Cellitinnen 3_2017

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Kölner Vorsorgetag 2017 Schwierige Themen mit der Patientenverfügung ansprechen

4. Wenn die Gesundheit schlechter wird, wie wollen Sie Ihre Zeit und ihr Leben gestalten? 5. Wem trauen Sie es zu, Ihr Vor- sorgebevollmächtigter zu sein? Dies sind sicherlich keine einfachen Fragen und wir Menschen sind Weltmeister im Verdrängen. Wenn man sich jedoch schon einmal Gedanken über diese fünf Punkte gemacht hat, dann ist es eigentlich nicht mehr so schwierig, eine Pa- tientenverfügung auszufüllen. Aber was ist, wenn man zu den Menschen gehört, die mitten imGe- spräch plötzlich sagen „können wir nicht über was anderes reden?“ – alldenjenigen, aber nicht nur ihnen, ist das Buch der Amerikanerin Roz Chast zu empfehlen. Genau diese Aussage hörte sie nämlich, als sie das Thema Tod und Sterben bei ihren Eltern ansprach. Was aus diesen Gesprächen wurde, hat sie in einem einfachen Komikbuch aufgeschrieben. Es ist leicht ver- ständlich, gut übersetzt und es hilft zu verstehen, warum manche (ältere) Menschen sich besonders schwer tun, über eine Patienten- verfügung zu sprechen. Das Buch verheimlicht auch nicht, wie schwer es erwachsenen Kindern fällt, das Altwerden und die zunehmende Gebrechlichkeit bei den Eltern an- zusprechen.

Der 10. Kölner Vorsorgetag am 6. März 2017 war wieder eine gute Gelegenheit, sich über Möglich- keiten der persönlichen Vorsorge jenseits der Fünfzig zu informieren und auszutauschen. Auch der Vor- trag ‚Gespräche führen über Pa- tientenverfügung und Vorsorgevoll- macht‘ stand auf dem Programm. Ein schwieriges Thema, das Angst macht, denn niemand spricht gern über Krankheit, Leiden oder Tod oder über das Loslassen und das Ende des eigenen Lebens, und dann auch noch mit den eigenen Kindern, Angehörigen oder engen Freunden. Und umgekehrt treffen bei gebrechlichen Eltern solche Gespräche auch nicht immer auf freudige Zustimmung. Jedoch kommt niemand darum herum, sich mit diesen Themen auseinander- zusetzen und einmal über das ‚was wäre wenn‘ nachzudenken. Sich im Vorfeld einer Krankheit über eine Patientenverfügung Gedanken zu machen, ist dann so etwas wie eine

Feuerwehrübung: Denn wenn es brennt und man erst überlegen muss, was denn als nächstes zu tun ist, verliert man wertvolle Zeit. Wenn die Gesundheit wegbricht und schwierige Entscheidungen anstehen, dann ist es gut, den Ernstfall schon einmal gedanklich durchgespielt zu haben. In seinem Buch ‚Sterblich sein: Was am Ende wirklich zählt‘, gibt Atul Gawande den Lesern fünf Fragen mit, die für solche Gespräche hilf- reich sein könnten. Diese Lektüre ist eine gute Gelegenheit, sich einmal in schwierige Themen einzulesen und diese dann mit den Angehörigen zu diskutieren, wie zum Beispiel: 1. Wie verstehen und verarbeiten Sie Ihre Krankheit, Ihr Leiden heute? 2. Was sorgt Sie, wenn Sie an Ihre Zukunft denken? 3. Was ist für Sie Lebensqualität und auf was würden Sie ver- zichten, um diese zu erhalten?

Dr. Sylvia Klauser Ethikreferentin

CellitinnenForum 3/2017 13

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