichte berichten. Natürlich sollten wir selbst auch gut für uns sorgen. Einige Anregungen möchten wir wieder auf den folgenden Seiten geben. Wir erklären z.B., warum Impfungen so wichtig für unsere Gesundheit sind, das gilt nicht nur für die Corona- Impfungen. Und dass gesunde Ernährung und moderate Bewegung helfen, Stress abzubauen. Das erfahren Teilneh- mer ganz praktisch berufsbegleitend in einem kostenlosen

Service 24 Wandern in den Sonnenaufgang

Präventionsprogramm, über das wir berichten. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre. Kommen Sie gesund durch Herbst und Winter! Ihr

26 Mit dem Rucksack Nacken und Kopf schonen 28 Gibt es Patentrezepte fürs Glücklichsein? 30 Die Vorteile fermentierter Nahrungsmittel 31 Gewinnspiel

Zum Zwecke der besseren Lesbarkeit verwenden wir bei vielen Personenangaben allgemein die männliche Form.

Frauen und Mädchen stärken

Impressum Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Hospitalvereinigung St. Marien GmbH Graseggerstraße 105 50737 Köln Tel 0221 974514-8661 E-Mail Vitamin-K@cellitinnen.de Redaktion: Susanne Bieber, Iris Gehrke, Nicole Hundt, Katrin Meyer, Johanna Protschka, Nicola Uhlig Hospitalvereinigung St. Marien GmbH; Claudia Dechamps, Text&PR, www.claudia-dechamps.de

Ihre Spende für weltweite Gleichberechtigung. IBAN: DE 93 3705 0198 0000 0440 40 oder www.care.de

Stefan Dombert Geschäftsführer der Hospital­ vereinigung St. Marien GmbH*

* Die Krankenhäuser der Stiftung der Cellitinnen sind zu- sammengeschlossen in der Hospitalvereinigung St. Marien GmbH. Dazu gehören in Köln das Heilig Geist-Kranken- haus, das St. Franziskus-Hospital, das St. Marien-Hospital und das St. Vinzenz-Hospital mit den dazu gehörigen Einrichtungen.

Konzept, Gestaltung und Anzeigenvertrieb: Drei K Kommunikation, www.drei-k.de

Titelbild: © Kai Funck Fotografie

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Titelthema

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„Ich wurde als ganzer Mensch wahrgenommen und betreut“

Antje Koehler erlebte ihre Brustkrebs­ behandlung während der Pandemie Rückblende: März 2020 – Schritt für Schritt wurden auf der ganzen Welt we- gen des neuartigen Coronavirus die „Schotten dicht gemacht.“ Die Kölnerin Antje Koehler war just in dieser Zeit in der Domstadt auf Heimatbesuch, seit drei Jahren lebte sie mit ihrem Mann in Chennai, Indien. Kurz vor der, für Mitte März geplanten, Rückreise vereinbarte sie noch schnell einen Termin bei ihrer Frauenärztin – einfach zur Sicherheit. Sorgen machte sie sich keine, sie fühlte sich gut, gesund und glücklich.

der pioh - Praxis Internistischer Onkologie und Hämatologie auf dem Gelände des Heilig Geist- Krankenhauses ambulant begonnen. „Viele Male bin ich in der Praxis und im Brustzentrum zu Untersuchungen gewesen. Es war verrückt, denn ich habe das Ärzte- und Pflegeteam dort öfter gesehen als meine Freunde und meine Familie“, sagt die selbstständige Fachreferentin und Coa- chin. Als wohltuend habe sie es empfunden, dass alle im Brustzentrum mit ihr auf Augenhöhe sprachen. Priv.-Doz. Dr. Verena Kirn, Leiterin

Quasi zeitgleich mit dem ersten Lockdown bekam sie dann eine Diagnose, mit der sie nicht gerechnet hatte: Brustkrebs. Beidseitig. Auf der einen Seite schnell fortschreitend. Ländergrenzen wurden geschlossen, und Antje Koehlers Mann war tausende Kilometer weit weg. „Ich bekam zum Glück von einem Tag auf den anderen einen Termin im Brustzentrum der Frauenklinik am Heilig Geist-Krankenhaus, wo der Verdacht sich schnell bestätigte. Meine Welt stand zuerst plötz- lich still und drehte sich dann schwindelerregend schnell durch die Verunsicherung, die sowohl von der Krebserkrankung als auch von der Pandemie ausging“, erinnert sich die 44-jährige Kölnerin. Zur gleichen Zeit hatte ihr Mann in Indien mit umfassenden Ausgangsperren zu kämpfen, im April bekam er in letzter Minute noch einen von der Bundesregierung organisierten Flug nach Deutschland. Die notwendige neoadjuvante Chemotherapie hatte Antje Koehler da schon in

Zitroneneis habe eine heilende Wirkung, sagt Antje Koehler humorvoll. Dr. Verena Kirn (links) und ihr Team unterstützen sie in jeder Hinsicht.

Überstanden: Zuversicht und

Zuwendung haben Antje Koehler geholfen.

Foto: © Privat

Foto: © Kai Funck Fotografie

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Titelthema

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am häufigsten diagnostizierte Krebsart bei Frauen. Jedes Jahr erkranken rund 70.000 Patientinnen daran. Zudem werden circa 6.000 Tumoren „in situ“, also Vor- oder Frühformen von Brustkrebs, erkannt. „Deshalb ist es für jede Frau so wichtig, auf die Signale des eigenen Körpers zu achten, sich selbst in regelmäßigen Abständen abzutasten und die Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen“, erklärt Dr. Kirn. Denn die gute Nachricht ist: Noch nie ließ sich Brustkrebs, besonders in einem frühen Stadium, so gut behandeln wie heute. Dass Antje Koehler den Termin bei ihrer Frauenärztin noch wahrgenommen hat, ist also intuitiv genau die richtige Ent- scheidung gewesen. „Ich habe schon viel geflucht im letzten Jahr“, sagt Antje Koehler und lächelt dabei verschmitzt. Aber Widerstand helfe ja letztendlich auch nicht in dieser Situation. Natürlich sei die Immunschwäche während der Behandlungen gerade zur Coronazeit noch mal ein besonde- rer Angstfaktor gewesen. Jeder Infekt kann für Krebspatien- ten lebensbedrohlich werden. Plötzlich gehört man zu einer besonders vulnerablen Risikogruppe. Ein Wort, das für die allermeisten in den letzten Monaten einen ganz besonderen Klang bekommen hat. Antje Koehler bleibt weiter zuver- sichtlich und sie sagt lachend: „Ich glaube an die heilende Wirkung von Zitroneneis mit Sahne!“ Jeder Nachsorgeter- min sei zwar immer noch mit Angst verbunden, doch sie freue sich über die Glücksmomente im Alltag und natürlich auch darüber, dass – trotz der widrigen Umstände – alles für sie gut gegangen ist. Wenn sie sich kraftvoll genug fühlt, will sie nach Indien reisen. Wegen der Pandemie und ihrer Erkrankung hatte sie sich gar nicht von ihrem langjährigen Zuhause verabschieden können. „Aber erst einmal bin ich glücklich, hier in Köln zu sein, und steige nun Schritt für Schritt wieder in mein Berufsleben ein.“ Rückblickend sagt sie: „Dieses letzte Jahr hat mir in besonderer Weise gezeigt, wie unglaublich wichtig es ist, in ganz existenziellen Situati- onen den Menschen um einen herum vertrauen zu können.“ Neben der medizinischen Expertise hätten ihr die Zuwen- dung und die besonders persönliche Betreuung geholfen, immer mit allem zu rechnen – auch mit dem Guten.

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Sturz aus der Wirklichkeit Psycho-Onkologin Larissa Bartsch hilft Frauen nach einer Krebs­ diagnose, das Leben zu sortieren und nach vorn zu blicken

Foto: © Privat

Drei Jahre lebte Antje Koehler mit ihrem Mann in Chennai, Indien. Im März 2020 fuhr sie zu einem kurzen Heimaturlaub nach Deutschland zurück und bekam dort die Diagnose Brustkrebs.

Die psychoonkologische Begleitung findet dann im ambulanten Setting, beispielsweise in einer Krebsbera- tungsstelle, statt. Da gehen die Eltern dann hin für ein Coaching oder die Familie geht zusammen hin. Und was ist mit den Männern? Bartsch: Die Männer erlebe ich sehr nah bei ihren Frauen, sie geben viel Unterstützung, einfach auf pragmati- sche Weise. Unser Angebot nehmen sie eher nicht wahr. Sie schauen, was jetzt gebraucht wird. Rollen müssen oft neu verteilt werden, das Gespräch darüber, der Austausch sind dabei sehr, sehr wichtig.

nen Raum, in dem alles ausgesprochen werden kann, ich helfe zu sortieren und zu differenzieren. Oft reicht ein Erstgespräch. Wir schauen, was an Ressourcen vorhanden ist, was die Frauen ambulant brauchen können, welche Beratungsstellen es gibt, ich nenne Adressen und Anlaufstellen. Telefonisch können die Frauen mich weiterhin jederzeit um Unterstützung fragen. Wie weit sind die Angehörigen in die Beratung einbezogen? Bartsch: Eine Krebserkrankung betrifft das ganze Beziehungssystem. Seit Corona ist das noch mal wichtiger ge- worden, weil der Kontakt nach außen so schwierig bis unmöglich war. Unser Angebot richtet sich natürlich auch an die Angehörigen und es wird in der Regel dankbar angenommen. Es hilft, das System zu stabilisieren und zu beruhigen. Was passiert mit den Kindern? Wie werden die aufgefangen? Bartsch: Kinder nehmen alles sehr sensibel wahr, gerade die Ängste, und sie leiden, wenn zu wenig offen gesprochen wird. Zu den Kindern haben wir meistens keinen direkten Kontakt, eher sieht es so aus, dass die Patientinnen nachfragen, wie sie mit dieser oder jener Situation umgehen.

Wer braucht nach einer Brust- krebsdiagnose therapeutische Begleitung? Bartsch: Das niederschwellige psycho- onkologische Angebot in unserem Brustzentrum erlebe ich als sehr gut. Wir verteilen nach der Aufnahme Fragebögen und machen möglichst allen Patientinnen ein Gesprächs- angebot. Ganz viele sind dankbar für das Angebot und können das psychoonkologische Gespräch gut für sich nutzen. Ungefähr ein Drittel der betroffenen Frauen braucht eine intensivere psychotherapeutische Behandlung. Die anderen erlebe ich in der Situation gut aufgestellt. Warum ist Hilfe und Unterstützung notwendig? Bartsch : Jede Krebsdiagnose bedeutet einen Sturz aus der normalen Wirk- lichkeit. Die Frauen berichten häufig davon, dass sie sich neben sich fühlen, wie hinter Glas, gar nicht in der Welt. Nach und nach findet die Realisierung statt. Bei dieser großen Angst und Verunsicherung ist eine psycho-onko- logische Begleitung unterstützend und sinnvoll. Wie sieht die Hilfe im Einzelnen aus? Bartsch: Das richtet sich nach dem, was die Frau braucht. Ich schaffe ei-

des Brustzentrums, und auch Dr. Claudius Fridrich, Chef- arzt der Frauenklinik, haben immer wieder geduldig und verständlich erläutert, wie die nächsten Schritte aussehen und haben sich – trotz Maske, Sicherheits- und Hygie- nevorschriften – sehr menschlich und fürsorglich um sie gekümmert. „Auch wenn ich sicher nicht alle medizinischen Informationen bis ins Detail verstanden habe, wurden doch meine Bedenken und Einwände ernst genommen und in Ruhe besprochen. Wir haben oft gemeinsam gelacht und konnten uns kennenlernen“, erinnert Antje Koehler sich. Die persönliche Ansprache und der entspannte Umgang miteinander seien befreiend gewesen. Auch ihr Mann wurde per Telefon mit einbezogen, das hat zusätzlich Vertrauen aufgebaut. Im Herbst 2020 war es dann soweit. Die Operation der Tumore stand an und wieder wurden die pandemiebeding- ten Maßnahmen verschärft. Jetzt hieß es: Allein stationär ins Krankenhaus. „Aber die Pflegenden und die Ärzte waren da und haben mich auch durch diese Zeit begleitet, dafür war ich so dankbar. Außerdem schaute eine Nachbarin, die in der Anästhesie-Pflege arbeitet, jeden Tag nach der Dienstzeit bei mir vorbei. Alle gaben mir Grund zur Hoffnung – und daran habe ich mich orientiert“, sagt Antje Koehler später über diese Phase ihres Lebens. Es habe ihr so gut getan, dass sich die Menschen vor Ort bei guten Nachrichten aufrich- tig für sie mitfreuten, bei Komplikationen mitfühlten und ihr immer wieder Mut zusprachen. Mal sei es ein Lächeln gewesen, mal eine tröstende Berührung oder ein aufmun- terndes Wort – all das habe dazu beigetragen, dass sie das Gefühl hatte, es werden nicht nur ihre kranken Anteile, sondern sie selbst, als ganzes „Ich“ gesehen. Das Mamma- karzinom ist heute in den Industriestaaten die mit Abstand

Leiterin | Kooperatives Brustzentrum Priv.-Doz. Dr. Verena Kirn Frauenklinik Tel 0221 7491-8289

senologie.kh-heiliggeist@cellitinnen.de www.die-frauenklinik.koeln Heilig Geist-Krankenhaus | Köln-Longerich

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oder bestimmte Bakterien. Wir sehen aber auch viele neue Infekte und leider auch eine zunehmende Resistenz gegen Antibiotika, oft durch den unreflektierten Einsatz dieser wertvollen Mittel. Wie beurteilen Sie den Einsatz von Impfungen, um Krankheiten einzudämmen, gerade auch mit Blick auf die derzeitige Pandemie? Dr. Schröder: Im Vergleich zur Anzahl der verschiedenen Krankheiten und Erreger, die es weltweit gibt, sind die zur Verfügung stehenden Impfungen sehr gering. Das Robert- Koch-Institut listet gerade einmal 26 Krankheiten auf, gegen die eine Impfung zur Verfügung steht. Manche davon empfehlen sich nur bei Reisen in bestimmte tropische Ge- biete. Hierzu sollte immer eine reise- und tropenmedizini- sche Beratung, wie wir sie im St. Marien-Hospital anbieten, stattfinden. Gegen die meisten Krankheiten ist es gar nicht möglich, einen Impfstoff zu entwickeln. Daher sollten wir die Impfstoffe, die es gibt, unbedingt auch nutzen. Die Auswirkungen, eine Krankheit zu durchleiden, sind deutlich schwerwiegender als eine Impfung. Im Falle von Covid-19 besteht ein relevantes Risiko für schwere Krankheitsverläufe, an denen viele Patienten auch versterben. Unter denen, die die Krankheit überstanden haben, tragen viele kaum abseh- bare Folgeschäden davon. Wie bewerten Sie die Skepsis vieler Menschen gegen- über einer Covid-Impfung? Dr. Schröder: Das kann ich grundsätzlich gut nachvollziehen. Noch nie gab es so viele und oft widersprüchliche Informa- tionen, die teilweise selbst für Experten schwer einzuordnen sind. Ich selbst war einer der ersten, die geimpft wurden und nach einem Jahr Intensivstation mit ständigem direktem Kontakt mit der Krankheit und ihren fatalen Folgen war ich sehr froh über diesen Schutz. In meinen Augen gibt es keine Alternative zur Impfung. Da ich auf die hohe Wirksamkeit vertraue, bin ich inzwischen wieder zu einem weitgehend normalen Privatleben zurückgekehrt.

Was sind Impfungen?

Bei einer Impfung werden dem Körper Krankheits­ erreger oder Teile davon (Angreifer) in abgeschwäch- ter Form zugeführt. Das körpereigene Abwehrsystem erkennt den Fremdkörper, bekämpft ihn und spei- chert die Information in sogenannten „Gedächtnis­ zellen“, um sie im Falle eines echten „Angriffs“ anwenden zu können. Es gibt vier Varianten von Impfungen: • Lebend-Impfstoffe: Der Erreger wird in nicht gesundheitsschädlicher Anzahl lebend (meist abgeschwächt) dem Körper zugeführt. Lebend­ impfungen sollten jedoch bei immunschwachen Patienten nur nach einer besonderen Risiko-Nut- zen-Abwägung verabreicht werden (z. B. Masern oder Gelbfieber). • Tot-Impfstoffe: Der Impfstoff besteht aus nicht mehr aktiven Erreger-Zellen. Dennoch erkennt das Immunsystem, dass Zellen dieses Typs bekämpft werden müssen. Diese Impfungen müssen meist regelmäßig aufgefrischt werden. • Komponenten-Impfstoffe: Das sind entweder Teile eines Erregers oder hoch gereinigte oder gentechnisch hergestellte, reine Impfstoffe, die nur für die Immunantwort notwendige Bestand- teile (z.B. ein Eiweiß) enthalten. Dadurch sind sie nebenwirkungsärmer, teilweise aber nicht so wirksam, weshalb oft eine Kombination mit einem Verstärker der Immunantwort erfolgt. • mRNA-Impfstoffe: Hierbei werden reine geneti- sche Informationen zum Bau eines typischen Bestandteils des Erregers (z.B. ein Eiweiß) ver- wendet. Der Körper stellt dieses Teil dann selbst her und bildet unmittelbar darauf Abwehrme- chanismen. Welche Form zur Anwendung kommt, hängt immer davon ab, wie Erreger und Immunsystem interagie- ren. Die Entwicklung ist meist langwierig und kosten­ intensiv. Eine gute Übersicht über in Deutschland übliche Standardimpfungen gibt es auf der Website des RKI: www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Imp- fungenAZ/ImpfungenAZ_node.html

Foto: ©ratana_k - stock.adobe.com

Seit dem Spätsommer 2021 ist die Infektiologie ein neuer Schwerpunkt in der Klinik für Innere Medizin am Kölner St. Marien-Hospital. Vitamin sprach mit dem Infektiologen und Leitenden Oberarzt Dr. Jakob Schröder über Infektionskrankheiten und den möglichen Schutz. „Ich sehe keine Alter- native zu Impfungen“

Leitender Oberarzt Dr. Jakob Schröder DTMIH Klinik für Innere Medizin Tel 0221 1629-2004

gungen können Infektionen nicht mehr örtlich begrenzt werden. Wir sehen auch in Deutschland eine Veränderung des Krankheitsspektrums, der wir uns stellen müssen. Welches sind die häufigsten Infektionskrankheiten in Deutschland? Dr. Schröder: Am häufigsten kommen Infektionen der Atemwege vor, aber auch Magen- und Darm- oder Harn- wegsinfekte. Die Auslöser sind in den meisten Fällen Viren

Warum sind Sie Infektiologe geworden und inwiefern hat die Corona-Pandemie Ihre Entscheidung beein- flusst? Dr. Schröder: Die Entscheidung für diese Spezialisierung habe ich schon vor Corona getroffen. Als Intensiv- und Notfallmediziner wird man mit allen Arten von Infektionen konfrontiert. Die Pandemie hat die zunehmende Bedeutung der Infektiologie für die Medizin noch einmal bestätigt. Durch Globalisierung, Klimawandel und Migrationsbewe-

infektiologie.kh-marien@cellitinnen.de www.st-marien-hospital.de St. Marien-Hospital | Köln Innenstadt

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von, ob gleichzeitig viel Phytat in der Nahrung enthalten ist. Phytat ist ein in Pflanzen, vor allem in Hülsenfrüchten wie Linsen & Co. sowie in Vollkorn- getreide vorkommender Stoff, der Zink bindet, sodass das Zink weniger gut vom Körper aufgenommen wird. Wer also eine Ernährung bevorzugt, die reich an Hülsenfrüchten und arm an tierischen Nahrungsmitteln ist, benötigt mehr Zink. Zink kommt vor allem in Eiern, Käse, Milch, aber auch Rind- und Schweinefleisch vor, doch auch Nüsse sind reich an dem für die Killerzellen wichtigen Mineralstoff. Mageres Eiweiß, zum Beispiel enthal- ten in Quark, Joghurt oder Hütten- käse, ist ebenfalls für die Produktion von weißen Blutzellen und damit auch von Killerzellen unerlässlich. Das Gleiche gilt für Vitamin C, das vor allem in Gemüse und Obst vorkommt. Besonders reich an Vitamin C sind Zitrusfrüchte, aber auch Kohlsorten, Chili, Tomaten und schwarze Johan- nisbeeren. Zusammensetzung der Darmbakterien – das Mikrobiom des Darms – eine Wirkung auf die Immunzellen. Die Forschung entdeckt hier immer wieder neue Details. Produziert das Mikrobiom eine größere Menge sogenannter kurzkettiger Fettsäuren, gerät das Immunsystem weniger leicht aus dem Ruder, sodass Erkrankungen wie chronischem Rheuma oder Diabetes mellitus vorgebeugt wird. Eine günstige Wirkung auf das Mi- krobiom und damit auch auf das Im- munsystem hat laut wissenschaftlicher Studien regelmäßige Bewegung. Mit- hilfe von Sport erhöht sich die Zahl von Bakterien, die kurzkettige Fett- säuren herstellen. Die Quintessenz: Wer sich gesund und ausgewogen ernährt und mehrmals wöchentlich Sport macht, sorgt für ein kräftiges Immunsystem und stärkt damit auch die wichtigen Killerzellen. Kurzkettige Fettsäuren im Mikrobiom Daneben hat wohl auch die

Unikate für die Ewigkeit AHLBACH Bestattungen: Ein Künstler gestaltet individuelle Urnen mit Köln-Motiven Der Blick auf den Dom, die Fahrt mit der Seilbahn über den Rhein oder die Vogelperspektive auf das Rheinenergie- Stadion, das „Wohnzimmer“ des 1. FC Köln. Die Liebe zur Heimat ist tief und mancher möchte ihr auch auf ewig Aus- druck verleihen.

den Verstorbenen. Daher gestaltet der namhafte Künstler künftig über Ahl- bach Bestattungen individuell bemalte Urnen. Denn angesichts stetig steigen- der Zahlen von Einäscherungen ist die Nachfrage nach exklusiv gestalteten Urnen spürbar gewachsen. Ob mit bereits entwickelten Motiven oder auf Wunsch mit neu entworfenen Ansich- ten, jede Urne wird so zum Unikat, wie Vladimir Petrovic betont. „Das künstlerisch einmalig gestaltete Motiv darf dann auch mit dem Erwerb der Urne in der Traueranzeige verwendet werden“, so der Bestatter. „Als Kunst- druck für die Hinterbliebenen wird zusätzlich ein tröstendes Band zum Verstorbenen geknüpft. So entsteht – wie ich finde – eine neue faszinierende Facette in der Bestattungskultur.“

So hat der bekannte Kölner Künstler Clemens Hillebrand zahlreiche Urnen mit einzigartigen Motiven aus der Stadt gestaltet. Diese werden derzeit im Bestattungshaus Ahlbach am Zül- picher Platz für die nächsten Wochen gezeigt, ehe sie auch in den anderen Filialen zu sehen sein werden. „Mit Kunst können wir Abstraktes wie den Tod, der oft tabuisiert wird, greifbar machen und eine Brücke schlagen“, erklärt Vladimir Petrovic, Geschäfts- führer von Ahlbach Bestattungen. „So eröffnen die von Clemens Hille­ brand kunstvoll gestalteten Urnen ganz neue Formen für eine heilsame Trauerarbeit der Angehörigen.“ Denn Motive aus der Stadt, an der das Herz des Verstorbenen hing, schaffen eine wichtige Verbindung im Andenken an

Foto: © englishlikeanative/pixabay.com

Futter für die Abwehrzellen Durch den eigenen Lebensstil Erkrankungen vorbeugen Unser Immunsystem ist ein Wunder. Die Zellen der körpereigenen Abwehr unterscheiden im Regelfall zwischen Krankheitserregern, die für den Körper schädlich sind, und harmlosen Stoffen aus der Umwelt, zum Beispiel Nahrungsbestandteilen. Die Immunzellen erkennen Erreger, schalten sie aus und beugen so Infektionen vor oder sie sorgen in vielen Fällen dafür, dass eine Krankheit rasch überstanden wird.

Weitere Informationen unter www.ahlbach-bestattungen.de

Immunsystem und damit auch die in vorderster Front ste- henden Killerzellen zu stärken: in erster Linie durch Bewe- gung und Ernährung. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung trägt dazu bei, dass der Körper alle die Stoffe – zum Beispiel Vitamine und Mineralstoffe – erhält, die für ein reibungslo- ses Funktionieren der Killerzellen nötig sind. Ein paar Stoffe sind dabei besonders wichtig, unter anderem etwa Zink. Zink für die Produktion der weißen Blutkörperchen Zink wird für die Produktion der weißen Blutzellen benötigt. Männer sollten zwischen 11 Milligramm (mg) und 14 mg Zink pro Tag über die Nahrung aufnehmen, Frauen zwischen 7 mg und 10 mg. Die Höhe der Zinkzufuhr ist abhängig da-

Eine bestimmte Gruppe von Immunzellen, die Killerzellen, gehört zur vordersten Front der Immunabwehr. Die Killer- zellen erkennen und töten infizierte Zellen ab, entdecken auch Krebszellen, also Zellen, die sich unkontrolliert ver- mehren, und machen sie ebenfalls unschädlich. Es gibt zwei Formen von Killerzellen: Die cytotoxischen T-Zellen, auch T-Killerzellen genannt, und die natürlichen Killerzellen oder NK-Zellen. Sie gehören zu den weißen Blutzellen und pat- rouillieren über den Blutkreislauf durch den ganzen Körper – immer auf der Suche nach infizierten oder entarteten Zellen. Je besser diese Zellen mit ihren martialischen Namen ihre Funktion ausüben können, umso stärker sind Menschen vor Krankheiten geschützt.Wir können einiges dafür tun, unser

Foto: © Ahlbach Bestattungen

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Bewegung tut gut

Fuhrmann begeistert. Susanne Grunwald ergänzt, dass sie auch an diesen Tagen schon sportlich aktiv waren. Nordic Walking, Yoga und Gymnastik standen bereits beim Auftakt auf dem Programm. Eine erfahrene Therapeutin ist der Gruppe fest zugeteilt und begleitet sie über den gesamten Zeitraum

Rentenversicherte Arbeitnehmer profitieren jetzt vom kostenlosen Präventionsprogramm im Neurologischen Therapiecentrum (NTC) am Kunibertskloster in der Kölner Innenstadt. Bester Laune und hochmotiviert finden sich die Teilnehmer des ersten Präventionskurses im NTC nach der Arbeit zum Training ein. Nordic Walking und Krafttraining stehen heute auf dem Programm. Die Teilnehmer kommen zweimal in der Woche ins NTC am Kunibertskloster. Der Kurs geht in die dritte Woche. müsse, um die Zeit bis zur Rente noch gut und gesund zu überstehen. „Während die Anforderungen im Job ständig steigen, wird man selbst mit zunehmendem Alter immer weniger belastbar“, berichtet sie. Ähnliche Erfahrungen bringt das Ehepaar Fuhrmann mit in den Kurs. Es mangele an Bewegung, berichtet Peter Fuhrmann und seine Frau ergänzt, dass sie sich vor allem Strategien zur besseren Stressbewältigung im Alltag von dem Kurs erhoffe. Bewegung – Ernährung – Stressbewältigung Es sind genau diese drei Schwerpunkte, die im Fokus des auf sieben Monate angelegten, kostenlosen Präventions­ programms stehen: Ernährung, Bewegung und Stressbe- wältigung. Gestartet wurde mit drei Präsenztagen im NTC. Dafür werden die Arbeitnehmer von ihren Arbeitgebern freigestellt. An diesen Tagen gab es Vorträge über Ernäh- rung und Stressbewältigung und erste Tipps, wie man mehr Bewegung in den Alltag integriert. „Die leitende Ärztin Dr. Pantea Pape hat die Vorträge moderiert und uns perfekt durch den ganzen Tag geführt“, ist Gabriele Teilnehmerin Susanne Grunwald „Ich merke jetzt schon, wie mir die Bewegung gut tut und dass sich wirklich etwas verändert hat“, er- zählt Susanne Grunwald. Sie ist so motiviert, dass sie die zwölf Kilome- ter lange Anfahrt heute sogar gera- delt ist. Susanne ist 63 Jahre alt. Vor allem während der Coronazeit habe sie gespürt, dass sie etwas verändern

Teilnehmerin Gabriele Fuhrmann

hinweg. Man ist beim sportlichen „Du“.

Prävention – aktiv werden bevor der Arzt kommt Heute begleiten gleich zwei Therapeuten die Gruppe beim Nordic Walking. Strammen Schrittes führt die Strecke vom Kunibertskloster am Rhein entlang bis zur Zoobrücke und wieder zurück. Trotz des Tempos ist Zeit zum Scher- zen und Lachen. Nach ein paar Dehnübungen geht es in den Medizinischen Trainingsraum des NTC. An Geräten wie in einem Fitness-Studio werden gezielt bestimmte Muskelgruppen trainiert. Jeder arbeitet nach seinem Plan, die Gruppe ist eingespielt und wechselt sich an den Gerä- ten ab. Die Therapeutin gibt Tipps, erklärt bei Bedarf noch einmal die Geräte oder zeigt Bodenübungen mit und ohne Ball. Die größte Herausforderung

besteht darin, das hier Erlernte in den Alltag zu integrieren. Nach vier Monaten des berufsbegleiten- den Trainings vor Ort sollen die Teilnehmer weitere drei Monate zu Hause oder in einem wohnortnahen Fitnesszentrum weiter machen, bevor sie sich zu einem abschlie-

Teilnehmer Peter Fuhrmann

ßenden Termin noch einmal im NTC treffen werden. „Wir merken ja schon nach so kurzer Zeit, wie viel besser wir uns fühlen, das werden wir schon so weitermachen“, ist sich Peter Fuhrmann ziemlich sicher und legt gleich noch ein Gewichtplättchen drauf.

Leitende Ärztin Dr. Pantea Pape Neurologisches Therapiecentrum Tel 0221 1629 7030

pantea.pape@cellitinnen.de www.ntc-koeln.de Neurologisches Therapiecentrum | Köln-Innenstadt

Foto: © Cellitinnen, Fotos rechts: © Privat

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Neues aus der Medizin

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über sieben Freiheitsgrade, die menschliche Hand nur über fünf. Eventuell erleben wir als nächsten technischen Schritt, dass bei einer Da Vinci-OP Daten gesammelt werden könn- ten, diese zusammen geführt werden und die Software des Da Vinci dem Operateur dann eine Handlungsempfehlung bei bestimmten Eingriffen geben kann. Aber so weit sind wir in diesem Bereich noch nicht. Das ginge dann eher in diese begriffliche Richtung „Künstliche Intelligenz“. Was sind denn die Vorteile für die Patienten, wenn sie mit Hilfe eines OP-Roboterassistenten operiert werden? Dr. Stoffels: Komplexe Operationen können präziser und sicherer durchgeführt werden. Die Patienten erholen sich nach minimalinvasiven Eingriffen in der Regel sehr schnell. Hierdurch ist das Outcome der OPs meist besser als bei konventionell offenen Eingriffen. Sind Roboter die Zukunft im OP? Dr. Stoffels: Ja! Genauer gesagt ist es meiner Ansicht nach die Präzisionschirurgie, die durch diese Geräte möglich wird! Und genau da liegt auch die Faszination für mich: Noch genauer und noch präziser sein können – das ist das Ziel, das ist der Anspruch.

Fotos: © Kai Funck Fotografie

Für Priv.-Doz. Dr. Stoffels ist die Präzisionschirurgie, die mit einem Computer-Operationsassistenten möglich ist, eine faszinierende Arbeit. Nur auf das Gerät geschulte Operateure können die Konsole freischalten.

Faszination Robotik So hilft die Technik beim Operieren Kann sich ein Computer-Operationsassistent selbständig machen? Auf diese und andere Fragen gibt Priv.-Doz. Dr. Burkhard Stoffels, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeral­ chirurgie, Unfallchirurgie und Leiter des zertifizierten Darmzentrums am Heilig Geist-Kranken- haus Antworten. Er ist auf das roboterassistierte Operieren spezialisiert.

diese bediene. Auch können nur auf das Gerät geschulte Operateure die Konsole freischalten. Der Da Vinci ist ein High-Tech-Manipulator und ein Instrument, das allein der Operierende führt. Der Begriff autonomer Roboter wäre irreführend, es handelt sich vielmehr um ein Präzisions- Werkzeug. Also fällt so ein Roboter gar nicht unter den Begriff künstliche Intelligenz? Dr. Stoffels: Wenn die Radiologen bei der Befundung unter- stützt werden durch digitale Programme, die formalisierte Probleme eigenständig lösen können und durch Daten „ler- nen“, dann ist das im Prinzip Künstliche Intelligenz. Das ist auch keine Zukunftsmusik, sondern bereits heute Realität. Das roboterassistierte Operieren muss man da gesondert betrachten. Bereits 25 Jahre liegt die erste Operation mit ei- nem Da Vinci zurück. Die digital steuerbaren Arme des Ro- boters unterstützen den Operateur zum Beispiel dabei, sehr präzise an Stellen zu operieren, die er ohne diese „helfenden Hände“, nicht so gut erreichen könnte. Das Gerät verfügt

Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Burkhard Stoffels Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Unfallchirurgie Tel 0221 7491-8258

Da Vinci bei bestimmten Eingriffen in der Gynäkologie, der Urologie und in der Allgemein- und Viszeralchirurgie ein. Was sagen Sie zu der oft geäußerten Befürchtung, dass sich der Roboter während einer OP plötzlich „selbstständig“ machen könnte? Dr. Stoffels: Sollten solche Ängste bei Patienten bestehen, kann ich da beruhigen. Unser Roboterassistent Da Vinci kann sich zu keinem Zeitpunkt selbstständig machen. Das Gerät bewegt sich nur, wenn ich an der Konsole sitze und

Wie funktioniert das Operieren mit einem Da Vinci- Operationsassistenten und wofür setzt man ihn ein? Dr. Stoffels: Das System besteht aus zwei Haupt-Komponen- ten: Einmal der Kontrollkonsole, an welcher der Operateur während des Eingriffs sitzt und die Roboterarme unter visueller Kontrolle über den 3 D-Monitor steuert. Dann aus einem fahrbaren Stativ mit vier Armen: Drei Arme werden mit Spezialinstrumenten bestückt, der vierte Arm hält die dreidimensionale Kamera, deren Bild in die Konsole über- tragen wird. Am Heilig Geist-Krankenhaus setzen wir den

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Besserung brachte erst eine multimodale Schmerztherapie im St. Franziskus-Hospital. In der Schmerzklinik in Köln bietet Dr. Katrin Empt mit ihrem Team ein Programm für chronische Schmerzpatienten wie Julian an. Dieses besteht aus spezieller Schmerztherapie, Physiotherapie, Biofeedback, Entspannungsübungen und psychologischer Unterstützung. Ganz wichtig: „Die Patienten werden sehr aktiv gefordert und bekommen Werkzeuge an die Hand, die sie im Alltag einsetzen können“, erklärt die Leiterin der Schmerzklinik. Julians Geschichte ist kein Einzelfall. „Als Folge des Lock- downs haben wir viele Patienten mit verblüffend ähnli- cher Symptomatik gesehen“, so Dr. Empt. Typisch seien Schmerzen der Brustwirbelsäule als Folge von anhaltendem Verharren in Fehlhaltungen in Verbindung mit körperli- cher Inaktivität. Dieses neue typische Muster lässt sich mit „Morbus Homeoffice“ treffend benennen. Für die Mehrzahl chronischer Schmerzpatienten waren Lockdown und Social Distancing eine große Belastung. „Wir sehen eine deutliche Zunahme psychischer Symptome und Depressionen bei unseren Patienten“, so Dr. Empt. „Allerdings haben nicht alle gleichermaßen gelitten; für ein Drittel der Schmerz­ patienten war die Zeit des Lockdowns sogar eher entlastend, weil Pendelzeiten oder Konflikte im Job wegfielen.“ Die Gesamtsituation zählt, kein Schmerzpatient reagiert wie der andere. Individuell war auch Julians Therapie. Für den dreiwöchigen Klinikaufenthalt konnte er sogar sein eige- nes Stehpult mitbringen – was er am Ende immer seltener brauchte. „Mir haben gezielte Übungen zum Muskelaufbau des Trapezius und der Bauchmuskulatur geholfen. Gute Effekte hatten bei mir auch Kältetherapie und Übungen zur Schmerzdistanzierung und Entspannung.“ Schmerzfrei ist Julian heute nicht, aber der Schmerz bestimmt nicht mehr komplett sein Leben: „Ich kann meinen Beruf ausüben, und das ist eine Menge wert.“ Daher ist bei der Arbeit im Homeoffice immer wichtig: auf die körperliche Balance und auf Bewegungspausen achten, damit Körper und Geist gesund bleiben.

Das Sanitätshaus Busch

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Neues Phänomen Morbus Homeoffice Schmerzpatienten haben während der Corona-Zeit oft besonders gelitten. Manche haben sogar durch ihre Homeoffice-Zeit chronische Schmerzen entwickelt. In der Schmerzklinik des St. Franziskus-Hospitals wird diesen Patienten geholfen.

eine Odyssee vom Hausarzt zu verschiedenen Orthopäden, Osteopathen und Physiotherapeuten. Ohne Erfolg: „Obwohl das MRT keine gravierenden Befunde zeigte, konnte ich über ein Jahr lang keine Minute mehr sitzen“, beschreibt Julian seine Verfassung. Starke Schmerzmittel, Physiotherapie und eine Reha- Maßnahme brachten nichts. Im Gegenteil, die Schmerzen wurden schlimmer. Wenn Beschwerden länger als ein halbes Jahr anhalten oder immer wiederkehren, sprechen Medizi- ner von einer chronischen Schmerzerkrankung. Genau das traf auf Julian zu: „Die Schmerzen haben komplett meinen Alltag bestimmt. Am Ende hatte ich sogar Sorge, meinen Beruf nicht mehr ausüben zu können“, erzählt er. Eine

Mit dem Homeoffice kamen die Schmerzen: „Ich kann mich noch gut erinnern. Erst fand ich es gut, von zuhause zu ar- beiten“, erzählt Julian aus Köln. Für den jungen Zollermitt- lungsbeamten machen Bürotätigkeiten sonst nur einen Teil des Jobs aus. Bei Einsätzen vor Ort ist für den 30-Jährigen oft sogar richtig Action angesagt. Mit dem Lockdown im März 2020 fiel die Bewegung während des Jobs schlagartig weg: Julian arbeitete am Küchentisch in extremer Haltung stundenlang und ohne Pausen mit dem Laptop. Innerhalb kürzester Zeit schickte sein Körper ihm die Quit- tung: „Ich habe heftigste Schmerzen im Bereich der Brust- wirbelsäule bekommen, die vom Schulterblatt ausstrahlten.“ Für den vormals durchtrainierten Kraftsportler begann nun

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Leiterin Schmerzklinik Dr. Katrin Empt Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie Tel 0221 5591-1760

Das Sanitätshaus Appelrath Kemper Die Kölner Sanitätshäuser mit dem Lächeln

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Hahnenstraße 19 · 50667 Köln · Tel.: (02 21) 92 15 40 - 0 www.appelrath-kemper.de Das Sanitätshaus Busch Das Sanitätshaus Busch Köln-City Hahnenstr. 19 Tel.: 0221 /92 15 400 Köln-Mülheim Frankfur er Str. 32 Tel.: 0221 /96 20 80 Köln-Kalk Kalker Hauptstr. 86 Tel.: 0221 /87 05 198 Köln-City Hahnens r. 19 Tel.: 221 /92 15 400 Köln-Mülheim F ankfurter Str. 32 Tel.: 0221 /96 20 80

Köln-Hol Steyler St Tel.: 0221 Köln-Kalk Kalker Haup str. 86 Tel.: 0221 /87 05 198

schmerzklinik.kh-franziskus@cellitinnen.de www.stfranziskus.de St. Franziskus-Hospital | Köln-Ehrenfeld

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Vitamin K – Das Gesundheitsmagazin für Köln – Ausgabe 2.2021

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Neues aus der Medizin

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Was passiert im Schlaflabor? Die Schlafmedizin ist ein wichtiger Bereich der Klinik für Innere Medizin und Pneumologie am St. Marien- Hospital. In der Regel werden die Patienten gegen 13:30 Uhr direkt im modernen Schlaflabor aufgenom- men. Die eigentliche Nachtmessung beginnt gegen 21:00 Uhr und endet um ca. 6:00 Uhr. Das Leistungsspektrum des Schlaflabors: • Polygraphie – Schlafapnoe-Screening • Polysomnographie (Messen bestimmter biologischer Parameter im Schlaf) • Einleitung und Kontrolle von nächtlicher Beatmungstherapie (CPAP, BiLevel, ASV) • Kontrolle der Sauerstoff-Therapie • Subjektive und objektive Tests der Tages­ schläfrigkeit • Diagnostik bei nächtlicher Bewegungsstörung • Messung des Kohlendioxids im Blut (Kapno­ graphie) • Messung der Daueraufmerksamkeit und Wachheit (Vigilanztest, Multipler Wachblei­ betest) Bei der Behandlung arbeiten die Schlafmediziner des St. Marien-Hospitals zusammen mit schlafmedizi- nisch qualifizierten HNO- und Zahnärzten sowie den Adipositasspezialisten am St. Franziskus-Hospital.

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Schlafmediziner tun dies mit einer ambulanten nächtlichen Schlafmessung oder mit der stationären Polysomnografie. „Wir schicken Patienten mit einer Schlafstörung zunächst ins Schlaflabor“, so Dr. Möckel, der eng mit dem St. Mari- en-Hospital in Köln zusammenarbeitet. Die konservative Standardtherapie ist die Atemmaske. Diese muss der Patient konsequent und dauerhaft tragen. Die Maske hilft oft; aber längst nicht allen Patienten. „Wenn die Maske nicht vertra- gen wird und nächtliche Panikattacken auslöst, können wir vielen Patienten mit einem schlafchirurgischen Eingriff hel- fen“, erläutert Dr. Möckel. Dafür schaut sich der erfahrene Kopf-Hals-Chirurg die Anatomie im Rachen während einer Schlafendoskopie genau an. Wenn die Schlafapnoe an einer erschlafften Zunge liegt, kommt die Implantation eines Zungenschrittmachers in Frage. Diese Therapie setzt das St. Franziskus-Hospital als eines von wenigen Top-Zentren in Deutschland seit rund zehn Jahren ein. Der Hypoglossus-Stimulator besteht aus einem kleinen Pro- zessor, der in Höhe des Schlüsselbeins implantiert wird. Von dort führt ein Impulsgeber zum Zungennerv (Hypoglossus). Nach jedem Einatmen erhält der Nerv einen kleinen Im- puls. Die Zunge wird so am Erschlaffen gehindert und der Patient atmet gleichmäßig weiter. Da der Schrittmacher nur während des Schlafens benötigt wird, schaltet der Patient das Gerät abends einfach mit einer Fernbedienung ein und morgens wieder aus. Ein Hypoglossus-Stimulator ist für viele Schnarcher eine gute Option. Patienten berichten, dass sie mit dem Zungenschrittmacher wieder erholsam schlafen können.

Foto: ©Erwin Wodicka

Kleiner Prozessor für guten Schlaf

„Liebling, du schnarchst“, diesen Satz hören Millionen Menschen jede Nacht. Schnar- chen ist weit verbreitet und längst nicht immer harmlos. Denn nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe) können den Schlaf empfindlich stören. Neben chronischer Erschöpfung droht auch das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Von einer krankhaften Schlafapnoe sind rund 3,7 Millionen Deutsche betroffen; Männer häufiger als Frauen. St. Franziskus-Hospital setzt als eines von wenigen Top- Zentren in Deutschland den Zungenschrittmacher ein.

Chefarzt Dr. Christoph Möckel Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie Tel 0221 5591-1111

Chefarzt Dr. Andreas Schlesinger Klinik für Innere Medizin Tel 0221 1629-2050

geräuschen. Dr. Möckel ist Chefarzt der HNO-Klinik am St. Franziskus-Hospital in Köln. „Jeder Atemstillstand führt zu Sauerstoffmangel im Gehirn und zu einem ganz kurzen Aufwachen.“ Am Morgen fühlt sich der Betroffene wie gerädert, tagsüber ist er schlapp und müde. Die Ursachen der Schlafstörung sollten daher unbedingt abgeklärt werden.

Was passiert bei einer Schlafapnoe? „Wenn die Muskulatur der oberen Atemwege im Schlaf erschlafft, fällt die Zunge oder das Gaumensegel im Ra- chen zurück. Der Hals geht zu, man bekommt keine Luft mehr und die Atmung setzt aus“, erläutert Dr. Christoph Möckel das Phänomen der Stille zwischen den Schnarch-

hno.kh-franziskus@cellitinnen.de www.stfranziskus.de St. Franziskus-Hospital | Köln-Ehrenfeld

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Illustration: © Henning Riediger

Neuer Chefarzt der Unfallchirurgie

Bei einem Beckenbruch bricht dieser Beckenring an einer Stelle also auseinander? Prof. Lögters: In der Regel bedarf es dafür einer deutlichen Krafteinwirkung. Im höheren Lebensalter können jedoch schon banale Stürze zu schmerzhaften Beckenbrüchen führen. Wir unterscheiden zwischen stabilen und instabilen Frakturen. Ein Sonderfall ist die Hüftpfannenfraktur – diese entsteht z. B. bei Auffahrunfällen, wenn das Knie am Arma- turenbrett aufprallt und der Oberschenkelkopf mit Schwung gegen die Hüftgelenkspfanne gestoßen wird. Wie werden die unterschiedlichen Formen des Beckenbruchs behandelt? Prof. Lögters: Stabile Beckenverletzungen können meist kon- servativ behandelt werden: anfangs ausreichend Schmerz- mittel und Bettruhe, dann Physiotherapie mit Mobilisierung unter voller, schmerzangepasster Belastung der Beine. Bei instabilen Brüchen kann eine Operation notwendig sein. Es gibt unterschiedliche Methoden, das Becken zu stabi- lisieren. Dabei kommen Schrauben und Platten oder von außen befestigte Haltesysteme (Fixateur externe) zum Ein- satz. Häufig geht das minimalinvasiv, d. h. für den Patienten sehr schonend, über nur sehr kleine Hautschnitte. Dies führt zu einer schnellen Schmerzreduktion und Möglichkeit der zügigen Mobilisation. Prof. Lögters: Unser Ziel ist es, dass der Patient möglichst schnell wieder allein im Alltag zurechtkommt. Mit der entsprechenden Pflege und gezielter Physiotherapie ist die Prognose in der Regel gut. Die Patienten können bald wieder schmerzfrei nach Hause entlassen werden. Je nach Schwere des Bruches kann es aber auch mal entsprechend länger dauern. Und wie ist die Prognose nach einer solchen Verletzung?

Zum 1.Oktober hat Prof. Dr. Tim Lögters als Chefarzt die Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Handchirurgie und Orthopädie am St. Vinzenz Hospital vom langjährigen Chefarzt Prof. Dr. Dietmar Pennig übernommen, der sich nach 29 Jahren in den wohl- verdienten Ruhestand verabschiedet hat. Nach seinem Medizinstudium an den Universitäten in Köln und Hamburg und Aufenthalten am University of Pittsburgh Medical Center (UPMC) sowie Massachu- setts General Hospital Boston in den USA, hat Lögters 2010 an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf habilitiert. Sein Weg führte ihn über das Uniklinikum Düsseldorf und das St. Antonius Krankenhaus in Köln nun ins St. Vinzenz-Hospital. Seine Schwerpunkte lie- gen in der Behandlung der Erkrankung und Verletzung der oberen Extremitäten sowie in der Behandlung von Verletzungen der Wirbelsäule und des Beckens.

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Ein Sturz auf eisglattem Weg, ein Auffahrunfall, mit dem Fahrrad auf glatter Fahrbahn oder nas- sem Laub ausgerutscht – es gibt viele Situationen, die einen Beckenbruch verursachen können. Über die differenzierte Behandlung eines nicht ganz alltäglichen Bruches sprach Vitamin K mit Prof. Dr. Tim Lögters, Chefarzt der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Handchirur- gie und Orthopädie am St. Vinzenz-Hospital: Wenn das Becken einen Knacks bekommt

Chefarzt Prof. Dr. Tim Lögters Klinik für Unfallchirurgie, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Orthopädie Tel 0221 7712-172

unfallchirurgie.kh-vinzenz@cellitinnen.de www.vinzenz-hospital.de St. Vinzenz-Hospital | Köln-Nippes

Eingeweide ab. Man kann sich das Becken wie einen Ring aus mehreren Einzel-Knochen vorstellen, die fest miteinan- der verbunden sind. Daher nennt man dieses Knochengefüge auch Beckenring.

Welche Aufgabe hat das gesunde Becken? Prof. Lögters: Das Becken ist der Skelett-Teil, der Wirbelsäu- le und Beine verbindet und die Lastübertragung vom Ober- auf den Unterkörper gewährleistet. Gleichzeitig stützt es die

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Neues aus der Medizin

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Schilddrüsenknoten können zu Problemen wie Schluckbeschwerden, Halsenge, Heiserkeit, Druckgefühl oder Räusperzwang führen, aber nicht immer ist eine Operation sinnvoll. Die Thermoablation hat sich als alternatives Verfahren zur Reduktion von Knoten etabliert. Schrumpfen statt Schneiden

Heiß oder kalt Knoten in der Schilddrüse kommen häufig vor. Me- diziner unterscheiden zwischen heißen und kalten Knoten. Heiße Knoten: Sie sind besonders aktiv und produzie- ren im Übermaß Hormone. Das kann mit Gewichts- verlust, Schwitzen, Nervosität oder Herzrasen ein- hergehen, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt. Kalte Knoten: Sie sind inaktiv, produzieren keine Hormone; es können Zysten, Gewebeveränderungen oder gutartige Tumore sein. Weil kalte Knoten nicht medikamentös behandelbar sind, ist hier eine Opera- tion oder Thermoablation die passende Therapie. In der Regel sind beide Knotenarten gutartig, kalte Knoten können sich bösartig verändern, deshalb soll- ten sie genau untersucht werden. Die Knoten können aber auch so wachsen, dass sie Atembeschwerden verursachen. schonend, das behandelte Gewebe wird danach vom körper- eigenen Abwehrsystem selbstständig abgebaut. So wird der Schilddrüsenknoten mit der Zeit deutlich kleiner. Aktuelle Studien belegen, dass das Volumen der Schild- drüsenknoten bereits drei Monate nach der Behandlung im Durchschnitt zwischen 30 und 50 Prozent abnimmt, nach sechs Monaten liegt die Verringerung bereits bei 40 bis 65 Prozent und im Langzeitverlauf nach zwölf Monaten sind Schilddrüsenknoten um bis zu 50 bis 90 Prozent kleiner geworden . Niedrige Komplikationsrate Die Vorteile der Thermoablation liegen auf der Hand: minimal-invasiver Eingriff, lokale Betäubung, keine Nar- ben. Die Funktion der Schilddrüse bleibt erhalten, ohne anschließende Hormontherapie. Risiken wie die Verletzung des Stimmbandnervs oder eine dauerhafte Beeinträchtigung der Stimme sind quasi ausgeschlossen. Die Erfolgsquote ist hoch, die Komplikationsrate sehr niedrig. Deutschlandweit

wird das Verfahren an der Schilddrüse nur in wenigen Ein- richtungen angewandt. Das St. Vinzenz-Hospital in Köln bietet dieses Verfahren bereits seit 2015 an. Chefarzt Prof. Dr. Stephan Schneider, Klinik für Diabetologie und En- dokrinologie und Leiter des Westdeutschen Zentrums für Thermoablation, resümiert über das Verfahren: „Jedes Jahr werden rund 120.000 Schilddrüsen-Operationen durchge- führt. Viele davon sind vermeidbar. Gerade, wenn ein bösar- tiger Knoten im Vorfeld ausgeschlossen werden konnte. Die Risiken bei der Thermoablation sind fast gleich null und die Patienten sagen, dass ihre Lebensqualität schon nach kurzer Zeit durch die Reduktion des Knotens gestiegen sei.“ Sollte eine Operation an der Schilddrüse nicht vermeid- bar sein, z. B. weil ein bösartiger Knoten gefunden wurde, besteht innerhalb des St. Vinzenz-Hospitals eine enge Kooperation mit der Klinik für Allgemein- und Viszeral- chirurgie, die als zertifiziertes Schilddrüsenzentrum eine ausgesprochene Expertise in der operativen Behandlung von Schilddrüsenknoten vorweisen kann.

opsie) und durch eine nuklearmedizinische Untersuchung (Szintigraphie) ausgeschlossen, dass es sich bei den Knoten um ein Schilddrüsenkarzinom (Krebs) handelt. Bei einem Karzinom ist das Verfahren nicht geeignet. Bei der Thermoablation wird unter lokaler Betäubung eine kleine Sonde durch die Haut in den Schilddrüsenknoten eingeführt. Mithilfe eines Radiofrequenzgenerators wird ein hochfrequenter Wechselstrom erzeugt. Durch die Sonde wird er auf den Knoten gelenkt und erhitzt diesen. Diese Temperaturerhöhung zerstört den Schilddrüsenknoten

Schilddrüsenknoten gehören zu den häufigsten Erkran- kungen an der Schilddrüse, neben hormonellen Störungen oder einer Schilddrüsenvergrößerung. Zur Behandlung der Knoten wird meist eine Operation empfohlen, aber dies ist nicht immer notwendig. In wenigen Zentren in Deutschland wird ein alternatives Behandlungsverfahren angeboten: die Thermoablation. Die Thermoablation ist ein nicht-operatives Verfahren, bei dem durch Wärme das kranke Gewebe zerstört wird. Zuvor wird durch eine Punktion der Schilddrüse (Feinnadelbi-

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Chefarzt Prof. Dr. Stephan Schneider

Klinik für Diabetologie und Endokrinologie Westdeutsches Zentrum für ThermoablationI Tel 0221 7712-362

diabetologie.kh-vinzenz@cellitinnen.de www.vinzenz-hospital.de St. Vinzenz-Hospital | Köln-Nippes

Chefarzt Dr. Thomas Wilhelm Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie Tel 0221 7712-387

viszeralchirurgie.kh-vinzenz@cellitinnen.de www.vinzenz-hospital.de St. Vinzenz-Hospital | Köln-Nippes

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