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MENSCHEN

Herr Mommerz, für die Säcke mit Nahrungsmitteln und die Spenden an die Kindertages- stätten benötigen Sie monatlich die stattliche Summe von rund 25.000 Euro.Wie schafft Ihr Ver- ein das? Seit Jahren begleiten uns treue Groß- und Kleinspender. Doch Ihre Frage ist berechtigt. Wir müssen uns jeden Monat aufs Neue anstrengen: Kontakte knüpfen und pflegen, reden und überzeugen. Krisen wie die Flut im letzten Sommer oder der Krieg in der Ukraine merken wir auf dem Vereinskonto. So wichtig und richtig die Hilfen in solchen außergewöhnlichen Situationen sind: Wir werden unser Angebot für die Menschen in Köln auf- rechterhalten. Wittkamp: Unser Konzept sieht vor, dass wir die Lebensmittel kaufen, wenn auch nicht immer zum Marktpreis. So beinhalten die Säcke tatsächlich das, was auch benötigt wird. Wir wollen den anderen caritativen Vereinen wie der ‚Kölner Tafel‘ auch keine Konkurrenz machen. Sie haben hier ein tolles Lager, Büroräume und –ausstattung … Mommertz: Unsere komplette Büroeinrichtung und der Trans- porter vor der Tür wurden uns ge- spendet. Selbst die Miete für die Räume und das Lager werden zurzeit übernommen. So stel- len wir sicher, dass wirklich jede Geldspende für die Lebensmittel- Säcke verwendet wird. Warum setzen Sie nicht auf Le- bensmittelspenden?

Wie und an wen werden die Säcke verteilt? Wittkamp: Die Menschen mel- den sich über die Caritas, die Diakonie oder über die Pfarrge- meinde und weisen ihre Bedürf- tigkeit nach. Sobald das Budget eine nachhaltige, sprich dau- erhafte, Unterstützung zulässt, werden sie beliefert. In der Stadt haben wir 12 Ausgabestellen, die wir einmal im Monat anfah- ren. Die Leute warten dann dort schon auf uns und nehmen die Säcke in Empfang. Murk : Wer den Weg nicht schafft, dem bringen wir die Le- bensmittel auch nach Hause. Gerade für Ältere ist das eine Erleichterung. Koenen (schmunzelnd): Das trifft aber nicht auf alle Älteren zu. Verlässlich jeden Monat kommt ein 95-Jähriger mit sei- nem Dreirad zur Ausgabestelle. Er selbst ist nicht bedürftig, aber seine bei uns angemeldeten Nachbarn. Für die holt er rund sechs Säcke ab.

Hat sich die Pandemie in der Nachfrage bemerkbar gemacht? Mommertz: Ja, die Nachfrage ist deutlich gestiegen, denn vie- le Einrichtungen wie einige Aus- gabestellen der ‚Tafel‘ mussten während des Lockdowns schlie- ßen. Murk: In den letzten zwei Jah- ren hat sich gezeigt, dass un- ser System ein Segen für die bedürftigen Menschen ist, denn wir konnten sie durchgängig un- terstützen. Menschen, die sich ehrenamt- lich engagieren wollen, sind überall sehr gefragt. Wo finden Sie ihre Unterstützer? Mommertz: Durch Hörensagen, gezielte Ansprache, und wenn es sich ergibt, auch mal auf dem Supermarktparkplatz. Meine Frau kam dort so mit Herrn Koenen ins Gespräch. Er war begeistert von unserem Engagement und seit zwei Jahren gehört er jetzt fest zu unserem Team.

Vielen Dank für das Gespräch!

Erika Wittkamp und Erich Mom- mertz gründeten den Verein

Fotos: Sack e.V.

CellitinnenForum 02 | 2022

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