CF_2020_2

THEMA

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ein von Google entwickeltes Kran- kenhausinformationssystem. Für den Patienten ist es aber wichtig, dass die Kontrolle im Gesund- heitswesen nicht gänzlich an rein gewinnorientierte Unternehmen übergeben wird. Momentan schöpfen europaweit nur drei Kliniken den Markt der digitalen Möglichkeiten voll aus und erreichen damit in dem glo- bal anerkannten EMRAM-Ranking die Bestnote sieben: eine Klinik in Portugal und zwei in den Nie- derlanden (mehr zum Stand der Kliniken im Cellitinnenverbund vgl. Seiten 20-23). Die deutsche Krankenhauslandschaft hinkt hin- terher und erreicht auf einer Ska- la von 0 (keine Digitalisierung) bis 7 (papierloses Krankenhaus) nur einen Durchschnittswert von 2,3 (Deutscher Krankenhausre- port 2019). Für Europa sieht es mit einem Durchschnittswert von 3,6 nur unwesentlich besser aus.

Um den Anschluss an eine opti- male Versorgung der Patienten nicht zu verlieren, gibt es für die Krankenhaus-IT und den Gesetz- geber also noch einiges zu tun. Dass Patienten schon vor der Auf- nahme im Krankenhaus Fragen oder Aufklärungsbögen online be- antworten und ausfüllen, im An- schluss noch einen Blick auf die Speisekarte der nächsten Woche werfen und die letzten Röntgenbil- der hochladen, sind bereits tech- nisch gelöste Herausforderungen. Eine Aufnahme im Krankenhaus per Barcode mittels einer App auf dem Smartphone des Patienten oder ein digitaler Wegweiser zur besseren Orientierung in den wei- ten Fluren der Stationen sind nur weitere Bausteine, die schon heu- te flächendeckend zum Einsatz kommen könnten. Dr. Pascal Grüttner Leiter des Dienstleistungscenters IT (DLC IT)

Die Krankenhäuser im Cellitinnenverbund sind digital gut aufgestellt

Um für Katastrophen oder Ausfallzeiten gerüstet zu sein, wird ein zweites, räumlich vom Originalrechenzentrum getrenn- tes, „ redundantes Rechenzen- trum “ komplett dupliziert. Die Duplizierung gilt sowohl für die Hard- als auch für die Software und die jeweils aktuellen Daten. Sollte das Originalrechenzen- trum ausfallen, so kann der Betrieb im zweiten Rechenzent- rum fortgesetzt werden.

Wir müssen die Zügel für den digitalen Wandel in den Händen behalten

im Cellitinnenverbund bezogen auf die IT schon heute zu den Top zehn Prozent der deutschen Kran- kenhäuser. Der Verbund wird sei- ne Vorreiterrolle in den kommen- den fünf Jahren weiter ausbauen, so das strategische Ziel. Konkret stehen Projekte zum Ausbau des Krankenhausinformationssystems (KIS) in allen Einrichtungen an: Die elektronische Patientenakte wird flächendeckend eingeführt, die Anästhesie an das System angebunden und der Bereich Schmerzmedizin digital dokumen- tiert. Der Medikamentenkreislauf wird in allen Einrichtungen vollau- tomatisiert und telemedizinische Methoden werden ausgebaut. Ein besonderes Augenmerk bis 2025 liegt auf der besseren Vernetzung mit den Patienten im Vorfeld und Nachgang des Krankenhausauf- enthalts und auch der Kontakt und Austausch aller Teilnehmer im Ge- sundheitswesen, wie zum Beispiel zu den niedergelassenen Ärzten,

wird dank Digitalisierung besser und schneller. Dabei werden die Vorgaben des Gesetzgebers, al- len voran der Datenschutz, beson- ders berücksichtigt. Redundante Rechenzentren und hohe IT-Stan- dards, die Schadsoftware und Da- tendiebe abwehren, sorgen schon heute für eine maximal mögliche Sicherheit. Deutsche Krankenhäuser in- vestieren rund 2,6 Prozent ihres Umsatzes in IT-Systeme. Ange- sichts knapper Ressourcen zum Beispiel in der Pflege ist das ein hoher Aufwand. Neben den oben aufgeführten guten Gründen für den Einsatz digitaler Systeme und künstlicher Intelligenz in Kliniken birgt das Ignorieren des digitalen Wandels allerdings auch die Ge- fahr, in der deutschen Kranken- hauslandschaft von Technologie- unternehmen überrollt zu werden. Ein Amazon-Krankenhaus ist kei- ne ferne Fiktion, ebenso wenig wie

INFO

Der Verein Digital Health Germany e.V. vernetzt Bürger, Beteiligte des Gesundheitswesens, Forschungseinrichtungen, die Gesundheitsindustrie und junge Start-Up-Unternehmen. Ziel des Digital Health Germany e.V. ist es, zentral von Köln aus ein deutschlandweites Gesundheitsnetzwerk zu etablieren, in Deutschland zu positionieren und in den internationalen Austausch einzubinden. Neben den Krankenhäusern der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria gehören die Uniklinik Köln und die Städtischen Kliniken zu den Gründungsmitgliedern. Dr. Pascal Grüttner vertritt als stellvertretender Vorsitzender des Vereins die Krankenhäuser der Stif- tung. Für 2020 arbeitet der Verein an einer ‚Corona-Warn-App‘ mit, die mittels Testdaten infizierter Personen dabei helfen soll, rasche und ge- zielte lokale Eindämmungen durchführen zu können - selbstverständlich unter Wahrung des Datenschutzes und der Bürgerrechte.

Unter Telemedizin versteht man den Austausch zwischen Ärzten oder Arzt und Patient über Diagnosen und Therapien mittels moderner Telekommuni- kationsverfahren. Dazu zählen u.a: die Teleüberwachung eines Patienten oder die Online- Video-Sprechstunde.

Grafik: iStock

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CellitinnenForum 02 | 2020

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