Cellitinnen 1_2016

Glauben | Leben

Wegbegleiter des Lebens XXII. Teil Die heilige Sophia

Wie soll das Kind denn heißen? Die Auswahl des Vornamens ist für viele werdende Eltern ein wich- tiges Thema. Bestimmte Namen haben ‚Konjunktur‘, andere wer- den weniger ausgesucht, manche sind sogar völlig ‚out‘. Interessant ist, dass heutzutage Namen, die man eher vergangenen Zeiten zu- ordnet, wieder sehr beliebt sind. In den 1970er Jahren etwa galten bei den Mädchen Emma, Mia, Han- na(h) oder Sophia gelinde gesagt als altmodisch. 2014 führten sie dagegen in dieser Reihenfolge die Liste der beliebtesten Vornamen für diesen Geburtsjahrgang an. Neben Sophia gibt es auch die Schreib- weise Sofia oder Sophie, wobei die Ausprägung mit dem langen ‚i‘ auf dem eigenen Rangplatz 14 vertreten war. Die Betonung auf der zweiten Silbe ist heute völlig klar, ältere Menschen vor allem im Rheinland mussten sich erst da- ran gewöhnen, denn früher war es genau umgekehrt. Die Tochter war eben ‚us Soffie‘. Mit der ‚kalten Sophie‘ ist eine der nach wie vor populärsten Wetter- regeln verbunden. Gemeint ist da- mit der 15. Mai, der Gedenktag der heiligen Sophia von Rom und letzter Tag in der Reihe der ‚Eis- heiligen‘. Blumenliebhaber kennen diese Tage im Frühlingsmonat Mai. Erst wenn sie ins Land gegangen sind, werden überwinterte Kübel- ‚Eisheilige‘

weiht wurde. Vielleicht hatte schon Kaiser Konstantin selbst in ‚seiner Stadt‘ Konstantinopel eine Kirche mit diesem Patronat erbaut. Eine weibliche ‚Heilige Sophia‘ wurde da- mit aber nicht verehrt, sondern viel- mehr basierend auf der wörtlichen Übersetzung, die ‚Heilige Weisheit‘ Gottes bezogen auf Jesus Christus und die Gottesmutter Maria. Dar- stellungen der göttlichen Weisheit in der ostkirchlichen Kunst zeigen einen Engel auf einem Thron mit feurigemAntlitz und ebensolchen Flügeln und Hän-

pflanzen hervorgeholt. Die späten Kaltlufteinbrüche mit Nachtfrösten in der Maimitte gelten, wie die an- deren mit Merksätzen verbundenen Bauernregeln, als gesicherte Erfah- rung einer durch die Jahrhunderte gewachsenen landwirtschaftlichen Kultur. Die Meteorologie sieht das Phänomen differenzierter. Kaltluft- fronten zu dieser Zeit können so- wohl ganz ausbleiben als auch noch später erst Anfang Juni einbrechen, gemeinhin ‚Schafskälte‘ genannt, die für die dann schon gescho- renen Herdentiere unangenehm werden kann. Der Überlieferung nach beginnen die ‚Eisheiligen‘ im alpenländischen Raum am 12. Mai mit Pankratius, gefolgt von Servati- us am 13. sowie Bonifatius von Tarsus am 14. Mai. In Norddeutschland und in den Niederlanden werden noch Mamertus am 11. und eben die ‚kalte Sophie‘ am 15. Mai dazu gerechnet. Wenn uns also nach wie vor eine Tagesheilige Sophie bezo- gen auf die Jahreszeiten ver- traut ist – welche geschichtlich erfassbare Person steht nun dahinter? Die Assoziation zu einem der wichtigsten Touris- tenziele des heutigen Istanbuls, der ‚Hagia Sophia‘, liegt nahe. Kaiser Justinian I. ließ diesen monumentalen Sakralbau er- richten, der im Jahr 537 ge-

den. Tatsächlich gibt es aber aus der Zeit der ver- folgten frühen

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