Cellitinnen 1_2015

Idee Einsatz

Qualen, die niemals enden Schmerzbehandlung für Folter-, Gewalt- und Kriegsopfer

Foltermethoden ausgelöste Erkran- kungen und Schmerzen festzustel- len und geeignete Therapieformen zu entwickeln. Die Arbeitsgruppe ist international besetzt; mit Dr. Thomas Cegla, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Kranken- haus St. Josef in Wuppertal, gehört auch ein deutscher Schmerzspe- zialist zur SIG. Die Ausgangslage ist bedrückend: Von den rund 51 Millionen Flücht- lingen weltweit sind mehr als die Hälfte unter 18 Jahren alt. In 112 Ländern der Welt wird gefoltert. Vor diesem Hintergrund informier- ten Ärzte in Buenos Aires über ihre Erfahrungen in Krisengebieten: Chronisch Kranke, zu denen auch Schmerzkranke gehören, seien medizinisch unterversorgt, ihre Immobilität verschlechtere ihren Gesundheitszustand. Den Helfern vor Ort seien Maßnahmen zur Ver- meidung von Schmerzen oft nicht bekannt. Mit ihrer Arbeit wendet die SIG sich zukünftig an die Helfer in den Krisenregionen und an die Ärzte in den Aufnahmeländern für Flüchtlinge. Absicht der Gruppe ist es, Kontakte zu Organisationen wie Human Rights Watch oder Amnes- ty International zu intensivieren und mit ihnen zu diskutieren, wie die

schmerztherapeutische Behand- lung vor Ort verbessert werden kann. Außerdem möchten die Me- diziner Weiterbildungsangebote entwickeln und anbieten, die die medizinischen Notwendigkeiten der Schmerztherapieprophylaxe zum Thema haben. Dazu stellten die Teilnehmer der Arbeitsgruppe im Rahmen eines Workshops die Pro- bleme klar heraus: Einige moderne Foltermethoden wie akustische Gewaltanwendung, Schlafentzug oder das häufig in den arabischen Staaten angewendete Schlagen auf die Fußsohlen (Falange) kann Krankheitsbilder nach sich ziehen, die nicht direkt auf Folter schließen lassen. Spezielle Traumatisierungen in den Herkunftsländern der Patien- ten können Schmerzen auslösen, deren Ursache nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist. An dieser Stelle möchte die SIG Aufklärungs- arbeit leisten und Mediziner dafür sensibilisieren, besonders bei Pa- tienten aus Krisenregionen einen möglichen Folterhintergrund in die Anamnese einzubeziehen. Zukünftig wird die Arbeitsgruppe Erfahrungsberichte und die vor- handene Literatur bündeln und die Ergebnisse auf Internetseiten mittels Verlinkungen öffentlich zu- gängig machen.

Dr. Thomas Cegla

Obwohl die Genfer Konvention den Einsatz der Folter verbietet, gehört diese in vielen Ländern zum All- tag, zum Beispiel im Rahmen mi- litärischer und polizeilicher Verhöre. Nicht selten sind sogar Mediziner an den Folterungen oder bei der Unterdrückung von Beweisen der Gewalt beteiligt. Die vermehrte Auf- nahme von Flüchtlingen erfordert auch in Deutschland eine Sensibili- sierung der Ärzte für das Thema, da Krankheitsbilder von Flüchtlingen nicht selten auf erlittene Gewalt in ihren Heimatländern zurückzufüh- ren sind. Den 15. Welt-Schmerz-Kongress in Buenos Aires nahmen zwölf Exper- ten zum Anlass, über die Lage und die Möglichkeiten der Schmerzbe- handlung von Folter-, Gewalt- und Kriegsopfern zu diskutieren. Diese ‚Special Interest Group’ (SIG) hat es sich zur Aufgabe gemacht, durch

Weitere Informationen: Dr. Thomas Cegla, Krankenhaus St. Josef, Wuppertal, Tel 0202 485-2601, Mail thomas.cegla@cellitinnen.de

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