Cellitinnen 3_2017

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Und was passiert mit mir ‚danach‘? Warum man frühzeitig über den ‚letzten Weg‘ nachdenken sollte

Am Silvestertag 2016 starb meine geliebte alte Katze Bella. Sie war in Ehren ergraut vierzehn Jahre alt geworden und seit längerer Zeit mit heftigen Krankheitsschüben belas- tet. Nun hatte sie es geschafft und war zu Hause gestorben. Traurig über den Abschied von der lieb gewordenen Gefährtin, musste schnell entschieden werden: Wohin mit der toten Katze? Sollten wir sie an ihrem Lieblingsplatz im Garten begraben? Das Erleben von Todesfällen und die zwangsläufigen Gedanken zum Thema Bestattung blieben mir das ganze Frühjahr über erhalten. Eine Seniorenhausbewohnerin starb und die Angehörigen baten mich um die Gestaltung der Trauerfeier – ohne Beisetzung, denn die sollte Tage später in einer anderen Stadt statt- finden. Dann verstarb plötzlich mei- ne Mutter. Unvorbereitet standen wir Geschwister vor der Frage: Was hätte sich die Mutter gewünscht? Mit der einen Tochter hatte sie über

den Friedwald gesprochen, mit der anderen über Einäscherung. Zum Glück gab es ein Kolumbarium auf dem Dorffriedhof. Was würde ihr gefallen: Rosen oder Nelken, ein Kreuz auf der Urne oder gar kein Symbol? Wie christlich sollte die Trauerfeier gestaltet sein, wenn es für viele aus der Familie keinen Be- zug mehr zur Kirche gibt? Diese Diskussionen waren anstrengend und nahmen der Trauer um die tote Mutter viel Raum. Wer beschäftigt sich schon früh- zeitig mit den letzten Dingen seines irdischen Lebens? Wer möchte diesen Schritt bewusst gestalten oder lieber den Kindern, Freunden oder, wenn niemand mehr da ist, der Stadtverwaltung überlassen?

sagbar entlastet, mit jemand früh- zeitig über ihre eigene Bestattung sprechen zu können. Nicht selten musste das Palliativteam zwischen Sterbenden und Angehörigen ver- mitteln und eine Sprache finden, die ermöglicht, dass Angehörige verstehen, warum die Sterbende das letzte Stück so oder so umge- setzt haben will: „Und nach meiner Beerdigung geht ihr Pizza essen”, wünschte sich eine italienische Patientin. „Mama, das können wir nicht, wir kriegen da nichts run- ter!” – „Ach was”, entgegnete sie, „der Appetit kommt beim Essen. So war es immer bei uns.” Es hilft zu wissen – so hätte sie es gewollt. Anders der Wunsch einer Palliativ- patientin, nach ihrem Tod plastiniert zu werden. Für die Angehörigen war das schlicht unvorstellbar – kein Abschied, keine Feier, kein Grab? Viel musste vermittelt wer- den zwischen der Sehnsucht der Sterbenden, den Krebs zu über- dauern, und dem Wunsch der

Ratlosigkeit der Angehörigen

Über meine Arbeit als Palliativseel- sorgerin habe ich erfahren, dass es Menschen, die sich bewusst mit ih- rem Lebensende beschäftigen, un-

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