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FUNDAMENT
FUNDAMENT
Die Schönheit der Natur
Das erzwungene Homeoffice während der Pandemie schärfte den Blick für die wesentlichen Dinge im Leben.
Fotos: Wolfgang Allhorn
Im April leuchtete der Raps sonnengelb.
DASVIRUS ÄNDERTE DEN TAGESRHYTHMUS
Frühsommerfelder in der Voreifel.
Ich mache mir ein Programm für den Homeoffice-Tag und merke, wie wichtig das ist. Ich bin nochmals zu- frieden, weil ich das, was ich bearbeite, ohne große Probleme zu Hause leisten kann. Am Schreibtisch sit- zen kann es allein aber nicht sein. Ich teile mir meine Arbeitsstunden so ein, dass ich nachmittags das Haus verlassen kann.Wie noch nie habe ich den Wunsch zu gehen. Es ist kein Spazierengehen, was für mich eher die ‚Runde um den Block‘ bedeutet. Nein, es sollen schon etwa zehn Kilometer sein. Ich möchte dabei auch ein bestimmtes Tempo einhalten. Eine App auf meinem Smartphone ist dabei hilfreich. Eine angenehme Com- puterstimme sagt mir, wie schnell ich einen Kilometer zurückgelegt habe. Ich habe ein bestimmtes Durch- schnittstempo erreicht und ich fühle mich wohl damit. Es ist weder zu langsam noch zu schnell. Ich kann mein Gehen genießen. Ich entdecke sogar neue Wege, die ich von zu Hause aus gehen kann. Der ganze Monat April ist sonnig. Gott sei Dank, es ist so schön draußen. Ich meine, das Himmelsblau ist be- sonders kräftig ausgeprägt. Und ich denke, was wäre gewesen, wenn uns die Pandemie bei Regenwetter oder im Winter angetroffen hätte. Wie sonst nie sehe ich, wie Büsche und Bäume aufblühen, sich merklich mehr und mehr belauben. Ich empfinde den intensiv-
süßlichen Duft der überall angelegten Rapsfelder. Manchmal habe ich auch zu viel von diesem Geruch in der Nase. Ich lese nach und erfahre, wie sehr auch Raps den Bienen als Nektarquelle dient. Ich schaue aus höheren Lagen auf die leuchtend gelben Felder vor oder unter mir.Wie übergroße Badelaken liegen sie zwischen Wiesen und Anbauflächen für Getreide. Und überhaupt die Farben: Ich nehme die vielen Nuancen von Gelb, von Grün oder Violett wahr. Ackerböden, auf denen noch keine Feldfrüchte wachsen, sind ganz un- terschiedlich braun. Das bewusste Gehen in der Natur lehrt mich wieder, mehr im Hier und Jetzt zu sein. Der Philosoph Sören Kierkegaard hatte die Worte Jesu (vgl. Mt 6,25-32) im Sinn, der menschlicher Zukunftssorge die Bilder aus der Natur gegenüberstellt. Sie lassen erkennen, auf was es wirklich ankommt, nämlich den Augenblick zu leben und sich in Gottes Gegenwart mit dieser Zeit be- schenken zu lassen: „Lerne von der Lilie und lerne vom Vogel, deinen Lehrern: zu sein heißt: Für heute da sein - das ist Freude. Lilie und Vogel sind unsere Lehrer der Freude.“ (W.A.) DIE NATUR REGT ZUM NACHDENKEN AN
Satte grüne Wiesen prägen den Mai.
E s wird vielen so ergangen sein in der zwei- ten Märzhälfte. Auf einmal war alles anders. Schon in den Tagen zuvor verschwindet ein Termin nach dem anderen aus dem Kalender. Völ- lig ungewohnt ist das für mich. Normalerweise gibt es in der Fastenzeit mehr Anforderungen als sonst im Laufe des Jahres. Bei mir dann auch zum ersten Mal in meiner Berufstätigkeit: Homeoffice! Eine sol- che Umstellung hatte ich noch nie. Ich habe aber Arbeit. Das macht mich froh und dankbar. Ich weiß, wie es anderen geht: Kurzarbeit, sogar Arbeits- platzverlust oder Homeoffice mit riesigen Heraus-
forderungen in den Familien, weil Kitas und Schu- len geschlossen und die Kinder zu Hause sind.
Ich kann sozusagen ‚in Ruhe‘ arbeiten und davon ist reichlich vorhanden. Ich wohne auf dem Land, wo ohnehin tagsüber wenig zu hören ist, sieht man von nachmittäglichen Rasenmähergeräuschen einmal ab. Ich habe den Eindruck, dass es mit den zunehmenden Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie nochmals stiller wird - auch bei uns. Ich kann es nicht sagen, woran es liegt. Aber es ist so.
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CellitinnenForum 03 | 2020
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