CF_03_22

MENSCHEN

Hilfe für Flüchtlinge Familie Zacharko-Wittenberg nahm spontan zwei Ukrainerinnen auf.

Familie Zacharko Wittenberg mit Tamara (vorne li) und Elena (vorne re)

D as Handy summt und Anke Zacharko schaut auf das Display – eine Nachricht von Elena. Auf dem Foto, das sie gera de bekommen hat, sind kleine Blät terteigtaschen zu sehen, die offen sichtlich gleich in den Ofen sollen. Darunter steht ein herzlicher Gruß: „Die sind so, wie du es mir gezeigt hast.“ Neun Wochen haben Elena und ihre Mutter bei Familie Zachar ko-Wittenberg gewohnt. Das unbedingte Bedürfnis nach Kriegsausbruch in der Ukraine zu helfen, war bei Familie Zacharko Wittenberg, wie bei vielen an deren Menschen, sofort da. „Ich habe selbst im familiären Hinter-

grund eine Flüchtlingsgeschichte. Wenn meine Großmutter und mein Großvater 1958 nicht aus Nie derschlesien nach Deutschland geflüchtet wären, wäre ich heute nicht hier“, berichtet Zacharko, die leitende Hebamme im Kreißsaal der Frauenklinik am Heilig Geist Krankenhaus ist. Ihre Oma erzähle heute noch, wie beschwerlich die Reise war und dass sie oft nur in ärmlichen Stallungen übernachten durften. Die Idee, Geflüchtete aufzuneh men, hatte aber ihre Tochter Finja, die sich mit ihren 17 Jahren sofort bereit erklärt hat, das eigene Zim mer zur Verfügung zu stellen. Kon

takte zu den Geflüchteten konnten die Wittenbergs über Kolleginnen aus dem Kreißsaal herstellen. Dann, am 23. März, hat die Familie eine Anfrage erhalten: Zwei Frau en, Mutter Tamara (74) und Tochter Elena (48) aus Kiew, beide gerade in Deutschland angekommen, be nötigten schnell und unbürokra tisch ein Dach über dem Kopf. Die größte Hürde war zunächst die Sprachbarriere. „Ich spreche ja kein Wort Russisch und die bei den Frauen aus der Ukraine kein Wort Deutsch. Auch Englisch war keine Alternative. Wir haben uns schließlich nonverbal durch Gestik und Mimik und unter zu Hilfenah

72

CellitinnenForum 03 | 2022

Made with FlippingBook Digital Publishing Software