CF_2020_2

THEMA

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Bei der Telematik handelt es sich um eine einrichtungs- übergreifende Kommunikationsinfrastruktur, die alle Akteure des Gesundheitswesens – Kliniken, Apotheken, Arztpraxen, Krankenkassen – miteinander vernetzt. Eine Grundlage der Telematik ist die digitale Patientenakte, die ab 2021 flächendeckend eingeführt werden soll. INFO

Krankenhaus 4.0 Der Weg zum papierlosen Krankenhaus erfolgt in den Häusern des Cellitinnenverbundes systematisch. Welche Hürden noch zu nehmen sind, erklären im Interview Patrick von der Horst und Stefan Pasche. M it einem 25-köpfigen Team arbeiteten Patrick von der Horst, Geschäftsführer des Kölner Heilig Geist-Krankenhauses, und Stefan Pa-

unterstützt die digitale Patientenakte die täglichen Abläufe und die Zusammenarbeit in der Klinik. Diese digitale Patientenakte im Krankenhaus ist übrigens nicht zu verwechseln mit der von der Po- litik seit Jahrzehnten geforderten elektronischen Gesundheitsakte, in der alle Krankheiten und The- rapien eines Menschen ‚von der Wiege bis zur Bahre‘ gespeichert sind. Technisch wäre auch dies möglich, jedoch sind noch einige Aspekte, wie die Möglichkeit des Patienten, selektiv Daten freizu- geben oder Schnittstellen zu allen am Markt be- findlichen Krankenhausinformationssystemen, zu klären. Doch warum findet die digitale Krankenhaus- Patientenakte trotz der vielen Vorteile nur zöger- lich Einzug in den deutschen Kliniken? Pasche : Hinter der Einführung verbirgt sich eine Vielzahl von Anforderungen: Verfügt die Klinik bereits über ein schnelles, sicheres und stabiles

sche, Projektmanager IT der Hospitalvereinigung St. Marien, die Zielvorgaben bis 2025 aus. Als Mitglied des IT-Lenkungsausschusses treibt von der Horst die Um- setzung der Vorgaben voran und behält die Entwicklun- gen in Politik und auf dem IT-Markt im Auge. Herr Pasche, sie arbeiten gerade an der flächen- deckenden Einführung der digitalen Patientenak- te. Welche Vorteile bietet diese? Für einen Patienten können alle relevanten Daten – Befunde, Röntgenbilder, OP-Berichte, Medika- mentengaben und weitere Therapieempfehlungen – in digitaler Form und damit an jedem Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt werden. Für Arzt und Pflege bedeutet es also ein Mehr an Transparenz, bes- sere Lesbarkeit der Anordnungen und jederzeit Zugriff auf alle relevanten Informationen. Damit

Wie weit ist der digitale Wandel in den Klinken der Cellitinnen zur hl. Maria vorangeschritten? Von der Horst : Die Kliniken der Hospitalvereini- gung sind im deutschlandweiten Vergleich gut aufgestellt. Alle Einrichtungen verfügen über ein gut ausgebautes WLAN, ein gemeinsames Re- chenzentrum und einheitliche PC-Systeme, die Grundvoraussetzungen für den digitalen Wandel. Unser Vorteil ist, dass wir mit einem Krankenhaus- informationssystem (KIS) arbeiten und nicht mit mehreren konkurrierenden Systemen. Dadurch müssen neue Anwendungsmöglichkeiten nur ein- mal entwickelt werden, sodass die Einrichtungen in der Anwendungsbreite und –tiefe sehr weit sind. Wenn wir in den kommenden Jahren in allen Häu- sern die digitale Patientenakte eingeführt haben, werden wir nach Einschätzung eines externen Beratungsunternehmens den EMRAM-Level 5 er- reicht haben. Für das St. Marien-Hospital in Köln gilt dies bereits, und auch das Heilig Geist-Kran- kenhaus wird dieses Level noch in diesem Jahr erreichen. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir uns zufrieden zurücklehnen können. Pasche : Wir haben auf der Basis unseres ein- heitlichen KIS in den einzelnen Kliniken verschie- dene Anwendungen in Pilotprojekten eingeführt und ausprobiert, bevor die anderen Einrichtun- gen einzelne Module übernommen haben. So

drahtloses, lokales Netzwerk (WLAN)? Wie lässt sich die digitale Patientenakte in das bestehende IT-Kliniksystem einfügen? Wie sieht die IT-Infra- struktur der Dienstleister (Labor, Apotheke etc.) aus, damit der Datenaustausch stattfinden kann? Welche Arbeitsprozesse müssen in den Kliniken auf die digitale Patientenakte abgestimmt wer- den? Schließlich greifen wir in bestehende Ar- beitsabläufe ein. Ärzte und Pflegefachkräfte müs- sen die Anwendung beherrschen, also sehr gut geschult sein, bevor sie am Krankenbett Daten auf einem mobilen Eingabegerät dokumentieren. Die Einführung der digitalen Patientenakte ist au- ßerdem keine einmalige Investition. Das System muss dauernd angepasst und weiterentwickelt werden und verursacht so laufende Kosten, die erst einmal erwirtschaftet werden müssen. Von der Horst : Für die angestrebte Digitalisierung der Krankenhäuser gibt es zwar Fördermittel des Landes NRW, beispielsweise für die Einführung der Telematikinfrastruktur. Doch diese decken die tatsächlichen Kosten der Digitalisierung nur zu ei- nem kleinen Teil ab. Der Rest muss aus eigenen Mitteln oder Fördermitteln, die eigentlich für Ge- bäude oder medizintechnische Ausstattung ge- dacht sind, finanziert werden. Bei dem schon en- gen Budgetrahmen tun sich viele Kliniken schwer, den digitalen Wandel zu vollziehen.

Grafik: iStock

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CellitinnenForum 02 | 2020

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