Cellitinnen 1_2017
Kultur | Freizeit
sich daran gewöhnen, dass es in einem russischen Aufzug keine Taste für das Erdgeschoss gibt; eine Null-Etage existiert nicht. Auch das kräftige warme Frühstück am nächsten Morgen mit Buchweizen- brei, Pilzen, warmem Fisch, Würst- chen und Gemüse ist für zartbesai- tete Mägen gewöhnungsbedürftig. Dafür stärkt es einen Vormittag lang gegen die kalten Temperaturen draußen.
Bahnhöfen steigen Russen mit vielen Paketen aus und ein, und Händlerinnen kommen, die auf den Gängen Waren anbieten: frische Piroggen, Obst, warme Wollsocken und Schals. Die Dörfer und Städte im ländlichen Russland unterschei- den sich deutlich von Moskau; bunte Holzhäuser, wenige Stein- häuser, viele Gärten, Werkstätten und Sandwege. Hin und wieder ein glitzernder See, ein Auto. Die alten Lada und Moskwitsch sind hier unterwegs, kaum ein teures Westauto.
Über eine Million Einwohner, so groß wie Köln, zieht sich die Stadt fast 90 Kilometer an der Wolga ent- lang, höchstens vier Kilometer in die Breite. Jetzt stehen die russi- schen Mitreisenden erwartungsvoll am Fenster, um SIE zu sehen, die weithin sichtbare Statue der ‚Mutter Heimat‘ auf dem Mamajew-Hügel, die mit ausgestreckter Hand jeden Rückkehrer begrüßt. Ich fühle mich in diesemMoment sehr verbunden mit Menschen, die mit Tränen in den Augen ein Bauwerk sehen und sich zuhause fühlen, so wie es mir geht, wenn der Zug über die Hohenzol- lernbrücke fährt und den Blick auf den Kölner Dom freigibt. Wir sind da! Das Hotel ‚Wolgograd‘ wird eine Woche lang unser Zuhause sein. Nicht wenige Reisende müssen
Ankunft bei ‚Mutter Heimat‘
Erste größere Häuseransammlun- gen kündigen Wolgograd an, das von 1925 bis 1961 Stalingrad hieß.
Gedenken an Stalingrad
Der erste Weg führt direkt in die Vergangenheit der Stadt. 300 Meter vom Hotel entfernt geht es in ein ausgedehntes Kellergeschoss, in dem Generalfeldmarschall Pau- lus seine Einsatzzentrale installiert hatte. Die Ausstellung zeigt den Alltag der deutschen Wehrmacht, bekannt durch die Eindrücke der ‚Stalingrader Weihnacht‘ 1942, mit Päckchen aus der Heimat im Be-
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