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FUNDAMENT

FUNDAMENT

Zwischen Pest, Cholera und Influenza

Ein kleines Virus zeigt es der Welt. Unser hoher medizinischer Standard ist auch ein Erbe der caritativ

ERSTE KRANKEN- HÄUSER IN KÖLN

Die massiv ansteigende Bevöl- kerungszahl infolge der Industri- alisierung und die damit einher- gehende Zunahme von Seuchen infolge mangelhafter hygienischer Bedingungen, stellt die Kölner Kommunalverwaltung im 19. Jahr- hundert vor große Probleme. Erste Krankenhäuser entstehen, so bei- spielsweise das Bürgerhospital, 1847 mit 700 Betten das größte Krankenhaus Preußens, oder das St. Marien-Hospital, eine Stiftung betuchter Bürger der Domstadt. Auch wenn Säkularisation und Kulturkampf die Zahl der Orden in der Stadt stark dezimiert haben, so sind die krankenpflegenden Gemeinschaften im Sozialgefüge der Stadt unverzichtbar und dürfen ihre Tätigkeit fortsetzen. Erste Pati- enten werden in den Klöstern und Niederlassungen aufgenommen; eine kluge Entscheidung, um den Status einer so dringend benö- tigten stationären Einrichtung zu erlangen. So entstehen beispiels- weise das St. Franziskus-Hospital an der Schönstein- und das St. Vinzenz-Hospital an der Merhei- mer Straße.

Mit der Übernahme der Ordensre- gel des Hl. Augustinus im 15. Jahr- hundert haben alle Cellitinnenge- meinschaften die Nächstenliebe, das caritative Handeln, in den Mittelpunkt ihrer Tätigkeit gestellt. In ihrem 1828 in der Kupfergasse bezogenen Kloster nahmen auch die Cellitinnen zur hl. Maria eini- ge Kranke auf. Sie konzentrierten sich aber weiterhin auf die ambu- lante Krankenpflege, übernahmen mehr und mehr Verantwortung für alte Menschen und betrieben schließlich auch eigenständige Krankenhäuser. Beinahe zwei Jahrhunderte ha- ben die Cellitinnen zur hl. Maria durch ihren Einsatz – immer ge- stärkt durch ihr Gebet und die Vorgabe ihres Ordensvaters – für die ihnen anvertrauten Menschen gesorgt. Sie haben ihre Aufgaben angenommen, das Erbe vermehrt und es nun weltlichen Mitarbeitern anvertraut. Sie sind damit Teil der hervorragenden medizinischen Versorgung, von der wir alle in die- sen Pandemiezeiten profitieren. (S.H.)

tätigen Ordens- gemeinschaften.

Das ehemalige St. Anna-Kran- kenhaus in Köln-Lindenthal.

Lass die Liebe in deinem Herzen wurzeln, und es kann nur Gutes daraus hervorgehen. (Hl. Augustinus)

K öln im Jahr 1503. Erschöpft schließt Schwester Elsbeth die kleine Pforte und eilt zur Vesper. Es ist gefährlich, die schüt- zenden Mauern des Klosters zur hl. Dreifaltigkeit zu verlassen, denn seit einem Jahr wütet die Pest in der Stadt. Der ‚Schwarze Tod‘ rafft al- les dahin, was sich ihm in den Weg stellt. Im St. Margaretenkloster in der Nähe des Doms sind auf einen Schlag mehr als 30 Schwestern der Seuche zum Opfer gefallen. Aber Elsbeth und ihre Mitschwestern sind entschlossen, weiterhin das zu tun, was sie feierlich versprochen ha- ben, nämlich den Armen, Kranken und Sterbenden beizustehen, sie zu pflegen und im Tod zu begleiten.

Unbekannte Schwester, 1733

Mittelalter bis weit ins 19. Jahr- hundert sind es anfangs meist Be- ginen, dann Ordensmänner und -frauen, die die Last der städti- schen Kranken- und Armenpflege auf ihren Schultern tragen. Kranke

und Sterbende werden fast aus- schließlich im häuslichen Umfeld versorgt. Die wenigen Spitäler sind eher Herbergen, in denen Durch- reisende, meist Pilger, auch im Krankheitsfall gepflegt werden.

Schwester Elsbeth ist nur fiktiv, alles andere bittere Realität. Vom

Werke der Barmherzigkeit: Tote begraben.

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CellitinnenForum 03 | 2020

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