Cellitinnen 2_2019
Titel | Thema
Alles darf, nichts muss Lachen in der Trauerbegleitung
Es gehört sehr wohl zusammen. Sich zu freuen ist ein angeborenes Gefühl, genau wie die Traurigkeit. Menschen, die sich ‚zusammen- reißen‘, den ‚Kopf hoch‘ tragen und Probleme einfach weglachen, werden gelobt. Wir sind so weit gekommen, dass wir uns für die Gefühlsreaktion Weinen entschul- digen, nicht aber für das Lachen. Trauern bedeutet ja nicht nur wei- nen, sondern auch Wut, Zorn, Schuld, Sehnsucht oder Erleichte- rung. Man kann wie erstarrt sein, doch gleichzeitig auch dankbar und fröhlich, weil man Erinnerungen hat, über die man lacht. Lachen hilft, loszulassen, zu entspannen. Was geben Sie Trauernden zum Thema ‚Lachen‘ mit auf den Weg? Alles darf sein! Niemand muss ein schlechtes Gewissen haben, weil er wieder lacht. Oft fragen sich Trau- ernde: Werde ich jemals wieder lachen können? Doch Menschen können sich in ihren wirklich glück- lichen Momenten auch nicht vor- stellen, jemals wieder weinen zu müssen. In traurigen Zeiten dürfen wir weinen und lachen, so wie wir in fröhlichen Zeiten auch weinen dürfen. Wir müssen mit diesen Ge- fühlen nur irgendwann wieder in Balance kommen, auch wenn es im Leben immer wieder Schwer- gewichte zur einen wie zur anderen Seite geben kann. Und inwiefern hilft Lachen während der Trauer?
dadurch ebenfalls wieder lernen zu lachen. Sie schütten ihr Herz aus, indem sie über die Trauer reden, indem sie weinen, schimpfen oder sich mit anderen austauschen. So schaffen sie Platz im Herzen und schließlich kann auch wieder mehr gelacht werden. Wir haben in der Trauerarbeit viele gemeinsa- me Lachmomente, zum Beispiel während der Spiele. Es gibt eines, dabei wird ein Teller mit Lach- und Weingummis in die Mitte gestellt. Erzählen die Betroffenen von einem Erlebnis mit dem Verstorbenen, welches sie zum Lachen bringt, gibt es ein Lachgummi, im umgekehrten Fall ein Weingummi. Welche Situationen sorgen dafür, dass Ihnen das Lachen vergeht? Bei dem Thema Finanzierung von Trauerarbeit vergeht mir eindeutig das Lachen. Oder dann, wenn Trau- ernde zum Psychologen geschickt werden und dort fälschlicherwei- se eine Depression diagnostiziert bekommen, obwohl sie einfach nur traurig sind. Trauer muss ja gar nicht weggehen. Ich muss nur lernen, mit ihr zu leben und mich nicht von ihr bestimmen zu lassen. Trauer und Lachen gehören für viele Menschen nicht zusammen. Eini- ge finden diese Kombination sogar verwerflich. Warum ist die Art und Weise, wie zu trauern ist, so fest in der Gesellschaft verankert und wie lässt sich dies durchbrechen?
Ein Interviewmit Mechthild Schroe- ter-Rupieper, Leiterin des Lavia Ins- titutes für Familientrauerbegleitung in Gelsenkirchen, und Begründerin der Begleitung von trauernden Fa- milien in Deutschland. Frau Schroeter-Rupieper, seit 1992 arbeiten Sie im Bereich der Trauer- begleitung. Welche Situationen bringen Sie zum Lachen? Zum Lachen oder Lächeln bringt mich Situationskomik – oder Trau- ernde, die mich mit ihrer Reaktion überraschen. Wenn Angehörige sich eine Weile mit der Trauer aus- einandergesetzt haben und dann merken, dass sie nicht mehr gute Miene zum bösen Spiel machen müssen, sondern einfach loslas- sen können. Das kann für andere Teilnehmer inspirierend und über- raschend sein. Trauernde können
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CellitinnenForum 2/2019
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