CF_2020_2

THEMA

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Die Behandlungsqualität kann ohne Digitalisierung nicht auf dem gewohnt hohen Niveau gehalten werden

Ein Krankenhausinformati- onssystem (KIS) bezeichnet alle Systeme der Informations- und Kommunikationstechnik, die Informationen und Daten innerhalb eines Krankenhauses erfassen, bearbeiten, speichern und nutzbar machen. Dabei handelt es sich sowohl um medizinische als auch administ- rative Patientendaten.

D er ‚digitale Wandel‘ hat un- sere Welt innerhalb der letz- ten 20 Jahre entscheidend verändert und auch vor den Kran- kenhaustüren nicht Halt gemacht: Eine vollständige digitale Patienten- akte und der automatisierte Daten- austausch vom Krankenhaus zum Hausarzt, Datenanalysen, die bei- spielsweise die Ausbreitung von antibiotika-resistenten Kranken- hauskeimen erkennen, ein elek- tronischer Medikationsprozess, bei dem die Medikamente von der Apo- theke für jeden Patienten individuell dosiert und verpackt direkt auf die Station geliefert werden, oder eine digitale Entscheidungsunterstüt- zung, mit der Empfehlungen von pflegerischen oder therapeutischen Maßnahmen aufgrund einer Analy- se der Patientendaten erfolgen, sind keine Zukunftsmusik. Algorithmen und Daten liefern Ärz- ten und Pflegefachkräften mehr und mehr das nötigeWerkzeug, um eine möglichst fehlerfreie Diagnose oder einen auf individuelle Bedürf- nisse optimal abgestimmten Thera- pieplan zu erstellen. Und ohne die Rolle der Mediziner schmälern zu wollen, deren Kompetenz und Er-

fahrung weiterhin für eine gute Ge- nesung der Patienten ausschlagge- bend sind: Die Behandlungsqualität kann ohne die Digitalisierung der Kliniken nicht auf dem gewohnt ho- hen Niveau gehalten werden.Wenn Sie einen Radiologen fragen, ob er Angst hat, dass sein Arbeitsplatz künftig durch Algorithmen ersetzt wird, so antwortet dieser selbst- bewusst, dass der Zuwachs der Bildmengen in der Radiologie so rasant voranschreitet, dass er jede Form der künstlichen Intelligenz willkommen heißt, die ihm dabei hilft, diese steigenden Aufkommen zu systematisieren und auszuwer- ten. Außerdem minimiert die Digi- talisierung der Patientendaten das Fehlerrisiko, wenn diese nicht mehr händisch, möglichst noch mit ei- ner unleserlichen Handschrift, do- kumentiert werden müssen. Doch bei aller Technik-Euphorie: Das Gespräch Arzt – Pflegefachkraft – Patient können Algorithmen nicht ersetzen. Das Zwischenmenschli- che bleibt. Es wird wegen der Flut an Informationen womöglich sogar noch wichtiger.

Der digitale Wandel im Klinikbetrieb

Puls- und Blutdruckwerte, Medi- kamentengabe, Röntgenbilder, Operationsverlauf – alle Werte fließen ein in die elektronische Patientenakte . Diagnosen und Therapiemaßnahmen werden direkt in das Krankenhausin- formationssystem eingespeist und stehen Pflegefachkräften und Ärzten mit einem Klick zur Verfügung.

Papierlose Arbeitsprozesse in deutschen Krankenhäusern sind für Einige die Lösung vieler Probleme, Andere befürchten den Niedergang zwischenmenschlicher Beziehungen, wenn Algorithmen oder künstliche Intelligenz in die Diagnostik und Therapie eingreifen.

Nach Einschätzung einer externen BeratungsfirmagehörendieKliniken

Foto und Grafik: iStock

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CellitinnenForum 02 | 2020

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