Cellitinnen 1_2016

Glauben | Leben

Die Fastenzeit hat viele Facetten „Es geht nicht nur um die Wurst“

Nun hat sie also wieder begon- nen – die Fastenzeit. Nach wie vor scheint dies von allgemeinem In- teresse zu sein und so wird man in der Zeitung auch in diesem Jahr wieder entsprechende Artikel unter der Rubrik ‚Modernes Leben‘ fin- den. Allerdings: ‚Die‘ Fastenzeit hat heutzutage viele Facetten. Im Zei- chen von Wellness und Körperkult geht es eher vordergründig ums Abnehmen, man will über das Früh- jahr wieder die berühmten Pfunde loswerden, teils mit den abenteuer- lichsten neuen Diäten. Doch mit dem Verlieren überflüssiger Pfunde ist das Fasten oder die Fastenzeit nicht wirklich erklärt. Der Blick auf die Fastenpraxis, wie sie in den gro- ßen Weltreligionen praktiziert wird, führt auf den Ursprungsgedanken. Die Fastenzeit oder Österliche Buß- zeit ist die 40-tägige Vorbereitungs- zeit der katholischen Kirche auf Ostern. Sie beginnt am Aschermitt- woch und endet am Karsamstag. Das sind 46 Kalendertage, wobei die sechs Sonntage ausgenom- men sind. Heutzutage gelten der Aschermittwoch und der Karfreitag als verpflichtende Fast- und Ab­ stinenztage; das heißt für katho- lische Christen zum einen, das Es- sen auf nur eine Sättigung am Tag zu beschränken und zum anderen, auf Fleischspeisen zu verzichten. Diese Abstinenz sollen auch Ju- gendliche ab dem vollendeten 14. Fasten als Vorbereitung

Lebensjahr einhalten, während das Fastengebot alle Volljährigen bis zum Beginn des 60. Lebensjahres betrifft. Alle Freitage des Jahres sind im Gedenken an das Leiden und Sterben Jesu Christi kirchliche Buß- tage, an denen die Gläubigen zur Abstinenz von Fleischspeisen ver- pflichtet sind. Allerdings kann die- ses Freitagsopfer variiert werden: Neben dem Verzicht auf Fleisch kann die bewusste und spürbare Einschränkung von Konsum treten, wobei besonders der von Genuss- mitteln gemeint ist. Das dadurch Gesparte soll caritativ verwendet, beispielsweise mit Menschen in Not geteilt werden. Das deutsche Tätigkeitswort ‚fas- ten‘ ist abgeleitet von dem Eigen- schaftswort ‚fest‘, was dann eben

in Aktion umgesetzt ‚festmachen‘, ‚befestigen‘ heißen würde. Analog dazu ist die Fastenzeit eine Zeit um sich innerlich neu festzumachen, zum Haltgewinnen. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil werden für die vorösterliche Fastenzeit umfassendere Bezeich- nungen bevorzugt: ‚Österliche Buß- zeit‘ oder ‚Zeit der Vierzig Tage‘ oder ‚Vierzig-Tage-Zeit‘ (lat.=Qua- dragesima). Der Charakter als Buß- zeit soll im Vordergrund stehen. In einem katholischen Hausbuch findet man dies gut nachvollzieh- bar erklärt. Ausgangspunkt sind die im Aschermittwochsgottesdienst gelesenen Texte aus der Heiligen Schrift, bei denen sozusagen der ‚Grundakkord‘ der ganzen Fasten- zeit anklingt: „Kehrt um zu mir von

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