CF_03_2020

KOMPETENZ

men. In der Gynäkologie und Geburtshilfe sind Ärztinnen mittlerweile klar in der Über- zahl. Wer da nicht mit flexib- len Angeboten aufwartet, hät- te große Schwierigkeiten, die Stellen überhaupt zu besetzen. Damit auch Frauen in jüngeren Jahren Führungspositionen anstreben, braucht es zudem Fürsprecher, die klar sagen: Ja, diese Position kann auch mit etwas weniger Stunden, also einer sogenannte ‚voll- zeitnahen Arbeitszeit‘, ausge- füllt werden. Wann machen vermeintlich spezifisch weibliche Kompeten- zen in der Medizin Sinn? Welz-Barth: Frauen gehen mit Patienten und auch mit Alltags- stress anders um. Sie haben einen anderen Blickwinkel. Dar- aus ergeben sich einige Vorteile für den Arbeitgeber. Kirn: Was ist weiblich, was ist männlich? Ein weites Feld. Ich finde speziell interessant, dass Untersuchungen zu teilzeittäti- gen Medizinern gezeigt haben, dass diese trotz niedrigerer Wo- chenstundenzahl genauso effi- zient wie eine Vollzeitkraft arbei- ten können. Sie sind motivierter, besser organisiert und seltener krank. Was raten Sie jungen Medizine- rinnen? Welz-Barth: Das Positive ist, die jetzige Generation hat vie- le Möglichkeiten – man muss nur etwas flexibel sein. Zum Beispiel was den Standort an- belangt. Grundsätzlich rate ich

allen Frauen, genaue Ziele zu definieren. Also, welcher Fach- bereich ist für meinen Karriere- weg der richtige? Was passt zu meiner Lebensvorstellung? Und dann finde ich auch den Arbeit- geber, der zu mir und meinem Lebensmodell passt. Kirn: Ich stimme zu, dass gut überlegte Ziele wichtig sind. Am Anfang der Berufstätigkeit ist es manchmal gar nicht so leicht, sich bewusst zu machen, was man will. Dabei können Rollenvorbilder oder Mentorinnen helfen.

INFO

Die Medizin wird weiblich! In den Cellitinnen-Krankenhäu- sern arbeiten zurzeit 823 Ärzte; immerhin 381 Frauen und 442 Männer. Im Praktischen (PJ) sind es 22 Frauen und 11 Männer. Der Trend ist eindeu- tig: In Zukunft werden die Frauen die Medizin dominieren.

Auch im OP haben Frauen immer mehr das Sagen, wie hier: Dr. Verena Kirn (hinten).

CellitinnenForum 03 | 2020 49

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